Zu den beliebten Spaßmachern Temeswars gehörte Ende des 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts laut Josef Geml (in seiner bekannten Temeswar-Monographie) neben dem überaus witzigen Waisenamtspräses Dr. Bela von Mesko auch Josef Csasznek. Er war wegen seiner köstlichen Aussprüche und Anekdoten in allen Kreisen bekannt und beliebt, die er des Öfteren öffentlich im Rathaus, in der Temeswarer Handels- und Gewerbekammer- oder bei intimen Familienangelegenheiten zum Besten gab. Seine Frau war eine sanfte Seele, ein wahrer Engel. Diese Seelenruhe imponierte ihm auch, weshalb er trachtete, seine Frau nicht aufzuregen. Einmal kam er von einer lustigen Gesellschaft benebelt nach Hause und, um seine Frau, die zarte Seele, in ihrer Nachtruhe nicht zu stören, zog er schon im Vorzimmer seine Schuhe aus und legte sich ruhig ins Bett. Die Frau erwachte dennoch und machte ihm leichte Vorwürfe wegen seines Zustandes, worauf er erwiderte, dass er gar nichts getrunken habe und schon längst im Bette liege. Auf das hin nahm ihm die Frau den Zylinder vom Kopfe…
Er sprach oft und viel, wobei er fremde Wörter zu gebrauchen liebte, ohne deren wahren Sinn zu prüfen. So gefiel ihm der lateinische Ausdruck „punctum saliens“, und ohne zu wissen, oder doch ohne es kundzugeben, dass dieser Ausdruck eigentlich einen Schwerpunkt bedeutet, betonte er damit in seinen Ansprachen die Beendigung, die Fertigstellung einer Arbeit. Als er befragt wurde, weshalb er immer „punctum saliens“ sagte, gab er zur Antwort, dass er es selbst nicht weiß, aber schön ist der Ausdruck!? Einer aus der Gesellschaft gab dann zum Besten, dass ein Schuhmacher auf seine Firmentafel anbringen ließ “Csipesz es kengaz“ (Schuster und Schwefelgas). Darüber befragt, antwortete er, dass „kengaz“ ein schönes Wort ist…
Eine große Temeswarer Deputation war in Budapest, wo sie sich in der Nähe der Redoute in der Pilsener Bierhalle ein Rendezvous gab, zu welchem Zwecke ein langer Tisch zusammengestellt wurde. An einem Tischende saß der Fabriker Spaßvogel Henry Tauber, am anderen Csasznek. Hier brach die Rivalität, der Partikularismus der beiden historischen Stadtviertel Temeswars, Fabrikstadt und Josefstadt, aus. Zum Gelächter der Budapester Biergäste fing Tauber an, die Zurückgebliebenheit der Josefstadt laut zu schmähen, wo bloß am Bahnhof Bier zu haben ist, und wenn dort angezapft wird, wird dies ausgetrommelt. Mehr brauchte Csasznek nicht: „Deswegen“, sagte er, „sind wir doch feinere Leut als Ihr Fabrikler. Ich habe schon mehr Pischkoten gegessen, als du Quargel gesehen hast. Ihr wollt von Kultur reden? Ihr seid abonniert auf der Pamarama (Panorama), das ist eure ganze Kultur.“
Als die Angelegenheit der Verlegung des den Verkehr verhindernden und den Ausbau gegen die Josefstadt verhindernden Baziaser Bahngeleises auch in der Handels-und Gewerbekammer verhandelt wurde, sprach Johann Tedeschi 1908 in einer Sitzung im Interesse der Fabrik für die Variante der Verlegung über den Fabriker Bahnhof. Csasznek, der auch hierin einen Angriff auf die Josefstadt witterte und sagen wollte, dass ihn die vorgebrachten Argumente zugunsten der Fabrik nicht überzeugten, rief aus:“Ich lass mir nichts amputieren!“ (Er wollte wohl imponieren sagen).
Anlässlich der Beglückwünschung des Bürgermeisters Telbisz in der November-Generalversammlung 1891 zur Auszeichnung mit dem eisernen Kronenorden III. Klasse, sagte dieser unter anderem, dass die Auszeichnung als Anerkennung des Gelingens der Temeswarer Ausstellung erfolgte. Nachdem das ein Verdienst der Bürgerschaft ist, so gebührt die königliche Huld auch allen Bürgern. Diesen Ausspruch von Telbisz nahm unser Spaßmacher Csasznek wörtlich. Er ließ sich neue Visitkarten folgenden Inhalts anfertigen: Josef Csasznek, Mitbesitzer des eisernen Kronenordens.
Sein Sohn absolvierte das Obergymnasium in der Piaristenschule und hat die Maturitätsprüfung mit ausgezeichneten Erfolgen bestanden. In dieser Zeit gaben die Piaristen ein Festessen, zu welchem auch Josef Csasznek eingeladen war. In der Reihe der Toaste schmähte Csasznek die Gastgeber mit der Motivierung, dass er von einem solchen Professorenkollegium nicht viel hält, das sogar seinen Sohn für „reif“ erklärte!
Und doch, welche Ironie des Schicksals! Josef Csasznek, der so gerne und viel sprach, musste an Zungenkrebs, der ihn schon Monate früher des Redens beraubte, am 31, Dezember 1913 sterben.
(Auszug aus Josef Geml, Alt-Temeswar, Banat Verlag Erding 2010)