„Es wird ein voller Herbst sein“

Gespräch mit Alina Baciu, der Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Temeswar

Alina Baciu, die Leiterin des Deutschen Kulturzentrums: „Die Nachfrage an Kursen ist gestiegen“.
Foto: Zoltán Pázmány

Das  Deutsche Kulturzentrum Temeswar zieht um. Der neue Sitz befindet sich in der Dr. Liviu Gabor Straße Nr. 1, zwischen dem ehemaligen British Council und dem Kinderkrankenhaus. Über den Umzug, das Kursangebot und die Entwicklung der Einrichtung sprach Astrid Weisz von Radio Temeswar mit Alina Baciu, der Leiterin des Deutschen Kulturzentrums.


Warum zieht das Kulturzentrum um?

Einerseits, weil die Nachfrage an Sprachkursen sehr gestiegen ist und wir beim alten Sitz nicht mehr genügend Platz hatten, um die entsprechenden Kurse anbieten zu können. Andererseits, um die Bedingungen zu verbessern, sowohl für die Mitarbeiter, als auch für das Publikum.

Wie sieht der neue Sitz aus?

Es ist ein altes Haus, aber neu renoviert, es gibt bessere Bedingungen, was Heizung und Klimaanlage anbelangt. Wir haben auch eine Gasheizung dort, d. h. die Nebenkosten sinken. Wir können den Kursteilnehmern auch eine Klimaanlage anbieten, was wir im alten Sitz nicht konnten, weil das Haus unter Denkmalschutz steht. Man darf solche Geräte an das Gebäude nicht montieren.   

Das Kulturzentrum organisiert auch kulturelle Veranstaltungen. Gibt es im neuen Sitz einen speziellen Raum dafür?

Ja. Beim alten Sitz mussten wir den Veranstaltungsraum in einen Kursraum umwandeln, wegen der großen Nachfrage an Sprachkursen, sodass wir in den letzten zwei Jahren diese Möglichkeit eher beschränkt hatten. Beim neuen Sitz gibt es zwei neue Räume für die Bibliothek.

In einem Raum wird eine schöne Leseecke eingerichtet, hier kann man kleinere Veranstaltungen organisieren. Einen Ausstellungsraum werden wir leider nicht haben. Das Haus hat aber eine schöne Mansarde und da könnte man künftig auch Ausstellungen anbieten.

Diese Woche finden die Einschreibungen für die Standardkurse bereits im neuen Sitz statt.

Ja, seit Anfang dieser Woche finden uns die Kunden auf der Dr. Liviu Gabor Straße 1, wo wir sie bezüglich der Kurse gern auch beraten möchten. Wir bieten nicht nur Deutschkurse, sondern auch Rumänischkurse für Ausländer. Auch die Kinderkurse fangen wieder an. Die Bibliothek wird ab dem 3. Oktober dem Publikum zur Verfügung stehen.

Was ist das Besondere an den Deutschkursen im Deutschen Kulturzentrum?

Im Deutschen Kulturzentrum wird nach der kommunikativen Methode unterrichtet. Das Besondere daran ist, dass man die Kursteilnehmer in verschiedene Lebenssituationen versetzt. Sie lernen die deutsche Sprache, Grammatik und Wortschatz, anhand von Dialogen und Situationen. Man lernt hiermit viel schneller. Von der ersten Stunde wird man dazu ermutigt, zu sprechen. Dadurch kann man auch viel schneller ein Gespräch führen.

Die Niveaus, die wir anbieten, entsprechen dem Europäischen Referenzrahmen, von Niveau A1 bis C1, hauptsächlich für Erwachsene ab 16. Aber wie gesagt, wir haben auch Kinderkurse. Samstags hatten wir Kurse für Vorschulkinder und versuchen, sie auch Schülern anzubieten. Leider hat es bis jetzt nie geklappt, wegen dem Stundenplan der Schüler in der Schule.

Auf wieviel Deutschlernende stellt sich das Deutsche Kulturzentrum in diesem Jahr ein?

Wir hatten Anfang des Jahres 300 Kursteilnehmer pro Modul, wir hoffen auch jetzt, im Oktober, diese Zahl zu erreichen. Ein Modul dauert zehn Wochen. Das Standardkurs-Modul fängt am 3. Oktober an und endet am 12. Dezember. Danach folgen die Prüfungen.

Wodurch unterscheidet sich das Kulturzentrum von anderen Sprachschulen in Temeswar?

Der Vorteil eines Deutschkurses im Kulturzentrum ist nicht nur, dass man hier eine offizielle Prüfung ablegen kann, sondern auch, dass das Deutsche Kulturzentrum 2010 vom Goethe-Institut akkreditiert wurde. Als Sprachkurs Kooperationspartner, d. h der Qualitätsstandard entspricht der Qualität des Goethe-Instituts. Wir hoffen, dass wir dieses Jahr auch eine Vereinbarung mit dem Goethe-Institut abschließen dürfen, wodurch wir Prüfungen innerhalb des Kulturzentrums und bessere Preise für unsere Kursteilnehmer anbieten können.

Was kostet ein Kurs im Deutschen Kulturzentrum?

Er kostet 700 Lei für die zehn Wochen. Laut dem Marktpreis liegen wir ungefähr in der Mitte. Was wir zusätzlich den Kursteilnehmern anbieten sind Lehrwerke, diese sind kostenlos und sind im Kurspreis enthalten.

Wie sieht es mit der Nachfrage für Rumänischkurse aus?

Die ist schwankend. Im Sommer gibt es meist eine große Nachfrage. Wir bieten aber die Rumänischkurse nicht Modulweise, sondern sind da flexibler und bieten sie das ganze Jahr hindurch. Man kann sich zu jedem Zeitpunkt anmelden und es wird entsprechend der Bedingungen oder der Möglichkeiten des Kursteilnehmers ein Intensivkurs oder ein Standardkurs angeboten.

Beim alten Sitz hatten Sie auch ein Selbstlernzentrum. Wurde das beansprucht bzw. wird es das auch beim neuen Sitz geben?

Das wird es beim neuen Sitz auch geben, es wurde hauptsächlich von unseren Kursteilnehmern beansprucht. Es wird in der Bibliothek sein, da wird es auch eine Ecke mit dem Lehrmittelzentrum geben, so- dass die Benutzer des Selbstlernzentrums auch die Lehrwerke aus dem Lehrmittelzentrum benutzen können.

Was nimmt sich das Deutsche Kulturzentrum auf kultureller Ebene für die kommende Zeitspanne vor?

In Oktober beginnen wir mit einem Vortrag zum Liszt-Jahr. Professor Harald Haslmayr von der Kunstuniversität  Graz hält den Vortrag „Virtuoser Komponist und Pädagoge Franz Liszt in seiner Zeit“. Der findet am 6. Oktober in der Aula der Universitätsbibliothek statt. Davor bieten wir für die kleinen Lenauschüler eine besondere Lesung mit dem bekannten Kinderbuchautor Paul Maar, der eine Lesereihe durch Rumänien unternimmt.

Es ist ein Projekt der Robert -Bosch-Stiftung und zu diesem Anlass wurde eins der Bücher von Paul Maar von Alexandru Şahighian übersetzt. Dieses wird dann vorgestellt. Im Oktober werden wir versuchen, auch die Fans der elektronischen Musik zu beglücken. Leider findet heuer das TMBase-Festival nicht mehr statt, aber wir möchten einen deutschen Künstler einladen, der am 15. Oktober in Setup Venue auftreten wird.

Der Herbst bringt mehrere Ausstellungen mit sich: eine Rose-Ausländer-Ausstellung im November, dann eine Hanna-Arendt-Ausstellung, eine Ernst-Jandl-Ausstellung. Wir versuchen auch verschiedene Persönlichkeiten aus den Bereichen Literatur und Philosophie einzuladen. Außerdem werden wir einen Schwerpunkt auf die deutsch-jüdische Vergangenheit setzen und am 9. November eine musikalisch-szenische Lesung organisieren. Es wird ein voller Herbst sein.