Die Worte in der Überschrift sind Liesgens Liebeserklärung an das schwarze Gebräu, das bereits damals, zu Liesgens Zeiten, im 18. Jahrhundert, süchtig machte und Für- und Widersprecher fand. Johann Sebastian Bach hatte „Schweigt stille, plaudert nicht“ oder „Schlendrian mit seiner Tochter Liesgen“, besser als die „Kaffeekantate“ bekannt, zwischen 1732 und 1735 komponiert. Nun wurde sie mit einemSchuss Modernisierung für das heutige Publikum in Temeswar als krönenden Abschluss der vierzehnten Cafékultourwoche aufgenommen worden.
Liesgen ist in den Kaffee vernarrt, ihr Vater will sie von dieser ihrer Angewohnheit abzubringen, verbietet ihr den Kaffee, zürnt ihr, als sie es nicht lassen kann, wettert und droht ihr sogar, dass er ihr keinen Mann suchen wird. Das eigenwillige Liesgen verspricht und tut schließlich doch, was es selbst will.
Auf Bachs Geburtsjahr 1685 fällt die Eröffnung des ersten Leipziger Kaffeehauses zusammen. Damals galten die Kaffeehäuser noch als verrucht, das Image wandelte sich aber relativ schnell in den kommenden Jahrzehnten, so dass Bach die sogenannte „Coffee-Cantata“einem Café sozusagen auf den Leib schrieb.
Dass man heute – wenn der Kaffee nicht nur im Ambiente eines Cafés genossen sondern auch stehend neben einem Automaten genippt wird – gelassen und witzelnd über dieses Stück Kaffeekulturgeschichte blicken kann und sich daran köstlich amüsiert, wurde am Sonntag klar, als der Gastbariton Roman Tsotsalas, die Sopranistin Rut Iovescu und der Tenor Daniel Zah mit der Moderation von Christian Rudik und mit der musikalischen Begleitung, die unter dem Dirigentenstab von LaurențiuMuntean möglich wurde, vor dem Publikum im „Pepper Steak & Shake“ aufgetreten sind.
Neben dem Bariton Roman Tsotsalas, der aus Düsseldorf stammt und an der Universität in Hannover sowie am Konservatorium in Venedig studiert hat, nun in Malmö als Operninterpret tätig ist, soll insbesondere die Leistung der Sopranistin besonders hervorgehoben werden.
Um die Kantate ein bisschen an das 21. Jahrhundert anzubinden, setzte man zum Beispiel ein Smartphone ein und Christian Rudik erklärte, dass der kaffeeverbot damals dem von manchen Eltern ihren Kindern auferlegtes Facebook- oder Smartphone-Gebrauch heute ähnlich ist.
Dieser Abschiedsabend ist dank dem Deutschen Kulturzentrum Temeswar zustande gekommen und wurde in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bukarest organisiert.
Sieben Abende hatten die Veranstalter der Cafékultourwoche, das Deutsche Kulturzentrum Temeswar und das Französische Kulturinstitut, auch in diesem Jahr vorgeschlagen.
Einen Pantomime-Abend mit der „Compagnie Comme Si“ und dem Duo, das „Deux Rien“ aufgeführt hat, schlug in diesem Jahr das Französische Kulturinstitut vor. Die Pantomime-Show fand im Café „D’Arc“ statt. Das Französische Institut hatte bereits im Vorjahr mit einer Pantomime-Show Erfolg gehabt.
Angefangen hat die Woche mit dem italienischen Abend, wobei die Zusammenarbeit der Organisatoren mit dem italienischen Honorarkonsulat die Premiere dieses Jahres darstellte. Zu einer von Flussgottheiten belebten Reise von der Sile, dem Fluss in Treviso, bis hin zur Bega, lud der italienische Künstler Luciano Longo ein.
Anschließend war am Dienstag im Laufe des polnischen Abends der US-amerikanische Spielfilm „Die Frau des Zoodirektors“ projiziert worden, der von einer wahren Geschichte im besetzten Warschau während des Zweiten Weltkriegs handelt.
An der Ausstellung „Zwölf Welten“, die in der Cărturești-Buchhandlung in der Iulius-Mall gezeigt wird, und die am Mittwoch eröffnet wurde, kann sich das Publikum noch weiterhin erfreuen. Mit dieser Ausstellung machen sich die jüngeren Generationen an Kinderbuchillustratoren aus der Tschechischen Republik bekannt. Darin werden Namen wie David Böhm, Renata Fucikova, Lucie Lomova oder Peter Nikl – insgesamt zwölf Gegenwartskünstler auch dem hiesigen Publikum nähergebracht. Die Ausstellung hat mehrere Länder betourt, zuletzt war sie im März in Dublin, Irland zu sehen gewesen.
Auf den serbischen Abend und der versprochenen Jazzmusik hat sich das Publikum gefreut, hat aber lange warten müssen, denn wegen des längeren Aufenthalts an der Grenze konnten die beiden Künstler Milan Savic und Jelena Radulovic erst anderthalb Stunden später im Hof bei „Aethernativ“ auftreten. Viele von den Anwesenden überbrückten die Zeit bis dahinjedoch nicht mit Kaffee, sondern haben eher zu Bier oder Apfelwein gegriffen.
Zwecks Vielfalt war der rumänische Abend dann am Samstag auf modernen Tanz ausgerichtet: Es trat die Temeswarer Kompanie „Unfold Motion“ mit der Performance „Planet Dance“ auf.
Ein Crescendo hat man in der diesjährigenCafékultourwoche nachspüren können. Die etablierten Fans – man sieht zu solchen Gelegenheiten viele bekannte Gesichter wieder – aber auch die Neuankömmlinge freuen sich bereits auf das nächste Jahr.