Der Bezug zur alten Heimat ist bestehen geblieben, auch wenn sich ein großer Strukturwandel in Bakowa vollzogen hat, sagt Claudia Loh. Dabei versucht sie die Klänge der Freiburger Eisenbahnmusikanten zu übertönen, die im Dorfpark aufspielen. Nach einer Unterbrechung von einem Viertel Jahrhundert ist erneut Kirchweih im ehemaligen Winzerdorf Bakowa angesagt. Claudia Loh ist eine von zirka 200 Bakowaern, die am vergangenen Wochenende aus Deutschland angereist sind, um in ihrer alten Heimat eine fast ebenso alte Tradition aufleben zu lassen.
Nicht nur Bakowaer waren zum Fest gekommen: schwäbische Trachten hatten auch Busiascher, Sackelhausener und Warjascher angelegt. Das Fest fand vielleicht gerade deshalb so viel Anklang, weil in das ehemalige Schwabendorf heute Bürger aus 37 Verwaltungskreisen Rumäniens zugezogen sind, wie Ernst Bayerle, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Bakowa der BZ sagte. Sie alle wollten sehen, wie die Deutschen vor dem Massenexodus ihr Fest der Kirchenweihe begingen.
Beim Bakowaer Treffen in Sinsheim/ Deutschland war die Idee aufgekommen, erneut Kirchweih im Heimatort zu feiern, wo nur noch etwas mehr als 20 Deutsche leben. „Ohne jedoch die Unterstützung vor Ort durch Landsleute wie Herbert Grün, Helmut Weinschrott oder Edith Singer hätten wir das Fest nicht so groß und schön aufziehen können“, so Harald Schlapansky aus dem HOG-Vorstand. Er selbst hatte Ende der 1980er Jahre dreimal an Kirchweihfesten in dem etwa 30 Kilometer von Temeswar entfernten Ort teilgenommen.
Die Bakowaer wollten auch unter den neuen Begebenheiten über weite Strecken die alten Bräuche zu Kirchweih beibehalten. So verzichteten sie nicht auf das hier übliche Austanzen des Kirchweihstraußes, aber auch nicht auf das „Heimspielen“ des Reststraußes („Storzen“) oder auf das hierzulande traditionelle Bock-Werfen“. Der Busiascher Herbert Zirk wartete zudem mit einer Kegelbahn auf. Der Gewinner erhielt als Preis ein Schwein.
Die HOG-Treffen der Bakowaer in Sinsheim haben in den letzten Jahren an Häufigkeit zugenommen. Trafen sie sich zunächst alle zwei Jahre, wurden diese Heimatbegegnungen zuletzt gar jedes Jahr veranstaltet. „Wir haben steigende Besucherzahlen“, begründet der HOG-Vorsitzende Ernst Bayerle, und „so war dann auch ein Fest in der alten Heimat nicht mehr abwegig“. Die Kommunalverwaltung von Busiasch – Bakowa ist ein eingemeindetes Dorf der Kleinstadt - hat signalisiert, dass sich sich über Treffen dieser Art auch in Zukunft freuen würde. „Wir möchten uns einen Traum erfüllen, noch einmal ´Kerweih´ in Originalkulisse zu feiern“, hatte unter anderen Bayerle in seiner Einladung an den Vorsitzenden des DFDB, Johann Fernbach, geschrieben. Die Bakowaer haben sich am vergangenen Wochenende diesen Traum erfüllt, mit Blasmusik über die Straßen von Bakowa zu marschieren. Man wollte dieses aufgekommene Gefühl an die Nachkommen weitergeben und alle sollten den berühmten Weinberg in der Nähe kennen lernen, der einst eine Ziegenwiese war. Die Bakowaer Schwaben hatten daraus eine wahre Goldgrube gemacht. „Auch die daheim Gebliebenen und die Neubürger von Bakowa sollten etwas von unserer Kultur vermittelt bekommen“, so der HOG-Vorsitzende.
Der Banat-Heimkehrer und Tanzlehrer Hansi Müller sieht die zuletzt häufigen Kirchweihfeste im Banat vor allem als solche in Anlehnung an die Jubiläen seit Einwanderung und Kirchenweihe. Er kann sich aber auch gut vorstellen, „dass das Interesse der ausgewanderten Schwaben an ihrer alten Heimat zunimmt“, So könne auch „vieles, was früher Tradition war, wieder aufgenommen werden“.
Harald Schlapansky gehört zur mittleren Generation, die in Deutschland ins Berufsleben eingestiegen ist, aber bereits im Banat die angestammten Sitten und Bräuche mitbekommen hat. „Kurz nach der Wende, durfte ich als Trachtenträger zu den Heimattagen nach Deutschland. Da bin ich so richtig auf den Genuss gekommen“, sagt Schlapansky, seit Jahren als Vorsitzender der Deutschen Banater Jugend- und Trachtengruppen um Brauchtumspflege der Banater Schwaben hüben wie drüben bemüht.