Johann Wolf, der bekannte Banater Schulmann, Philologe, Literaturwissenschaftler, Hochschullehrer, Heimatkundler und Philosoph entstammte einer Warjascher Familie. Er wurde am 12. Juni 1905 als Sohn des k.u.k. Militärmusikers Johann Wolf und von Maria Koran in Bozen, heute Südtirol, Italien, geboren und wuchs in Wien, Pressburg und ab 1919 in Warjasch auf. 1919-20 besuchte er in Temeswar das Deutsche Realgymnasium und darauf die Katholische Deutsche Lehrerbildungsanstalt. Der begabte junge Lehrer wurde ebenda 1924 Studienleiter und Erzieher. 1926 wurde er zum ersten Übungsschullehrer der „Banatia“ ernannt. Wolf leitete die Lehrerfortbildung in dem 1930 gegründeten „Deutschen katholischen Lehrerverband“. Er schrieb Beitrage für den „Banater Schulboten“, dessen Schriftleiter er von 1931- 1932 war. Er war Mitherausgeber einer Reihe von Volksschulbüchern. In diesen Jahren wirkte er als Schauspieler in Schillers „Wilhelm Tell“, „Die Räuber“ und als Mephisto in Goethes „Faust“ mit. Zu dieser Zeit heiratete er die Grundschullehrerin Elvira Hicke (1906–1999). Er studierte Pädagogik, Philosophie, Psychologie und Mathematik in Wien und promovierte 1936 in Philosophie. Als Autodidakt erlernte Wolf mehrere Sprachen. In den Kriegsjahren wirkte er als Lehrer in Temeswar. Im Januar 1945 wurde Wolf zur Zwangsarbeit nach Kriwoj Rog (Ukraine) deportiert, Nach seiner Heimkehr unterrichtete er an verschiedenen Schulen, so bis 1957 an der „Deutschen Pädagogischen Lehranstalt“. Johann Wolf führte hier das Dorfpraktikum als Novum ein, die künftigen Lehrer sollten nicht nur für den deutschen Unterricht methodisch gerüstet sein, sondern auch die Kulturtätigkeit auf dem Lande angehen.
1957 schloss sich Johann Wolf dem Germanistik-Lehrstuhl der 1956 gegründeten Temeswarer Philologie-Fakultät an, hier unterrichteten schon die Gründer Stefan Binder, Hans Weresch, Rudolf Hollinger. Zu diesem bemerkenswerten Lehrerkollektiv jener Jahre zählten noch Maria Pechtol, Karl Zirenner, Eva Marschang und etwas später auch Radegunde Täuber. Wolf (Er war hier von 1958 bis 1969 als Hochschullehrer tätig) wurde von Anfang an in die Leitung des erst gegründeten Arbeitskreises für Mundartforschung gewählt. Seine späteren Werke wie „Kleine Mundartenkunde“ (1975) und „Banater deutsche Mundartenkunde“ (1987) sollten bis heute grundlegend für die Erforschung der Banater deutschen Mundarten sein. Auf seine Anregung kam sein Student und dann jüngerer Kollege Peter Kottler zu seiner Lebensaufgabe, der Arbeit am Wörterbuch der Banater deutschen Mundarten. Wolf hatte eine bedeutende Rolle in der didaktischen Heranbildung der zukünftigen Deutschlehrer: Wichtig war und blieb für die folgenden Jahrzehnte seine „Methodik des deutschen Sprachunterrichts“(1968).
Der 1978 gestellte Ausreiseantrag nach Deutschland wurde von den kommunistischen Behörden abgelehnt. Durch seinen Tod, am 24.September 1982 an Herzversagen, verlor die Banater deutsche Gemeinschaft, die gesamte Kultur der Deutschen in Rumänien eine ihrer hervorragendsten Persönlichkeiten.
Außer seiner wertvollen pädagogischen Tätigkeit sind seine hervorragenden auch heute weiterhin geschätzten Studien (Germanistik, Pädagogik, Geschichtskunde, Mundartkunde, Heimatkunde) zu erwähnen. Johann Wolf war zeitlebens auch ein Förderer des deutschen Theaters im Banat, ein aktiver und geschätzter Mitarbeiter der Fachpublikationen und der deutschen Tageszeitungen NBZ und „Neuer Weg“. Den begonnenen Roman über sein Leben und eine Sprachuntersuchung des Werkes von Adam Müller- Guttenbrunn konnte er leider nicht mehr vollenden.
Der bekannte Literaturhistoriker Dr. Walter Engel schätzt in seiner Studie „Eine verhinderte Universitätskarriere“ die nachhaltige Wirkung des Hochschullehrers Dr. Johann Wolf als Leitfigur der Banater Deutschen, wie folgt, („Blickpunkt Banat“, München 2013) ein: „Johann Wolf galt zu Recht bei den Studenten der Temeswarer Germanistik-Sektion und darüber hinaus im deutschsprachigen Kulturleben des Banats und Rumäniens als wissenschaftliche Instanz ersten Ranges.“