In einer Kulturzeitschrift verglich jüngst ein Leser den rumänischen Minister für Bildung und Jugend, Daniel Funeriu, mit einem „gescheiten, aufgeweckten und ungezwungenen Kind", „der etwas von der angenehmen Naivität der Kinder hat, die einen Hühnerstall anzünden, bloß um ihre Neugier zu befriedigen." Funeriu hat einen Krieg angezettelt gegen ein System, das er kaum versteht – als einer, der über jene jene Portion Starrköpfigkeit und Selbstherrlichkeit verfügt, die ihn glauben lassen, im Alleingang das wohl starrste, trägste und am schwierigsten reformierbare System umzubiegen. Unterrichtsreformen sind Langzeitprojekte.
Der Mensch hat ein Kommunikationsproblem. Schon deshalb kann er kaum spontan auf andere eingehen und macht es seinen Gesprächspartnern schwer. Seine erste Reaktion ist in der Regel die Verneinung. Hat der Gesprächspartner Glück – und ist der Minister positiv aufgelegt – kommt Funeriu auf das Problem zurück und nuanciert seine Meinung. Wenn nicht, dann eben nicht. Unverändert hat er die beste Meinung über seinen Husarenstreich mit dem Bakkalaureat 2011. Er habe bewiesen, dass nur ehrliches Lernen erfolgversprechend sein kann, erklärte er jüngst in Reschitza, und wer eine Reifeprüfung bestehen will, der soll sich gefälligst Lernschwielen ansitzen. Das Wissen sei proportional mit dem angesessenen Sitzfleisch. Basta! Grundsätzlich richtig.
Dass aber nach wie vor quantitatives Wissen, also durch Stucken Erwerbares, geprüft wird, keine Kompetenzen für Beruf und Leben (was Funeriu andrerseits drohend von den Universitäten fordert), dass durch ein soziologisch falsches Verständnis des Lehrer-Eltern-Schüler Verhältnisses – mit Überbewertung des Elterneinflusses auf das Schulwesen und der Elternkompetenz im akademischen Bildungsprozess – das Dreieck der Bildung gestört wird – das übersieht der säuerlich lächelnde Minister, der seinen politischen Vorschuss 2009 im Präsidentschaftswahlkampf Traian Băsescus verdient hat.
Die Leistungsstandarts, die sein Ministerium für die Hochschullehrkräfte und das Hochklettern der akademischen Hierarchien festgelegt hat, sind nach wie vor diskutabel. Bücher, Artikel in Fachpublikationen usw., die von bis zu zehn Autoren unterschrieben werden – und jedem angerechnet sind, wobei in der Regel der Professor, der den Schlüssel zum Labor rausrückt, als erster unterzeichnet – Doktoranden, die jahrelang als die Aktenkofferträger der Doktorväter ausgenutzt werden und unter fadenscheinigsten Vorwänden nicht zur Verteidigung der Doktorarbeit zugelassen werden, Doktorväter und –mütter, die ihren frischen Doktoranden als Erstes erklären, dass sie sich zwei der riesengroßen Einkaufstaschen aus Kunstbast („sacoşă de rafie“) zulegen sollen (man versteht: Besuche beim Betreuer nur mit gefüllten Großraumtaschen!), Lehrstuhlinhaber bis Rektoren, die lebenslang an ihren Sesseln kleben – das sind reale Aspekte der Trägheit des Unterrichtswesens.
Ansprüche an die Lehrerschaft sollte auch ein Minister erst dann stellen, wenn er sie so bezahlt, dass es jeden Lehrer richtig schmerzt, wenn er seinen Posten verliert!