Gustav Mahler und Richard Strauss - zwei gute Freunde (Teil II)

Propheten der Moderne im musikalischen Universum der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts

Plakat zum 150. Geburtstag von Richard Strauss - Konzert an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Musikwissenschaft.
Foto: Ludwig-Maximilians-Universität München

Im Jahr 1901 wird Strauss Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Musikvereins. Über dieses Amt wird er seinen Freund Mahler unzählige Male mit der 3. Symphonie und mit anderen wichtigen Werken im Programm vorsehen. Dies wird die Schlechtgesinnten dazu bringen, den Musikverein „Allgemeiner Deutscher Mahler-Verein“ zu nennen. Seinerseits hat sich Mahler, der in Wien die Symphonia Domestica von Strauss dirigierte, intensiv - bis nahe daran sich zu kompromittieren – für die Premiere der Oper „Salome” – die musikalische Adaption eines besonders gewagten Theaterstückes von Oscar Wilde - eingesetzt.

Mahlers Gegner schaffen es, die Premiere zu unterbinden, davon ausgehend, dass Bibelhelden auf den Wiener Bühnen kein skandalöses Benehmen aufzeigen dürfen. Höhepunkt sollte der „Tanz der sieben Schleier“ sein, sowie die Szene, in der „Salome leidenschaftlich das abgetrennte Haupt des Johannes des Täufers küsst. Mahler schrieb diesbezüglich im Jahr 1906 an Strauss: „Sie können sich nicht wirklich vorstellen, welche Erniedrigungen ich in dieser ganzen Geschichte über mich ergehen lassen musste. Und unter uns gesagt: Welche Folgen dies alles für mich haben könnte“.

Die Musik sprengt den sonoren Rahmen, wie zu Beginn des „Tanzes der sieben Schleier“, als Vorbote des „Le sacre du printemps“ von Igor Fjodorowitsch Strawinski aus dem Jahr 1912.

Zur Premiere der Oper „Salome” kam es in Graz, wo der Erfolg jedwelche Erwartungen übertraf; nicht zuletzt auch in finanzieller Hinsicht. Mit den Einnahmen wird sich Strauss eine Villa in Garmisch-Partenkirchen kaufen, die bis zum seinem Tod sein bevorzugter Wohnsitz bleiben wird. Ab dem Jahr 1999 wurde diese Villa zum Sitz des Richard-Strauss-Institutes.

Die Oper „Salome” wurde in Dresden, am 9. Dezember 1905 uraufgeführt. Sie beruht auf dem Einakter „Salome” (französisch Salomé) von Oscar Wilde aus dem Jahr 1891, der als eines der wichtigsten Dramen der englisch-französischen Dekadenz gilt.

Salome ist die Tochter von Herodias, die ihren Ehemann umgebracht hat, um Herodes, Herr von Judäa, zu heiraten. Während eines Festmahls im Palast des Herodes, hört Salome wie Johannes der Täufer (in der Oper „Jochanaan“) aus der Tiefe immer wieder Prophezeiungen nach oben ruft. Dieser wird von Herodes gefangen gehalten, gleich unter der Terrasse des Palastes, da er die Ehe von Herodes und Herodias anprangerte.

Salome kann die lüsternen Blicke ihres Stiefvaters und das Benehmen seiner Gäste nicht mehr ertragen. Als erneut Jochanaans Verwünschungen an die Oberfläche dringen, wird Salome neugierig und kann mittels ihrer Verführungskünste bei dem jungen Hauptmann Narraboth, der in ihr verliebt war, erwirken, dass dieser entgegen Herodes’ Verbot den Propheten herauskommen lässt.

Salome ist von dem jungen Propheten fasziniert und versucht Jochanaan zu verführen; dieser lehnt ihre Annäherungsversuche jedoch scharf zurück. Als sie sich weiterhin uneinsichtig zeigt, verflucht Jochanaan sie und kehrt wieder in seinen Kerker zurück. Salome ist besessen von ihm und will unbedingt seine Lippen küssen.

Betrunken und lüstern gegenüber Salome, seiner Stieftochter, verlangt Herodes ihr vor ihm den Verführungstanz der sieben Schleier zu tanzen und verspricht ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Nachdem sie zu Herodes’ Freude den Tanz vollführt hat, äußert Salome ihren Wunsch: den Kopf des Jochanaan auf einer Silberschüssel. Herodes versucht sie umzustimmen, da er fürchtet, ein Unheil könne ihn treffen, wenn er einen heiligen Mann hinrichten lässt.

An seinen Eid gebunden, muss er schließlich nachgeben und einwilligen. Salome nimmt den Kopf entgegen und steigert sich in einen ekstatischen Liebestaumel, als sie ihn besingt. Abgestoßen von Salomes Verhalten bekommt Herodes es mit der Angst zu tun und beauftragt erschrocken die Soldaten sie umzubringen.

(Fortsetzung folgt)

Berichtigung: in der vorigen Ausgabe wird fälschlicher Weise "Die Sängermeister aus Nürnberg" angegeben", anstatt "Die Meistersinger von Nürnberg".