Die 1. Symphonie, „Der Titan“, war ein Versuch, diese Gattung zu reformieren, wie es Wagner mit der Oper getan hatte. In der Absicht, alles was vor ihm war, zu überbieten, vereinte Mahler in seiner Vision alle Elemente, aus der post-beethovschen Tradition: Schubert, Bruckner, Schumann, Berlioz, Liszt und Wagner. Seine Sprache hat jedoch viele andere Elemente vereint, die nicht symphonischer Herkunft waren: Tänze verschiedener Art, Blasmusikorchester, Signale (Laute), Militär- und Todesmärsche. Mahler verwendet ein großes Orchester, überdimensional für jene Zeit. Die Symphonie wird Verwirrung, ja sogar „Unannehmlichkeiten“ bei jenen hervorrufen, die sie mitverfolgten, vor allem der Todesmarsch im Dreivierteltakt, fußend auf dem französischen Volkslied „Frere Jaques“, aufgeführt auf einem Solo-Kontrabass in Moll-Tonleiter.
Die Symphonie wurde von der Musikelite aufs Korn genommen und als „Monstrosität“ bezeichnet. Um die herbe Kritik der Erstaufführung zu verarbeiten und sich verständlich zu machen, wird Mahler beim darauffolgenden Konzert ins Programmheft „eine ideale Text-Erklärung“ einfließen lassen.
Was jedoch seine weiteren Kompositionen hervorbrachten, übertraf alle Erwartungen, an Botschaft, Ausmaß, Bedeutung sowie die volle Anerkennung seiner Werke, gerade seitens jener, die ihn zunächst kritisiert hatten. Heute gehören seine Werke zum Repertoire der bekanntesten Orchester der Welt.
Im Jahr 1907 reist Mahler nach Amerika, um musikalisches Neuland zu erkunden. Er wird jedoch nach Wien zurückkehren – in die Stadt, die ihm die größte Genugtuung geschenkt hat, aber auch die schwersten Leiden zugefügt hat. Hier verbringt er seinen Lebensabend und stirbt 1911.
Auf seinem Amerika-Trip hat er auch zum letzten Mal seinen großen Rivalen, Richard Strauss, getroffen. Dieser war bereits 1904 nach New-York gezogen, um seinen Bekanntheitsgrad anzuheben, aber auch um großen Gewinn zu erzielen. Diese Tatsache hat ihm herbe Kritik sowohl seitens der europäischen Presse eingebracht, als auch vom großen deutschen Musiker Arthur Schnitzler. Dieser schrieb an Alma Mahler. „Wenn einer von den beiden, Gustav Mahler und Richard Strauss, Jude ist, dann ist dies mit Gewissheit ... Richard Strauss.“
Betrachtet man jedoch schlussfolgernd die Beziehung zwischen Mahler und Strauss, bei einer Konfrontation zwischen „Nicht-Aktualität“ und „Aktualität“, würde dies den Anschuldigungen gleichkommen, die sich beide gegenseitig – dies jedoch in einem zivilisierten Ton – entgegengebracht haben. Richard Strauss komponiert bis zu seinem Tode im Jahr 1949 eine Reihe von Meisterwerke der Musikgeschichte: „Tod und Verklärung“, „Ein Heldenleben“, „Don Quijote“, „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, „Also sprach Zarathustra“, oder Opern wie „Elektra“, „Salome“, „Der Rosenkavalier“, „Frau ohne Schatten“, „Ariadna auf Naxos“, „Capriccio“ und sein letztes Werk „Vier letzte Lieder“.
(Fortsetzung folgt)