Der Bariton Cristian Rudic hat Mitte März die interimistische Leitung der Rumänischen Oper Temeswar übernommen. Der gebürtige Arader, Absolvent der Musikfakultät an der West-Universität Temeswar, bekannt sowohl im In- als auch im Ausland für seine Rollen in Opern und Operetten sprach in einem Interview – in seiner Muttersprache Deutsch – mit der BZ-Redakteurin Ștefana Ciortea-Neamțiu über Vorhaben und Pläne an der Kulturinstitution, die er nun leitet.
Welches war Ihre erste Entscheidung als Direktor der Oper Temeswar?
Die Eröffnung einer öffentlichen Einrichtung wie die Staatsoper Temeswar im Hinblick auf die Kulturhauptstadt Europas 2021.
Welche Schritte sollen konkret vorgenommen werden?
Es geht um das gegenseitige Unter-die-Arme-Greifen. Konkret wird es eine Partnerschaft geben und wie jeder große Weg mit einem kleinen Schritt anfängt, wird es auch hier der Fall sein und die Schritte werden häufiger und werden im Laufe der Zeit, bis 2021, zunehmen.
Welches ist der erste kleine Schritt, den sie erwähnt haben?
Mein Vorschlag ist, das zu fördern, was lange Zeit unberührt geblieben war: die Repräsentanz des modernen Balletts mit großen rumänischen Choreografen. Darüber haben der Präsident der Kulturhauptstadt und ich vor genau zwei Minuten gesprochen. Auch mit Frau Neumann habe ich darüber gesprochen.
Wenn Sie schon das moderne Ballett nannten: Das Deutsche Kulturzentrum hat ein Festival der performativen Künste organisiert. Wird es Kontaktpunkte geben?
Es wird mit Bestimmtheit diese Kontakte geben. Vergangenes Jahr habe ich dort die Kaffeekantate (von J. S. Bach, im Rahmen der Cafékultourwoche – N. Red.) inszeniert und die Kontakte gibt es sowieso und selbstverständlich werden wir zusammenarbeiten.
Was möchten Sie in den nächsten Monaten ganz konkret machen für die Oper, nicht nur im Hinblick auf 2021, sondern als Institution hier in Temeswar?
Festigen. Das Erbe eines Managements wie das von dem Maestro Corneliu Murgu ist eine schwere Verantwortung für mich und es ist wirklich eine Bürde und eine Ehre das weiterzubringen, was der Maestro hier fast zwei Jahrzehnte lang geleistet hat im Hinblick auf die große Kunst der Oper. In Temeswar führen alle Wege in die Oper, das habe ich immer subjektiv gesagt und jetzt auch objektiv, die Oper ist die Säule des Kulturlebens. Sollte ich ein bisschen subjektiv sein, möge man es mir verzeihen. Ich muss ein Ideal weiterführen, eine Mission und eine Vision und so gut wie möglich das festigen, was der Maestro hier geleistet hat. Das wird weitergeführt, mit der Neuigkeit, dass Temeswar ja bald die Kulturhauptstadt sein wird.
Was möchten Sie übernehmen und was neu machen?
Erstens einmal haben ich einen Spielplan geerbt und Gott sei Dank ist es so, weil er gefestigt worden ist und ich glaube, es ist eine Ausnahme hierzulande, dass wir einen Spielplan bereits im Januar für die Zeitspanne bis Ende des Sommers ausgesteckt haben, inklusive eines Sommerfestivals, das wir voriges Jahr leider, aus technischen Gründen der Sicherheit des Publikums und des künstlerischen Personals überspringen mussten. Das werden wir jetzt hoffentlich aufholen können (Das Opern- und Operettenfestival musste letztes Jahr abgesagt werden, da die Freilichtbühne im Rosengarten nicht alle Genehmigungen von der Feuerwehr hatte – N. Red.). Ja, der Spielplan bleibt, andererseits ist das Musiktheater ein lebendiges Wesen, in einer ständigen Verwandlung, aber im großen Ganzen habe ich einen Spielplan geerbt, ich werde ihn weiterführen, mit meiner Vision, selbstverständlich im Hinblick auf die Kulturhauptstadt und das ist die meine große Verantwortung.
Welche anderen Vorschläge gibt es außer dem modernen Ballett?
Das steht im Bidbook der Kulturhauptstadt. Ich denke noch nicht an Premieren, es ist noch frühzeitig, mich das zu fragen. Ich habe Träume – was wäre ein Künstler ohne Träume, Träume müssen existieren, sie liefern den Sauerstoff für den morgigen Tag – ich glaube, meine Stelle jetzt ist eine, in der wahrscheinlich manche Träume auch in Erfüllung gehen könnten.
Als Direktor der Oper kommt auch Administratives auf Sie zu. Seit Jahren wird über die Renovierung der Fassade gesprochen. Was können Sie uns zum jetzigen Stand der Dinge sagen?
Die Renovierung findet jetzt statt, mit Sicherheit bis 2021, ich werde gerade von meinen Kollegen jetzt darüber informiert. Es gibt diesbezüglich eine Zusammenarbeit mit dem Nationaltheater, mit dem Bürgermeisteramt, mit dem Kulturministerium.
Nach dem Interimat wird ein Wettbewerb stattfinden. Sie werden sich dann stellen?
Selbstverständlich. Jeder, der das Recht hat, sich zu stellen, wird es tun können, deswegen ist es ein Wettbewerb.