„Bücher erzählen Geschichten - Geschichten von Träumen, von Hoffnung. Für viele Kinder, aber auch Erwachsene stellen sie eine andere Welt dar; eine Flucht vor der Realität. Phantasievolle Bilder entstehen in Köpfen. Gerüche, Orte, Geräusche werden erdacht. Während des Lesens verliert die Wirklichkeit an Bedeutung, alles, was zählt, ist die Geschichte und nicht selten wünscht man sich, dass sie niemals zu Ende geht. Nicht nur die Wirklichkeit verliert an Bedeutung, auch das Alter des Lesers, die Nationalität oder das Alter des Buches. Literatur besitzt die Fähigkeit, Grenzen zu überschreiten, die Grenzen von Zeit, Alter und Nationalität vergessen zu machen“, sagte der deutsche Vizekonsul in Temeswar, Siegfried Geilhausen, im Auftakt des Koordinationstreffens zum Jugendbuchprojekt „Lesefüchse International“.
Drei Tage lang tagten KoordinatorInnen aus 14 verschiedenen Regionen, darunter aus Russland, Litauen, Lettland, Ungarn, Georgien und Bulgarien, in den Räumlichkeiten des Nikolaus-Lenau-Lyzeums in Temeswar. Hauptziel war, das Projekt zu verbessern und die nächsten Schritte zu planen.
Das Projekt wendet sich an Schüler der 9. bis 12. Klassen in DSD-Schulen der am Projekt beteiligten Länder. Die Schüler lesen vier aktuelle Jugendromane, wobei die Lektüre nach Möglichkeit in Form eines Literaturprojektes im Unterricht eingebettet ist. Unter der Anleitung der Lehrer erarbeiten die Schülerinnen und Schüler wesentliche Aspekte der Lektüre und diskutieren über die Bücher. Sie dokumentieren ihre Arbeitsergebnisse und bereiten sich somit schrittweise auf die nächsten Etappen des Wettbewerbs.
Im Zentrum befindet sich der Gedanke, durch die Arbeit mit authentischer deutscher Literatur die interkulturelle Kompetenz zu schulen, indem den Schülerinnen und Schülern ein Einblick in die gegenwärtige moderne Jugendliteratur verschafft wird. Das Projekt will die Lust am Lesen fördern, und den jungen DaF-Lernern ermöglichen, sich mit der künstlerischen Gestaltung literarischer Werke auseinanderzusetzen, sowie die so gewonnenen Erfahrungen für die eigene Textproduktion fruchtbar zu machen.
Die Nikolaus-Lenau-Schule beteiligt sich zum zweiten Mal am Projekt. Diana Dehelean wird in diesem Jahr die Schule vertreten. Das Zwischentreffen für die Auswahl der Finalisten wurde im Frühling in Sathmar/Satu Mare organisiert. Da beteiligten sich Schüler von der Lenau-Schule, vom Guttenbrunn-Lyzeum in Arad, vom Ettinger-Lyzeum in Sathmar und von „Silvania“ in Zal²u. Die Vertreter der jeweiligen Länder werden zusammen mit ihren Lehrern im Herbst für eine knappe Woche nach Berlin fliegen. „Normalerweise schickt jedes Land einen Vertreter. Meine Kollegin aus Hermannstadt und ich, wir haben uns dafür stark gemacht, in diesem Jahr zwei Vertreter nach Deutschland zu schicken, da Rumänien ein sehr großes Land ist und es auch schwer ist, das Finale zu organisieren. Somit fahren nach Berlin sowohl die Siegerin aus Siebenbürgen, als auch die Siegerin aus Westrumänien. In Berlin gibt es noch ein Zwischenfinale, wo entschieden wird, wer letztendlich Rumänien vertritt“, sagt Birgit Söldenwagner, Fachberaterin/Koordinatorin für Deutsch im Auftrag der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA).
Die ausgewählten Bücher sollen nicht älter als drei Jahre sein und sich mit aktuellen Themen befassen. „Diesmal haben wir ein Buch, das über Fracking spricht, aber auch das Thema Internet bleibt immer wieder aktuell. Die Auswahl verläuft so, dass wir uns bei solchen Koordinatorentreffen überlegen, welche Bücher in Frage kämen. Wir lesen dann die Bücher und schreiben kleine Zusammenfassungen und Empfehlungen. Wir müssen auch aufpassen, da eben in Russland bestimmte Themen, wie zum Beispiel Homosexualität, nicht möglich sind“, erklärt Birgit Söldenwagner. „Nachdem die vier Bücher feststehen, werden diese schon an die teilnehmenden Schulen geschickt, sodass die Schüler diese in den Sommerferien lesen können. Im Herbst soll dann die tatsächliche Arbeit mit den Büchern beginnen. Das Landesfinale für die Auswahl der Vertreter findet von Januar bis März - April statt. Nächstes Jahr wird das Finale in Temeswar veranstaltet“, so die ZfA-Fachberaterin über den Projektablauf.