Rettet das Kino! Dieser Mission widmet sich eine Webseite, die seit März im Internet zu finden ist. Im Kreis Temesch ist von den 13 auf der Seite aufgeführten Lichtspielhäusern nur noch eines aktiv. Auf der Webseite „Salvati Marele Ecran“, zu deutsch „Rettet das Kino“ sind alte Kinos in ganz Rumänien aufgelistet und auf einer Karte verzeichnet. Dabei geht es vor allem um die Kinos, die nicht mehr aktiv sind. Man kann sich die Geschichte und Bilder der Lichtspieltheater anschauen, zu einigen gibt es sogar Videos. So auch zum Unirea-Kino in Temeswar/Timisoara. Früher wurden hier Filme gezeigt, heute finden Gottesdienste einer Baptistenkirche statt. Weitere elf frühere Filmstätten sind für Temeswar verzeichnet – heute existiert noch eine einzige davon, das Kino „Timis“. Es wurde 1982 eingeweiht und zeigt auch heute noch ein bis zwei Filme pro Woche. Die Hollywoodfilme und internationalen Kassenschlager laufen im „Cinema City“-Kinoplex in der Einkaufsmall.
Damit gibt es heute so viele Kinos in Temeswar wie zuletzt 1926, nämlich zwei. Denn bereits 1930 gab es laut Informationen der Stadtverwaltung fünf Kinos in Temeswar. Heute kann sich jeder die neuesten Filme im Internet herunterladen und beinahe alle Haushalte haben mindestens einen Fernseher. So wurden viele alte Kinos für andere Zwecke genutzt oder dem Verfall preisgegeben, denn immer weniger Menschen gehen ins Kino. Für 100.000 Einwohner gibt es in Rumänien weniger als ein Kino. In vielen kleineren Städten gibt es heute überhaupt kein Lichtspielhaus mehr. Das ist auch im Vergleich zu den Nachbarländern gering. In Bulgarien gibt es beispielsweise doppelt so viele Kinos pro 100.000 Bürger.
Dabei gibt es in Temeswar noch Hoffnung. Regelmäßig veranstaltet beispielsweise das deutsche Kulturzentrum Filmvorführungen, auch das Cinecultura-Festival hat sich mit der bereits fünften Auflage als festes Ereignis im Temeswarer Kulturkalender etabliert. Der Verein „Marele Ecran“, der im Übrigen nicht mit der Webseite „Salva]i Marele Ecran“ zusammenhängt, setzt sich dafür ein, dass auch in Temeswar regelmäßig unabhängiges Kino abseits vom Hollywood-Mainstream auf die Leinwand kommt.
„Marele Ecran“, auf deutsch Leinwand oder Kino, ist hauptsächlich eine Webseite, auf der regelmäßig Filme vorgestellt werden. Der Blog liefert mehrmals in der Woche Neuigkeiten zu Schauspielern, Regisseuren, Filmfestivals sowie neuen und alten Filmen. Daneben gibt es aber auch noch einen Verein, der sich unter anderem damit beschäftigt, dass es wieder ein „richtiges“ Kino in Temeswar gibt. Er kooperiert mit der Stadt und den Kulturzentren und hat so schon mehrere Filmvorführungen in Temeswar auf die Beine gestellt.
Außerdem hilft er gern dem Namensvetter „Rettet das Kino!“ und setzte einen Pin auf die interaktive Landkarte mit verschwundenen Spielorten, die jeder registrierte Besucher bearbeiten kann. Hier sind von den über 400 Kinos, die es einst in Rumänien gab, bereits fast 200 verzeichnet. „Marele Ecran“ markierte bei „Salva]i Marele Ecran“ aber keines der alten Lichtspielhäuser in Temeswar. Das ausgewählte Gebäude befindet sich in Gottlob, einem Ort von 2000 Einwohnern nahe der serbischen und ungarischen Grenze. Das Kino in Gottlob ist in einem traurigen Stadium des Verfalls. Die Mehrzahl der alten Holzstühle ist zwar noch vorhanden und auch ein Poster vom Neunziger-Jahre-Film „Twister“ hängt noch an der Wand. Aber im Innenraum muss nicht mal eben nur Staub gewischt werden – hier ist dringend eine Renovierung nötig. Laut den Bloggern von „Marele Ecran“ verspricht der Bürgermeister von Gottlob Abhilfe. Er will nicht nur ein Kino, sondern gleichzeitig einen Veranstaltungssaal für seinen Ort. Noch in diesem Jahr soll das Kino hergerichtet werden und wieder öffnen. Ein positives Signal für Kinoliebhaber und eine gute Nachricht für die Bürger von Gottlob und Umgebung, die bald wieder Filme im Kino sehen können.
Im Banat gibt es also Hoffnung für das Kino, wenn es auch nur kleine Initiativen sind. Und wer weiß, vielleicht schafft es Temeswar am Ende, wie Gottlob auch, eines der alten Lichtspielhäuser zu renovieren und die Atmosphäre des Kinos zurückzubringen. Doch erst einmal gilt es alle ehemaligen Kinos aufzuspüren und mit Fotos und Postkarten dazu beizutragen, auf ihre strahlende Vergangenheit aufmerksam zu machen.