Karneval ist im Banater Bergland eine besondere Zeit. Das Zusammenleben über drei Jahrhunderte von Katholiken, Evangelischen und Orthodoxen und die großteils unter Gefahr und Schwierigkeiten abgewickelte Arbeit über- und untertag hat dazu geführt, dass gegenseitige Beeinflussungen auch im Brauchtum zustandegekommen sind. Nicht nur, dass im Banater Montangebiet die Heilige Barbara als Heilige Varvara sowohl Katholiken als auch Orthodoxen als Schutzheilige dient. Das Banater Bergland ist zu einer der wenigen Gegenden geworden, wo Faschings- und Karnevalsbräuche sich auch bei den Orthodoxen entwickelt haben.
Viele ehemalige Bergbauortschaften erinnern heute nur noch Kenner von Brauchtum daran, dass hier früher Katholiken und Orthodoxe gemeinsam untertag tätig waren und dass sich daraus auch ein gemeinsames, religiös bedingtes Feiern übertag entwickelt hat.
In Ortschaften wie Neumoldowa, dem Raum der ehemaligen Kupferbergwerke südlich von Orawitza (Deutsch- und Rumänisch-Saska, Ilidia, Slatina Nera u.a.), aber auch in der Umgebung von Reschitza (die sieben Niederlassungen der Kroaten, Gerlischte/Gârlişte, Giurgiova u.a.) haben sich parallele Faschings-/Karnevalsbräuche entwickelt, die bis dahin gehen, dass sogar äquivalente Faschingsgestalten entstanden sind, die im Zentrum der Straßenumzüge stehen – wie etwa die Strohpuppen des „Johann“ und des „Nichita“ in Dognatschka, offensichtliche Fruchtbarkeitssymbole (charakterisiert durch eine überlange „Hand“, mit der Frauen und Mädchen mit viel Hallo und Gekreisch berührt werden mussten, was der Faschingsgesellschaft, die von Haus zu Haus zog (=Heischegang), Spenden (Krapfen, Wurst, alkoholische Getränke) für die abendliche Faschingsfeier/den Faschingsball mit Volkstheater („Fasching begraben“) einbrachte.
Fasching begraben sowohl die Katholiken als auch die Orthodoxen, wobei in den letzten Jahren bei den Orthodoxen zunehmend die Popen auf die Schippe des Karnevalserlaubten genommen werden, während Narrenpfarrer bei Katholiken – den einzigen, der noch als solcher regelmäßig auftritt (aber jedes Jahr aus der Faschingsgesellschaft neu gewählt wird, auch wenn ziemlich sicher ist, dass es Jahr für Jahr die selbe Person ist...) gibt es im Banater Bergland in Dognatschka – eher den Dorfklatsch und die Dorfbegebenheiten des abgelaufenen Jahres „abschließend“ durcharbeiten.
Faschingsgestalten wie Hänsel und Gretel (in Karansebesch, Wolfsberg und Weidenthal) oder das nur zu Fasching aufgeführte „Flachsbauen“ der Deutschböhmen auf dem Semenik-Plateau sind hingegen verschwunden – aber Ansätze zum zeitweiligen Neuaufleben bei Orthodoxen (Gerlischte, 2009) gibt es.
Was als (ein) Verdienst (mehr) des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen (DFBB) gerechnet werden darf, ist, dass Karnevals in Kindergärten und Schulen mit deutscher Unterrichtssprache ermutigt werden – und damit für Nachwuchs für die Faschingsumzüge und Fortführung von Bräuchen gesorgt wird. Die Tatsache, dass die Mehrheit der Schüler deutscher Schulen heute orthodox getaufte Rumänen sind, führt (auch über Karnevalsausübung, so nebensächlich und bloß unterhaltsam sie scheinen mag) de facto langfristig zu einem noch engeren Verweben der Bräuche, bzw. zu einem stärkeren Verwischen der Religionsabgrenzungen.
Es kommt dabei viel das Wirken der Kindergärtnerinnen und Grundschullehrerinnen an.
Wie dem auch sei: das Banater Bergland entwickelt sich anscheinend stillschweigend zu einer Karnevalshochburg. Und sei es allein wegen der von Jahr zu Jahr steigenden Zahl an Teilnehmern. Denn 2013 dürften es bereits insgesamt zwischen 1500 und 2000 aktiv Beteiligte gewesen sein, die ins Narrenkostüm geschlüpft sind. Immer mehr auch, um die Wahrheit zu sagen.