Wo sind die alten Haudegen von Kommissaren, die offen zugaben, im Dienst der Staatssicherheit von vor 1989 gestanden zu haben? Nein, es hat mich nicht die Nostalgie aus dem Kommunismus eingeholt, sondern ich trauere jenen Tagen nach, als man am Telefon oder bei komplexeren Fragen maximal für den zweiten Tag einen Termin bekam, um mit dem Leiter des Grenzschutzes ein Gespräch zu führen und die Antwort auf journalistische Fragen für jedermann verständlich in den Notizblock diktiert wurden. Heute hat sich auf Kommunikationsebene mit der - zumindest der BZ gegenüber - recht offenen Grenzpolizei einiges zum Negativen gewendet. Wie ist es denn ansonsten zu erklären, dass die Antwort der Temeswarer regionalen Grenzpolizei zwar eine Antwort an die Redaktion verschickt, doch auf unsere Frage: „Ist Temeswar ein Umschlagplatz für Schleuser und Migranten?“ im Grunde nicht antwortet.
Das Thema hatten wir in der vergangenen Woche nach einem Bericht der „Welt am Sonntag“ angeschnitten und um nachhaltig zu informieren, diesbezüglich beim Grenzschutz angefragt. Es ging bald darauf ein Antwortschreiben ein, das Thema bleibt jedoch aus der Perspektive des Inspektorates für Grenzschutz in Temeswar offen. Der Grenzschutz erläutert auf zwei DINA4-Seiten die Migrationsstatistik des vergangenen Jahres, beschreibt die eingeleiteten Maßnahmen, und gibt rechtliche Aspekte illegaler Migration wider.
Der Schluss des Textes soll wohl zwischen den Zeilen die Antwort herauslesen lassen, doch sie widerlegt keinesfalls den Bericht der deutschen Publikation, der sich auf einen Bericht der Bundespolizei bezieht, noch bestätigt sie ihn. Wir versuchen in der Folge keine sinngemäße sondern eine recht wortgetreue Übersetzung des letzten, wohl entscheidenden, Abschnittes: „Wir sind der Ansicht, dass die eingeleiteten Maßnahmen des regionalen Grenzschutzinspektorates zur Sicherung der Grenzen, die Ermittlungen, die in jedem einzelnen Fall eingeleitet wurden und zur Identifizierung und Festnahme der Schleuser führten, dazu führen werden, dass eventuelle Absichten der Schleuser unsere Land zu durchqueren, entmutigt werden.“
Mit solchen Standard-Antworten ist sicher keine Presse zufrieden zu stellen, und Leserinformation ist dadurch ebenfalls nicht möglich. Ja nichts anbrennen lassen, scheint hier die Devise, deshalb ist es der Behörde lieber, man schickt eine Anfrage, statt den Journalisten zum Interview einzuladen. Der könnte ja unter Umständen nachhaken. Die Vorgaben zu solcher Art Praktiken kommen meiner Ansicht nach von höchster Ebene der Behörde. Vor einigen Jahren wurde die BZ mit einem ähnlichen Fall konfrontiert: Der Grenzschutz sollte erläutern, was denn mit einem Heißluftballon geschieht, der vom Wind getragen in Grenznähe kommt. Noch schlimmer – in eine Dreiländereck. Wird er dann von allen Seiten beschossen? Die Antwort musste aus Bukarest eingeholt werden, gelohnt hat es sich nicht, denn einen Antwort im wahrsten Sinne des Wortes war es keine.