War es Untertreibung, oder nur ganz einfach Bescheidenheit? Anita Maurer – Vorsitzende der HOG Schöndorf/ Frumuseni – sagte nämlich in einem Gespräch mit der „Banater Zeitung“: „Unser Jahresheft hat nicht das Niveau vieler anderer Heimatortsgemeinschaften“. Dabei ist das 11. Jahresheft von Vielfalt geprägt, aber auch von Nostalgie und Heimatverbundenheit, gespickt mit Daten von Daheim & Überall. Dazu brandaktuelle Informationen auf dem Buchdeckel: „1794 – 2014. 220 Jahre katholische Kirche in Schöndorf. Ein Grund zum Feiern! Am 04. Oktober 2014 in Schöndorf“. So lädt die HOG Schöndorf zu einem Kirchweihfest in die Banater Gemeinde bei Arad ein.
Gesang, Korbflechten, Schule und Kultur, das alles hat seinen Platz im Jahresheft, versehen mit vielen Schwarz-Weiß-Fotos aus vergangenen Tagen, aber auch mit aktuellen Farbaufnahmen, was gleichzeitig zu einer guten Mischung zwischen gestern und heute führt. Das Gesangduo Helga und Josef Berg, erhält seinen Platz im Heft, genauso wie die Korbflechter, die sich auch im Kommunismus ihre Hauptbeschäftigung, eben das Korbflechten, nicht nehmen ließen.
Das Jahresheft der Schöndorfer erwähnt in gleich mehreren Beiträgen den kulturellen Beitrag des Sänger-Ehepaars Berg und deren sogenannte „Maroschlieder“. Die Bergs wurden mit Liedern aus der Feder der Schöndorfer Korbflechter Josef Prohaska und Hans Schlett in ganz Rumänien bekannt. Berichte aus jener Zeit erwähnen Auftritte von Helga und Josef Berg in deutschen Sendungen im Temeswarer Rundfunk bzw. im Bukarester Fernsehen. Die Firma Electrecord brachte auch zwei Schallplatten heraus.
„Eine gute halbe Stunde fährt man mit dem Autobus von Arad in Richtung Lippa, bis man ins Dorf gelangt. Dort, wo leichte Wellenhügel die Heckenlandschaft ankündigen, knapp am Maroschufer (...) liegt Schöndorf“. So beschreibt Hedwig Schütz in der Banater Zeitung vom 1. Mai 1969 das damals 573 Häuser zählende Schöndorf, mit seinen 1800 Einwohnern, die von ihrer Ein- bis zur Auswanderung Korbflechter waren. Um bei Hedwig Schütz zu bleiben: „1764 ließen sich in Schöndorf 920 Ansiedler nieder. Sie fanden hier Weiden und nichts anderes vor. Da schnitten sie Ruten und wurden Flechter“...
Und weil auch die Schöndorfer noch immer an ihrem Schwäbischen hängen, schließen wir mit einem Mundarttext aus dem Jahresheft. So hatte der damals 78 Jahre alte Hobbyjäger Leopold Prohaska aus Schöndorf seine 1973 im Neuen Weg erschienene Erzählung „Viel Fichs gschoss“ ganz im Sinne eines gastfreundlichen Bauern abgeschlossen ...“Awer kummt mit mir nunner in Keller. Iwer den kennt dir schreiwe. Der is 100 Johr alt. Schaut mol, der is frei gmauert, ohne Schablone. Die Welbung is von acht Ecke ougfangt ware zu bau. Do kumme als ausländischi Jäger her uf die Jacht und die hawe den Keller a schun bewunnert. Un den Wei, den kennt dir ruhig trinke, den haw ich selwer ougsetzt.“