Die Banater Zeitung beginnt heute eine neue Rubrik, in der Leser und Facebook-Freunde der Banater Zeitung Geschichten über Ortschaften, Stadtviertel, Plätze oder Straßen erzählen.
Karina Reitsch: Im Haus rechts, am 2.Stockwerk, wohnen wir seit 1975, seit 1996 nur noch meine Eltern. Das Haus steht seit 1901. In der alten Epoche, wurde das Haus einmal saniert. Im September 2017 flog fast das ganze Dach weg. Es sind 20 Appartements, 90 Prozent der Einwohner sind Rentner. Unter diesen Umständen stellt sich die Frage: Woher das Geld für eine neue Sanierung der Außenfassade? Das Bürgermeisteramt versprach, mitzusteuern, inzwischen ist dieses Vorhaben vergessen!
Als Schulkind spielten wir auf diesem Platz den sogenannten „Bitzikel-Krieg“, zwischen den Kindern der Josefstadt und jenen aus Freidorf. Damals gab es noch sehr viele Bäume mit massigen Stämmen! Die Tram, die rote Einser, hatte ihre Haltestelle an unserem Haustor, auf der Preyer-Gasse. Wir wussten genau die Uhrzeiten, wann diese kam, sodass wir aus dem Treppenhaus direkt in die Tram hineinsprangen! Komisch war am Anfang, als wir in die Wohnung zogen, dass die Scheiben der Bibliothek wackelten, als die Trams und die LKW vorbeifuhren. Es dauerte einige Zeit, bis wir uns daran gewöhnten. Auf dem Balkon spielten wir (im Haus waren wir an die 10 Kinder, die alle deutsch sprachen!) Remmy u. Monopoly, oftmals landeten die Steine oder Würfel unten auf die Straße, gefunden haben wir nur einige! Ja, es war stramm!
Agi D Mochnacs,Ich erinnere mich an den Durchgang zum Josefstädter Markt. Da wurden die Lämmer geschlachtet. Im Winter war da auch der Schweinemarkt. Meine Mama hat das Lämmchen ausgesucht, indem sie auf dem Rücken an der Schwanzwurzel geprüft hat, ob es etwas Fett/Speck hat...dann blieb es beim Schlachter. Papa sah zu, dass wir das richtige Lamm abgepackt bekamen und Mama ging mit mir zwischenzeitlich in der Re{i]ei-Straße spazieren. Einschneidende Erlebnisse.
Ottilie E. Scherer: Ich stamme aus Freidorf und meine Oma war von April bis Ende September täglich auf dem Markt-Platz. In den Ferien durfte ich mitgehen. Als Fünftklässler Lenauschülerin habe ich mir im Winter die Füße abgefroren, wenn die 3er Straßenbahn mal längere Zeit nicht kam oder ausfiel. Da half nur ein heißer Kukuruz (Mais) oder Kastanien - kein Mensch sagte Maronen. Wenn die Straßenbahn nicht kam, ging ich zu Fuß los und irgendwann auf halber Strecke kam mir meine Mutter auch zu Fuß entgegen, um mir die Tasche zu tragen und mich zu begleiten. Ich brauchte immer etwa eine Stunde bis zur Schule. Ein halbes Jahr später zogen wir in die Schager Straße. Da war es mit dem Nahverkehr auch nicht besser, denn anfänglich gab es keinen 33er Bus, ich musste mit der 7er-Straßenbahn bis zum Lahovàry-Platz (B²lcescu-Platz), dort in die 6er-Bahn einsteigen, die bis zum Freiheitsplatz fuhr. Alternative dazu: zu Fuß in die Porumbescu-Straße gehen, dort in den 12er Trolleybus einsteigen, bis zum Express fahren, und von dort zu Fuß ins Lenau gehen oder nochmals die1er, 2er oder 6er Straßenbahn bis zum Freiheitsplatz nehmen. Niemand hat sich über so etwas groß Gedanken gemacht. Das war so und das hatte man zu bewältigen. Ich habe damals eine Strategie entwickelt, dass ich immer so früh aus dem Hause ging, dass ich die ganze Strecke auch zu Fuß bewältigen konnte ohne zu spät zu kommen, es gab nämlich richtig Ärger für zu spät kommen...auf beiden Seiten, in der Schule und Zuhause...
(Fortsetzung folgt)