“Managementplan für Naturschutzzone Rudăria-Klamm”

Im Banat gibt es noch rund hundert Wassermühlen, zum Teil in Naturschutzgebieten

Topletz, "Moara lui Chige" - im nördlich von Topletz gelegenen Bârz-Tal stehen noch einige Wassermühlen

Reschitza – Dieser Tage unterzeichnete die Reschitzaer Universität „Eftimie Murgu“ und das Ministerium für Umweltschutz einen Vertrag zur Finanzierung des “Managementplans für die Naturschutzzone Rud²ria-Klamm”. Hauptziel soll die bessere Konservierung der Biodiversität im Naturschutzgebiet des „Mühlentals“ sein, wie die Rud²ria-Klamm noch genannt wird wegen der 14 Wassermühlen, die entlang des Laufs des Rud²ria-Baches aufgereiht sind und teilweise zwischen Felsen in dessen Flussbett verankert sind. Von der Dorfgemeinschaft werden sie nach dem Funktionsprinzip des Kommandos der Untereinheiten des ehemaligen wallachisch-illyrischen Grenzregiments betrieben.

In der Zeitspanne August 2012 - März 2015 geschieht die Inventarisation. Kartierung und Evaluierung des Konservierungszustands der Arten und Habitate, die von nationaler und kommunaler Relevanz sind. Gezielt und eingehend werden sechs Pflanzenarten, eine Vogelart, eine Blume und vier Habitate untersucht und einer Inventur unterzogen. Das Projekt umfasst noch Informationsveranstaltungen zwecks Bewusstmachung der Bevölkerung bezüglich der Werte, die es zu schützen gilt, wozu auch Infomaterial gedruckt werden soll. Dabei wird die Interaktion zwischen menschlicher Tätigkeit – der Betrieb der Wassermühlen – und Naturschutz mit in Betracht gezogen.

Finanziert wird das Projekt über das Operationelle Sektoriale Umweltschutzprogramm des Ministeriums. Verantwortlich für die Umsetzung ist das „Forschungszentrum für Umweltschutz und Schutz der Kulturgüter des Europäischen Areals“ an der Reschitzaer Universität.

Die Rudăria-Klamm wurde in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einem „Mulinologischen Reservat“ erklärt und dadurch Mitglied im Europäischen Verband der Mühlenreservate, der von Frankreich aus initiiert wurde. Kurz darauf wurde das Rud²ria-Tal  auch zum geschützten Areal erklärt und auf die Liste der Naturschutzgebiete Rumäniens gesetzt, die vor EU-Beitritt Rumäniens Brüssel gemeldet wurden. „Rud²“ ist eine ältere rumänische Bezeichnung für Eisenerz, hat also in diesem Fall nichts mit den „rudari“, den Waldzigeunern, zu tun – worauf die Bewohner der Ortschaft Eftimie Murgu, denen die Mühlen im Naturreservat gehören, gern Wert legen, da sie in der Gegend des Almăj-Tals gern als „Zigeuner“ gefrotzelt werden. Aus dieser Ortschaft stammt der Pfarrer und 1848er Revolutionär Eftimie Murgu. Die Ortschaft selbst hieß früher Rudăria.

Die Mühlen werden noch heute, lange nach der 1872 vom Budapester Parlament beschlossenen Auflösung der k.u.k. Grenzregimenter, nach dem Prinzip des militärischen Zugs in der Verantwortlichkeit und Organisation durch den „Zugführer“ genutzt, auch wenn der längst nicht mehr so heißt, dessen Autorität sich aber weiterhin bewahrt hat. Jede Gasse der Ortschaft (8-12 Familien/Häuser einer Gasse) nutzt ihre Mühle und hält sie instand, wobei die Koordinierung der Mühlennutzung von einem Mann übernommen wird, der auch den Schlüssel der Mühle aufbewahrt und aushändigt und der anfallende Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten beschließt und organisiert – durchzuführen gemeinsam mit den anderen Mühlennutzern, wie früher in der straff militärisch organisierten und von k.u.k.Berufsoffizieren mit unnachgiebiger Strenge kontrollierten Gemeinschaft der Wehrbauern.

Die Mühlen dienen hauptsächlich dem Mahlen von Mais und es können, je nach Qualität der Mühlsteine (die man sich aus dem Partium und aus Siebenbürgen beschafft) beim Mahlen durchaus unterschiedliche Qualitäten und Granulationen des Maismehls erzielt werden. In jenen Gegenden des Banater Berglands, wo es noch Häufungen (z.T. wieder) funktioniernder Mühlen gibt (Donauklamm, Topletz/Topleţ, Cornea, Cornereva, Ilidia, u.v.a.), ist das im Ofen oder auf offener Herdstelle in runden Modeln gebackene Maisbrot bis zum heutigen Tag eine Feiertagsköstlichkeit (früher war es das tägliche Brot der Bergbauern und Weißbrot aus Weizenmehl die Feiertagsköstlichkeit).

Für das Banater Bergland wurde 1957 – mitten in der „Periode der Kollektivierung der Landwirtschaft“ - eine statistische Erhebung über die Wassermühlen vorgenommen. Damals registrierte man 74 unter- und mehr als 500 oberschächtige Wassermühlen.

Im Cerna-Becken, oberhalb, östlich und westlich von Herkulesbad gab es 231 Mühlen, die noch in Betrieb waren, an der Nera und ihren Zuflüssen 150, an der Temesch 90 und an der Karasch 31. Allein in der zum Cerna-Becken gehörenden Streusiedlung Cornereva funktionierten 36 Wassermühlen, im Raum Plugova an der E70 waren26 inBetrieb und in Mehadia gab es noch 19 Wassermühlen im Tal der Bela-Reka, die sich in die Cerna ergießt.

2011 standen die meisten betriebsfähigen Wassermühlen des Banater Berglands in der Gemeinde Doma{nea (19), in Globu Craiovei (15), Eftimie Murgu (14) und in Cuptoare (10). Insgesamt sind laut Erhebungen des Reschitzaer Museums des Banater Montangebiets auf dem gesamten Gebiet des Banats heute noch knapp 100 Wassermühlen in Betrieb. Den Hauptschlag gegen den Mühlenbestand des Banats führte die forcierte Kollektivierung der Landwirtschaft aus, die 1962 von den Kommunisten als abgeschlossen erklärt wurde.

Wassermühlen haben sich seither nur noch in jenen Nischen (und heutzutage auch als Touristenattraktion) erhalten, wo die kommunistische Führung die erzwungene Zusammenlegung der landwirtschaftlichen Nutzflächen für nicht sinnvoll hielt: in Gebirgsgegenden und –tälern, wo wenige Privatbauern den Kommunismus überlebt haben.

Einige Exemplare von Wassermühlen stehen in den Dorfmuseen in Bukarest und Hermannstadt.