Mainz. Mitte des 15. Jahrhunderts. Johannes Gensfleisch ist dabei, die Erfindung zu machen, die die Welt revolutionieren wird. Und er ist dabei, der Mann des Jahrtausends zu werden. Bekannt ist eher als Johannes Gutenberg – den Namen hat er nach dem Familienhof „zu Gutenberg“ entlehnt – und in Mainz hat er den Buchdruck mit beweglichen Lettern entwickelt. Das erste Buch, das er druckte, war das Buch der Christenheit, die Bibel.
Sein Geburtsdatum ist unbekannt (um 1400), das Todesjahr ist, das wurde fest gemacht, 1468 und liegt damit 550 Jahre zurück. Zeit, um sich an die Größe und Macht seiner Erfindung zu erinnern, die über 500 Jahre lang das Antlitz der Welt verändert hat.
Denn der Buchdruck ermöglichte im Laufe der Jahrhunderte nach und nach die Reduzierung des Analphabetismus, die Verbreitung von Ideen, die verschiedenen Mächtewechsel, später die Demokratisierung – wenn man auf den Ursprung des Wortes schaut, „Demos“ und „Kratos“, die Macht des Volkes. Denn die Bücher wurden günstiger, mehr und verbreiteten sich unter die Massen. Das passierte nicht schlagartig, aber den Unterschied konnte man schon bald nach der Erfindung erkennen.
Heute wird darüber gestritten, ob die Erfindung des Buchdrucks nun einer anderen weicht und nicht etwa ihren Lebensabend erlebt. Aber Bücher stehen immer noch in den Regalen zu Hause, in Bibliotheken, auf Schulbänken und werden auch überhaupt gern in die Hand genommen. Die e-Reader, die sich durchzusetzen ringen, versuchen das Leseerlebnis in der Buch-Galaxie nachzuahmen, aber einiges bleibt trotzdem verloren. Leseratten, die dem Medium Buch angetan sind, vermissen bei den e-Büchern das Handfeste, das Rascheln des Papiers, ja sogar den Geruch.
Es ist nämlich schwer etwas nachzuahmen, das so speziell, ja so perfekt in seiner Einfachheit ist. Es ist die Simplizität der großen Erfindungen, die sie noch größer macht. Da liegt der Vergleich mit dem Rad auf der Hand. Es ist einfach und funktioniert so gut, dass es nicht ganz oder überall ersetzt wurde. Deshalb besteht das gedruckte Buch weiter, neben den elektronischen Büchern.
Auch wenn wir die nächste Medienrevolution erleben, ist das Greifen zum Klassiker, zum gedruckten Buch, eine Geste, die im Alltag vieler Menschen doch etwas Natürliches darstellt. Und dafür sei Gutenberg gedankt!