Arad-Die Ausstellung „Migration im Donauraum. Die Ansiedlung der Deutschen im 18.Jahrhundert und ihre Folgen“ ist seit vergangener Woche im Arader Kunstmuseum zusehen. Zur Vernissage stellte sich ein interessiertes Publikum der Provokation, mit der die Ausstellungsmacher aus sieben Museen (Ulm, Sathmar, Arad, Temeswar, Reschitza, Pécs und Novi Sad) die Besucher konfrontieren: Ansiedlungsmythen diversester Art werden hinterfragt und Antworten geliefert oder suggeriert, die dem historischen Amateurwissen und der Schulgeschichte in puncto 300 Jahre Ansiedlung der „Schwaben“ im mittleren Donaubecken widersprechen bzw. diese nuancieren, zurechtrücken.
In diesem Sinn gestaltete Dr. Andrea Vándor (Foto, im Gespräch mit den Arader Vizebürgermeister Levente Bognár) vom Donauschwäbischen Zentralmuseum (DZM) in Ulm, die Kustodin der Ausstellung, auch ihre Einführung. Sie zitierte seitenlang Fragen, die mit der Ansiedlungsgeschichte der Deutschen im Zusammenhang stehen – und sie wies schlussfolgernd die Vernissagegäste darauf hin, den Exponaten ausreichend Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, „die Antworten der Ausstellungsmacher auf die Fragen finden Sie hier“.
Es war so kein Wunder, dass viele der Gäste der Vernissage sich entweder an den Direktor des Arader Museumskomplexes, Dr. Peter Hügel, oder an die anderen Ausstellungsgestalter wandten und wie ein Laitmotiv versicherten, sie würden „in aller Ruhe und mit Brille“ wiederkommen, um die (stark wort- und bildlastige) Ausstellung „zu studieren“.
Dass man in dieser Ausstellung auch einiges an Spezialinteresse aktivieren kann, das bewies nicht nur Vizebürgermeister Levente Bognár, ein Architekt und hervorragender Arad-Kenner, den Pläne der Vaubanschen Festung Arad interessieren im Hinblick auf eine Großaufgabe der Stadt, wenn ihr - wie in einem Regierungsbeschluss von 2011 festgeschrieben, der aber noch immer nicht im Amtsblatt „Monitorul Oficial“ erschien, also nicht rechtskräftig ist - die Aufgabe der Sanierung dieser einzigen vollständig erhaltenen Festung auf dem Gebiet Rumäniens zukommt. Ein Sonderinteresse zeigten auch ein Begeisterter von C.D.Florescu`s Triebswetter- und „Ansiedlungsroman“ „Jakob beschließt zu lieben“, ein in Hatzfeld geborener Schwabe, den es nach Arad verschlagen hat und der in der Ausstellung „konkret Hatzfeld vermisste“ oder ein schon betragterer Temeswarer, der seinen Doktor über „Die Deportationen der Banater nach dem zweiten Weltkrieg“ schreibt und der den 7. März, wenn die Ausstellung in der Temeswar Bastion eröffnet wird, nicht mehr erwarten konnte und nach Arad zur Vernissage kam.
Am zweiten Stock des Arader Kunstmuseums kann die Ausstellung bis am 24. Februar besichtigt werden.