Ein lebendiges Museum mit echten Banater Einwohnern, einen Picknickort für Familien und ein Freizeitgelände für junge Temeswarer – das alles soll das Dorfmuseum in Temeswar/Timişoara anbieten. Claudiu Ilaş ist als neuer Leiter des Banater Dorfmuseums am Jagdwald erst seit einigen Monaten im Amt und schmiedet große Zukunftspläne. Hauptanziehung des Museums soll die Allee der Ethnien werden. Vier Familien sollen den Museumsbesuchern vorzeigen, wie die rumänische, ungarische, serbische und deutsche Minderheit ihren Sitten und Bräuchen nachging.
Das Dorfmuseum in Temeswar soll zu einem lebendigen Museum werden, in dem sich Kulturfreunde darüber informieren können, wie die Banater früher gelebt haben. Gebaut werden vier Repliken von deutschen, ungarischen, serbischen und Banater Häusern, die auf der Allee der Ethnien stehen werden. In all diesen Häusern sollen Familien angestellt werden, die den Besuchern des Dorfmuseums live zeigen werden, wie unsere Großeltern gelebt haben. „Es ist unmöglich Personen zu finden, die hier permanent leben werden. Wir werden Schauspieler suchen, diese müssen aber sehr gut mit den Sitten und Bräuchen der Ethnien vertraut sein“, sagt Dorfmuseumsleiter Claudiu Ilaş.
Das Projekt eines lebendigen Museums wurde den Kreisräten zur Genehmigung vorgelegt. Auch EU-Fonds können in Zusammenarbeit mit der ungarischen Partnerstadt Szeged für dieses Projekt beantragt werden. Der Dorfmuseumsleiter Claudiu Ilaş ist gelernter Manager und weiß, was Besucher heranlockt. Ein langweiliges Museum tut es auf keinen Fall. „Es gibt solche lebendige Museen in Deutschland und Frankreich. Sie ziehen sehr viele Besucher an. Es ist eine Sache, wenn man durch das Museum spaziert und sich leere Häuschen anschaut, und etwas vollkommen anderes, wenn man Leute beobachtet, die in den Häusern leben, sich mit traditionellem Handwerk beschäftigen und dich ins Haus einladen“, erklärt Ila{ seine Initiative.
In dem Banater Dorfmuseum können Besucher insgesamt 18 Exponate besichtigen. Die Highlights sind jedoch das traditionelle Dorfzentrum mit Rathaus, Kulturheim, Dorfkneipe und die Holzkirche aus Topla. Das Museum wurde in den 60er Jahren am Rande des Temeswarer Jagdwaldes in eröffnet und ist immer noch das einzige der rumänischen Dorfmuseen, wo die Multikulturalität des Banats im Vordergrund steht. Ungefähr 20 Minderheiten lebten einst im Banat. Das Dorfmuseum widmete einen Teil des Geländes für die Einrichtung der „Allee der Ethnien“. Die vier wichtigsten Banater Ethnien sind heute im Museum vertreten. Ungarn, Serben, Slowaken, Ukrainer und, selbstverständlich, Banater Schwaben haben hier ihre traditionellen Häuser.
Plastikmüllkörbe und moderne Beleuchtungskörper stehen entlang der „Dorfgassen“. In den jeweiligen Bauernhöfen und Häusern kommen ab und zu Betonwände, moderne Türklinken, Hohlschrauben oder Plastikeimer vor. Diese Mischung von Alt und Neu soll es laut dem neuen Leiter des Dorfmuseums in Zukunft nicht mehr geben. „Vor allem die Kinder, die ins Museum kommen, bemerken diese Fehler. Es sind die nicht realitätsgetreuen Betonwände und die Praktiker-Türen, die sofort auffallen“, sagt der aus Busiasch/Buziaş stammende Dorfmuseumsleiter.
Fehler hat Claudiu Ilaş auch an dem schwäbischen Haus aus Billed, das im Dorfmuseum steht, bemerkt. „Ich habe eine nicht sehr gute Meinung über das deutsche Haus. Beim Bau wurden sehr viele Fehler begangen und außerdem muss das Haus noch ausgebaut werden. Daneben soll unter anderem auch ein Stall eingerichtet werden. Trotzdem ist es ein Haus, das aufrecht steht und dessen Dach keine Probleme aufweist“, so Ilaş. „Zu bauen wäre auch eine Werkstatt, denn wir wissen alle, dass die Banater Schwaben gute Handwerker gewesen sind. Die Inneneinrichtung ist sehr schön, aber die Holzstruktur und die Türen lassen zu wünschen übrig“, fügt der Manager hinzu. Die grobsten Fehler möchte er in naher Zukunft beheben. Es ist auch eine Herzensangelegenheit von Ilaş, der seine Kindheit unter Banater Schwaben, in Nitzkydorf, verbracht hat.
Viele Projekte hat der Leiter des Banater Dorfmuseums im Visier. Das Gelände in unmittelbarer Nähe könnte ruhig als Freizeitanlage von den Museumsbesuchern benutzt werden. Nicht nur Spaziergänge sollen hier unternommen werden, das Gelände könnte sich gut auch für Jogging-Begeisterte eignen. Künftig soll es den Besuchern erlaubt werden, auch mit dem Picknickkorb ins Museum zu kommen. Die Alleen können aber auch auf zwei Rädern, mit dem Fahrrad oder mit den Rollerblades entdeckt werden. Damit das Museum auch mehr von der ästhetischen Seite anbietet, möchte die Leitung des Dorfmuseums mit der Architekturfakultät und mit den Studenten der Abteilung für Landschaftsgestaltung zusammenarbeiten. Diese sollen Ideen für die Neugestaltung der Landschaft vorschlagen: Mehr Blumen und ein pittoreskes Bächlein mit Mühlrad könnten künftig das Museum verschönern.