Der Palmsonntag ist der letzte Sonntag vor Ostern, der sechste Sonntag der Fastenzeit und markiert zugleich der Beginn der Karwoche. Am Palmsonntag wird uns an den Einzug Jesu Christi in Jerusalem erinnert.
Die Gemeinde versammelt sich, wenn es möglich ist, an einem Ort außerhalb der Kirche. Die Gläubigen tragen Zweige in ihren Händen. Die Kirche weiht Palmzweige vor dem Hauptgottesdienst einer Gemeinde, Äste die in der anschließenden Prozession durch das Gotteshaus in der Hand getragen und dann das Jahr hindurch als Sakramentale aufbewahrt werden. Den Gläubigen, die an der Palmenweihe nicht teilnehmen können, den Kranken und Alten, sollen nachträglich geweihte Palmzweige ausgeteilt werden. Die geweihten Palmzweige gelten schon lange als Gegenstände des Schutzes, des Heils und des Segens. Sie werden oft etwa hinter ein Kruzifix oder über dem Türrahmen gesteckt. An manchen Orten befestigen die Christen ihre Zweige auch an Heiligenbildchen, Hausaltären oder Spiegeln. Sie sollen die Menschen segnen und an das von Christus neu gewonnene Leben erinnern. Im Folgejahr werden die Zweige verbrannt und die Asche wiederum fürs Aschekreuz verwendet. Der Kreis schließt sich. Viele Menschen bringen die frisch gesegneten Palmzweige auch zu zu ihren Toten auf dem Friedhof.
In Temeswar, wird in jede der sieben Pfarreien, bzw. in jede der elf römisch-katholischen Kirchen der Palmsonntag mit einer Prozession oder wenigstens mit einer heiligen Messe geheiligt. Überall werden aber auch die Zweige gesegnet, Zweige die bei uns im Banat Palmkätzchen genannt werden. Sie werden von Salweidebüsche geschnitten, ein Gewächs der auf Grund seines frühen Laubaustriebs (März-April) in Europa oft zum Palmsonntagschmuck genommen wurde.
Vor der heiligen Messe des Palmsonntags, die am Vormittag in der Temeswarer Domkirche gefeiert wird, findet im Innenhof des Bischöflichen Palaises (Augustin-Pacha-Str. Nr. 4) vorerst die Palmkätzchenweihe. Die Äste werden vom Ordinariat besorgt und liegen auf einem großen Tisch, inmitten des Hofes. Die Gläubigen versammlen sich und nehmen an den kurzen, viersprachigen Ritus teil. Der Bischof segnet die Zweige durch sein Gebet, mit Weihrauch und Besprengung mit Weihwasser. Die Äste werden an die Anwesenden verteilt und nach der Verkündigung des Evangeliums (heuer: Mk 11, 1-10) begibt sich die Prozession der Christen, Priester, Assistenz und Chor in die Domkirche. Unterwegs werden spezifische Lieder des Palmsonntags gesungen: Hosanna Filio David, Pueri hebrerorum und andere. Die liturgische Farbe der priesterlichen Gewänder und der Antipendien (Altartücher) ist rot.
Im so begonnen Messritus folgt das Tagesgebet. Danach werden die erste Lesung mit Antwortpsalm und die zweite Lesung gelesen, bzw. gesungen. Ein Ruf, der sog. Tractus, leitet zur Passionsgeschichte (heuer Mk 14, 1-15, 47) über, die von drei Personen vorgetragen wird. Die Erste Person spricht oder singt die Worte des Evangelisten, die Zweite die Worte Jesu und die Dritte, die der übrigen Personen. Der Text der Passion wird im Temeswarer Dom in drei geteilt und in den wichtigsten Sprachen des Bistums gesungen: Rumänisch, Ungarisch und Deutsch. Dann folgt der weitere Ablauf der heiligen Messe mit Glaubensbekenntnis, Fürbitten und der Eucharistiefeier. Am Ende des Pontifikalamtes segnet der Bischof die Anwesenden, nicht aber bevor das Programm der Karwoche verkündet wird. Der musikalische Teil der Palmsonntagmesse, sowie der weiteren Tage (Gründonnerstag, Karfreitag und Osternacht) wird durch den Domchor „Exultate“ geleitet vom Domorganisten Bajkai-Fábián Róbert gesichert. Besonders in der Zeit nach dem Schwarzen Sonntag, an dem auch die Kreuze in der Kirche verhüllt werden, aber auch in der Karwoche, werden Beichtgelegenheiten angeboten.
Am Nachmittag des Palmsonntags versammeln sich die Mitglieder des Domkapitels, die Domherren, zum gemeinsamen Stundengebet. Die Vesper wird an diesem Tag in deutscher Sprache um 17.30 Uhr gebetet. Danach wird noch eine heilige Messe in rumänischer Sprache, um 18.00 Uhr zelebriert.
Der Palmsonntag trägt den Anfang und das Ende in sich. Beim triumphalen Einzug in Jerusalem wird Jesus wie ein König gefeiert. Ein wundertätiger, friedlicher Herrscher, dessen weiteres Schicksal aber schon besiegelt ist – die Karwoche und damit die Tage des Leidens und Sterbens Jesu stehen bevor.