Zwei immer gut aufgelegte, unerschöpflich ironische und ewigstolze Oltenier, Premier Victor Ponta und Abgeordnetenkammerpräses Valeriu Zgonea, haben sich vor den Karren gespannt, um die Gebeine des Künstlers Constantin Brâncuşi zu „repatriieren“. Das macht sich nicht nur in der sommerlichen Informationsflaute gut und kaschiert erfolgreich Fehlkalkulationen der Entwicklung und sich abzeichnende politische Wortbrüchigkeiten, das Drücken auf die Nationalismustube nutzt auch der Popularitätsskala und schafft Bonuspunkte für künftige Wahlkämpfe – auch (oder gerade weil?) es kaum juristische oder erbgeschichtliche Anhaltspunkte für ein solches Vorgehen der Umbestattung der Gebeine des Künstlers gibt.
Denn Constantin Brâncuşi hat sich seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Montparnasse in Paris selber gekauft, er hat 1952 die rumänische Staatsbürgerschaft abgelegt und die französische angenommen, nach fast 50 Jahren (ab dem 14.Juli 1904) in Paris als Staatsbürger Rumäniens, er erwähnt in seinem wohlüberlegt verfassten Testament mit keinem Wort einen posthumen Wunsch, in Rumänien – oder, gottbewahre, in seinem Kindheitsort Hobi]a - begraben zu werden und er hat mit seiner „zurückhaltenden“ Überzeugung zu seiner Herkunftsgegend nie hinterm Berg gehalten („Ich hab euch als dumm und arm verlassen, ich finde euch noch dümmer und ärmer wieder“, soll er seiner Familie gesagt haben, als er am Beginn seiner Weltkarriere kurz zurückkam, um das Monumentalensemble von Târgu Jiu zu schaffen).
Bei der patriotischen Manipulationsmasse (nicht nur) oltenischer Wähler kommt die Idee gut an (das alte Problem aus dem 19. Jahrhundert des „Mulţi, dar proşti“ versus „Proşti, dar mulţi“ = Viele, aber dumm! – Dumm, aber viele!) und auch die orthodoxe Patriarchie wittert die Chance eines Großauftritts, die Akademie hat sich als Zuggaul vorspannen lassen und die Proşti-Mulţi-Politiker der großen Mittelmäßgkeit dürfen mal wieder nach Herzenslust mit todernster Miene leeres Stroh dreschen.
Zu Beginn der 1990er Jahre hat es schon mal einen solchen Rummel gegeben, rund um die Bestattung von George Enescu in Tescani/Bacău, als sich sogar ein paar der gestandenen Intellektuellen als Klepper vor den Ochsenkarren spannen ließen. Damals wurde in intellektuell-nationalistischer Exaltiertheit das Grab bereits ritualisch ausgehoben, wo Enescus Gebeine umgebettet werden sollten, indem man sie von der Nähe des Grabs Chopins wegnehmen wollte, wo jährlich hunderttausende Musikliebhaber hinpilgern. Damals griffen Enescu`s Nachlassverwalter, bei allem Risiko der antipatriotischen Verfemung, entschlossen ein und stoppten den Unsinn der Provinzialisierung seiner Überreste.
Im Fall Brâncuşi lässt ein Machtwort der Erben angesichts gnadenlos zynischer Massenmanipulation auf sich warten. Krethi und Plethi wartet schon auf den Überfall des internationalen Tourismus auf Hobiţa. Und auf Einnahmen, für die man nicht arbeiten muss.