Rumänien ist eines der letzten Raucherparadiese Europas: Man kann fast überall in Kneipen, Bars, Clubs und Restaurants qualmen. Allein in Zügen, Nahverkehrsmitteln und öffentlichen Gebäuden ist das Rauchen untersagt. Bald soll auch damit Schluss sein – so zumindest laut jüngstem Rauchverbot in Rumänien. Die Abgeordnetenkammer hat Mitte Dezember über ein Gesetz gegen das Rauchen an öffentlichen Plätzen und in Innenräumen abgestimmt. Laut neuen Vorschriften ist das Rauchen in jedem öffentlich zugänglichen Raum, der von mindesten zwei Wänden und einem Dach begrenzt ist, einschließlich improvisierter Unterstände, ob in privater oder öffentlicher Hand, verboten. Rauchen ist auch am Arbeitsplatz und auf Kinderspielplätzen – egal, ob im Inneren oder im Freien – verboten, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in staatlichen und privaten Einrichtungen des Gesundheits- und Unterrichtswesens und in solchen für Kinderschutz. Untersagt wird auch der Verkauf von Tabakprodukten in Einrichtungen des Gesundheits- und Bildungswesens sowie der lose Verkauf von Zigaretten, Zigarillos und Zigarren. Das Gesetz kann in 45 Tagen in Kraft treten, nachdem es im rumänischen Staatsanzeiger veröffentlicht und vom Staatspräsidenten Klaus Johannis verabschiedet wird.
Doch das strenge Rauchverbot wurde von einigen Senatoren beim Verfassungsgericht angefochten. Grund dafür: viele Unklarheiten und die Gefahr einer Diskriminierung (die ADZ berichtete). Das noch unklare Gesetz soll geändert werden. Raucher, Nichtraucher und Clubbesitzer äußerten sich zur Problematik auf Anfrage der BZ. „Die meisten unserer Kunden sind Raucher. Falls das Rauchverbot in Kraft tritt, wird in erster Phase bestimmt eine negative Auswirkung zu spüren sein, doch dann werden sich die Leute den Vorschriften fügen müssen. Genauso wie im Ausland werden wir dann einen Raucherplatz draußen einrichten“, sagt Andrei Ţugui, der Besitzer des Kaffeehauses „Spirit“ in der Temeswarer Mercy-Straße. „Meine Unzufriedenheit bezüglich des Gesetzes ist, dass wir hier auch Zigarren verkaufen. Diese werden meistens als Einzelstück verkauft und nicht als Packung. Das Gesetz verbietet das auch – ich hoffe, das wird aber demnächst geklärt“, sagt Andrei Ţugui.
Bislang waren größere Lokale verpflichtet, separate Nichtraucherräume zu haben. Dabei wurde im Hauptraum geraucht und der Rauch schwebte überall. In kleineren Lokalen musste man wählen: Entweder Raucher- oder Nichtraucherraum. Die Mehrheit beschloss schließlich: Die meisten Cafés wurden zu Rauchereinrichtungen. Auch die Orte, an denen Speisen und Getränke hergestellt, verarbeitet oder konsumiert werden, waren bisher raucherfreundlich. „Wir müssen uns an die Wünsche der Kunden anpassen, sonst können wir unser Geschäft gleich schließen“, sagt der Verwalter von „Cafeneaua verde“ (Auf Deutsch „Das grüne Café“) auf dem Freiheitsplatz in Temeswar. „Ich würde mich über ein Rauchverbot freuen. Dann würden viele Kunden nicht mehr stundenlang bei einer Tasse Kaffee oder Tee und einer Packung Zigaretten bei uns im Haus weilen“, sagt der Kaffeehausverwalter.
Der Rauch schwebt durch den Raum, in dem kleine Imbisse und Tagesmenüs serviert werden. Niemandem scheint es wirklich etwas auszumachen. Im „Grünen Café“ wurde jeden Mittwoch ein rauchfreier Tag eingeführt. „Die Kunden gingen gleich wieder weg, als sie erfuhren, dass an diesem Tag bei uns nicht geraucht wird“, sagt der Verwalter. Der rauchfreie Tag ist mittlerweile abgeschafft worden, jedoch werden die Kunden freundlich durch lustige Kärtchen auf den Tischen gebeten, aufs Rauchen zu verzichten. „Ich möchte gerade mein Essen genießen. Ich wäre dir dankbar, wenn du dir keine Zigarette anzündest“ – heißt es da. Die Kärtchen bringen meistens ein Schmunzeln auf viele Gesichter, andere schieben diese einfach an den Tischrand, wobei sie sich dann gleich eine Zigarette anzünden – erzählt der Caféverwalter.
Nicht nur Lokalbesitzer würden sich freuen, beim Ausgehen und Essen eine frischere Luft atmen zu können, sondern auch viele Kunden. „Ich bin Raucherin, doch das Rauchen ist eine Wahl, nicht ein Recht. Das Recht an Gesundheit ist es ein Grundrecht“, sagt die Temeswarer PR-Spezialistin Oltea Zambori. „Als Raucherin würde ich mir speziell eingerichtete Räume für Raucher wünschen – eine Art ´Smoking Bars´. Dort könnten sich Raucher treffen und ihrem Laster nachgehen, genauso wie es Weinstuben gibt, wo Leute zusammenkommen, um Wein zu verkosten. Letztendlich sind die öffentlichen Innenräume Unterhaltungsorte, wo man Freunde trifft, und keine Raucherplätze“, fügt Oltea Zambori hinzu. Dieser Meinung schließt sich auch ein Branchenkollege an: „Ich begrüße die neuen Vorschriften in Rumänien – dies ist ein Gesetz der Normalität. Im Ausland gilt das Rauchverbot schon seit Jahren. Wir, die Nichtraucher, sind nicht verpflichtet, den Rauch anderer einzuatmen“, sagt der Journalist Arpád László.