„Die bisher spektakulärsten Funde sind neun rituelle Gruben, in die mit großer Sorgfalt und zu rituellen Zwecken - die wir heute noch nicht erklären können - Keramikgefäße und verschiedene Haushaltsgegenstände deponiert wurden“, sagt Dozent Dr. Dorel Micle von der West-Universität Temeswar/Timişoara, wissenschaftlicher Leiter der Ausgrabungsstätte bei Unip „Dealu Cetăţuia“ (Cetăţuia-Hügel) im Kreis Temesch/Timiş. „Aus der Latènezeit stammen die Spuren einiger dakischen Wohnungen, inklusive ein runder Tonherd, sowie die Keramikgefäße aus den rituellen Gruben“, fügt Micle hinzu. Wie viele derartige Gruben es sein könnten, sei noch ungewiss. In manchen Keramikgefäßen wurden auch Grassamen, Linsen, Früchte und Hanf gefunden. Ein zusätzlicher Beweis dafür, dass diese Nahrungsmittel enthielten, ist auch die große Anzahl von Nagetierknochen, die ebenda entdeckt wurden. „Die Tiere sind in die Behälter eingedrungen und konnten dann nicht mehr heraus“, erklärt der Hochschullehrer.
Die Siedlungsgrabung bei Unip wurde 2006 im Rahmen eines umfangreichen Projektes zur Identifizierung der auf der Liste der Historischen Denkmäler des Kreises Temesch eingetragenen archäologischen Stätten und teilweise auch mit Hilfe der Dorfbewohner entdeckt. „Die Chance dieser Ausgrabungsstätte war, dass sie, obwohl am Ufer der Temesch gelegen, weit entfernt von jeglichem Zugang war und somit von den Schatzsuchern nicht verwüstet wurde“, äußert sich Dorel Micle dazu. Die eigentlichen Ausgrabungen haben 2009 begonnen. Da es eine für das Praktikum der Studenten vorgesehene Ausgrabungsstätte ist, sind hier vor allem Studierende der Fakultät für Philologie, Geschichte und Theologie an der West-Universität, Fachrichtung: Archäologie, mit eingebunden. Träger des Projektes ist die West-Universität Temeswar, die sowohl für den Transport, die Unterkunft und die Tätigkeit der Studenten vor Ort als auch für die Bearbeitung des archäologischen Materials aufkommt.
Die Ausgrabungen bei Unip ergaben Funde aus mehrere Epochen. Die älteste davon wäre die Hallstattzeit (die älteste Eisenzeit), eine zweite die Zeit der Daker - die Latènezeit (die zweite Epoche der Eisenzeit) und eine dritte Epoche – die slawische Zeit (7. Jh. n.Chr.). Zu den Funden aus der Hallstattzeit gehören mehrere Hütten, Wohnungen mit reichhaltigen archäologischen Artefakten - Keramikgefäße, Handmühlen mit Mühlsteinen, Fragmente von Metallgegenständen - alles für den Haushalt. Aus der zweiten Epoche, der Latènezeit, stammen die beeindruckendsten Entdeckungen: die Spuren der dakischen Wohnungen und die rituellen Gruben mit Keramikgefäßen. Die Funde der dritten, der slawischen Epoche sind Erdhütten, die halb an der Oberfläche liegen. An manchen Stellen wurden auch Keramikfragmente aus der nachrömischen Zeit (3.-4. Jh. n.Chr.) und aus dem Hochmittelalter (14.-15. Jh.) entdeckt.
„Es sind mindestens drei nacheinander folgende Epochen, in denen das Gebiet bewohnt war“, so Micle. Der Dozent betont auch, wie wichtig es ist, dass bisher angenommen wurde, dass dieses Gebiet, das wegen den Sümpfen für das Leben eigentlich ungeeignet war, trotzdem sehr intensiv und langfristig bewohnt war.
Die archäologischen Forschungsarbeiten starteten 2006 und 2007 mit einer detaillierten Geländeaufnahme und geophysikalischen Prospektionen, die den Wissenschaftlern eine Übersicht auf die Existenz möglicher archäologischer Komplexe bieten sollten. Des Weiteren wurden pedologische Prospektionen – Bodenanalysen – unternommen und anschließend der zentrale Teil des Plateaus entwaldet. 2009 haben dann die eigentlichen Ausgrabungen begonnen, die in jedem Jahr, bis 2015, fortgeführt wurden. Derzeit sind die Ausgrabungen für ein Jahr eingestellt worden, um das entdeckte archäologische Material zu sichten und zu bearbeiten und die Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.
„Es wäre möglich, dass es sich bei dieser archäologischen Stätte aus der Zeit der Daker um die von Ptolemäus erwähnte Zurobara-Burg – der einzigen dakischen Festung aus der Ebene südlich der Temesch handelt“, schließt Micle.