Es wurde schon oft gesagt und in allen Aspekten erläutert, doch aus der Sicht der Erben, der Nachfolgergeneration des heutigen modernen Banats, kann es zweifellos nicht oft genug geschehen: Die zehnte Auflage des Banater Kalenders vom deutschen Banat Verlag Erding widmet demnach einen Großteil seines 312 Seiten fassenden Jahrbuchs 2017 der für die Geschichte und die Geschicke des Landstrichs zwischen Marosch und Donau entscheidenden Ereignisse des 18. Jahrhunderts, der Gründergeneration und dem „Großen Schwabenzug“, der deutschen Ansiedlung. Für diese zentralen Themen stehen auch die drei Kaiser-Porträts auf dem Titelbild (Maria Theresia, Franz I. und Joseph II.), zu sehen im Herbst auch in der großangelegten Temeswarer Ausstellung zum 300. Jubiläum seit der Einnahme Temeswars durch die k.u.k. Heere von Prinz Eugen von Savoyen und der Befreiung vom 164jährigen Türkenjoch. Diesem historischen Ereigniskomplex gewidmet sind erläuternd ein Gespräch mit Diözesanbischof Martin Roos (“300 Jahre Banater Kirchengeschichte“) und ein sachkundiger Bericht von Archivar Claudiu C²lin.
In mehreren Beiträgen, wird der Geburtsstunde von zwei Dutzend Banater Ortschaften (250 Jahre seit der deutschen Ansiedlung) gedacht. In einem gutdokumentierten Beitrag, mit Karten und Abbildungen, erläutert Josef Wolf die Theresianische Ansiedlung 1763-1772 in der Regierungszeit Maria Theresias, auch noch als „Großer Schwabenzug“ bekannt. „Der Ort, wo Lenau geboren wurde“ betitelt sich eine ausführliche Dokumentation von Werner und Jürgen Griebel über eine für das Banat symbolträchtige Gemeinde, Lenauheim (Tschatad, seit 1926 Lenauheim) und sein 250. Gründungsjubiläum, das im kommenden Sommer mit einer gebührenden Feier begangen werden soll. Über eine der Ausnahmekapiteln der deutschen Ansiedlung im Banat, die der Deutschen Reformierten Helvetischen Bekenntnisses aus Semlak, berichtet Georg Schmidt. Interessant und fachkundig wie stets schreibt Dr. Walter Engel über die wohl bekannteste literarische Verarbeitung dieses Themas, den Roman „Der große Schwabenzug“ von Adam Müller-Guttenbrunn.
In mehreren kulturhistorischen Beiträgen wird, im Sog der drei Jahrhunderte währenden komplexen Umgestaltung der Region, auch auf die kulturspezifischen Auswirkungen hingewiesen. So z.B. von Historiker Rudolf Gräf in seinem Beitrag über das „Schmuckstück in Südosteuropa“, das 200jährige Theatergebäude von Orawitza. Franz Liebhard erinnert an die ersten Filmaufführungen in Temeswar, 1897. Franz Metz widmet einen Beitrag dem 125. Todestag des bedeutendsten Banater Orgelbauers, Anton Dangl, erinnert wird an weitere Kulturpersönlichkeiten, den Temeswarer Arnold Hauser, an Julius Meier-Gräfe aus Reschitza. Höchst interessant die Texte des englischen Reiseschriftstellers John Paget, der das Banat des Jahres 1835 als ein südosteuropäisches El Dorado beschreibt. Im Literaturteil werden feinfühlige Gedichte und Prosa zum Thema Banat von Franz Heinz veröffentlicht. Eva Marschang referiert über das Thema Banater Landschaft als Schicksalsraum im Werk des Banater deutschen Autors Johann Lippet.
Drei Banater Künstler werden anlässlich ihrer 2017 anstehenden runden Geburtstage gewürdigt: Friedrich Eberle, Hildegard Klepper-Paar und Joseph Ed. Krämer. Im Kapitel Volks- und Landeskunde sind Studien von Hans Gehl, Gottfried Habenicht, Hans Fink und Barbara Gaug zu lesen. Dokumentationen zu den verschiedensten Banater Themen runden den Eindruck eines ansprechenden Lesebuchs ab bzw. von Dr. Volker Wollmann (Sonnenuhren im Banat), Dr. Lajos Kakucs (Die Goldwäscherei im Banat) und Helmut Kulhanek (Wassermühlen im einstigen Reschitz). Im Jahrbuch 2017, effektvoll und aufschlussreich illustriert mit Karten, Schwarzweiß- und Farbbildern, kommen auch diesmal mehr als 30 Mitarbeiter, vom Banater deutschen Leserpublikum geschätzte Autoren zum Wort.