Mit einer Retrospektivausstellung von Werken der vier Internationalen Exlibris-Trienalen zwischen 1998 und 2007 wird zurzeit dem rumänischen Schriftsteller und Journalisten Ioan Slavici (1848-1925) im „Ioan Slavici şi Emil Monţia“-Gedenkmuseum in Hellburg/Şiria (Kreis Arad) gedacht. Dies, da 90 Jahre seit dem Ableben des in Hellburg geborenen Literaten verstrichen sind. Gezeigt wird eine repräsentative Auswahl der Exlibris, die nach den Triennalen in die Sammlung von Kleingrafiken des Arader Museumskomplexes - dem das Gedenkmuseum in Hellburg untergeordnet ist – eingegangen sind. Die Internationale Exlibris-Triennale wurde 1998 anlässlich der 150-Jahr-Feier seit der Geburt des Schriftstellers Ioan Slavici eingeleitet. An den Triennalen beteiligten sich u.a. außer rumänischen Grafikern auch Künstler aus Deutschland, Spanien, Ungarn, Griechenland, Kanada und Russland.
Die Arbeiten wurden in den traditionellen Techniken – Aquatinta, Mezzotinto, Kaltnadel, Holzschnitt, Linolschnitt, Zinkätzung, Heliogravur – aber auch in neueren Techniken – Serigrafie, Fototypie, Offset, Computergrafik – angefertigt. Zu den entstandenen Exlibris gehörten teilweise Arbeiten, die die in den Vorschriften der Triennale angegebene Inschriften, wie „In memoriam Ioan Slavici“, „Ioan Slavici“, „Arad. România“ oder „Slavici. România. 2004“ enthielten, aber auch andere Kleingrafiken ohne Hinweise zum Namen des Schriftstellers. Die Exlibris-Retrospektivausstellung kann bis am 13. September, von dienstags bis sonntags, zwischen 9 und 17 Uhr, im „Ioan Slavici şi Emil Monţia“-Gedenkmuseum in Hellburg („Regimentul de Infanterie 85“-Str. 150) besichtigt werden.
Das Hellburger „Ioan Slavici şi Emil Monţia“-Gedenkmuseum ist seit 1960 im Bohuş-Schloss, einem 1838 im neoklassischen Stil errichteten Gebäude, untergebracht. Das Schloss ist die ehemalige Residenz des Barons Emmerich Bohuş, Mitglied einer adeligen Familie aus Ungarn mit slowakischer Abstammung, und dessen Frau Antónia Szögény Bohuş. Die Baronin entstammte einer aristokratischen Familie aus Pest und war bekannt für ihre kulturellen und karitativen Tätigkeiten. Das Museum umfasst drei Abteilungen: Geschichte, Literatur und Musik, wobei der geschichtliche Bereich über die Revolution von 1848 informiert. Die anderen zwei Dauerausstellungen sind dem Schriftsteller Ioan Slavici bzw. dem Rechtsanwalt, Komponisten und Volkskundesammler Emil Monţia gewidmet. Nach den zwei Kulturpersönlichkeiten, die entweder in Hellburg geboren sind oder dort gelebt und geschaffen haben, ist die Kulturstätte auch benannt.
„Die Rumänen aus Ungarn, Siebenbürgen und der Bukowina“
Die „Ioan Slavici“-Dauerausstellung umfasst drei Räume, wo u.a. Familienfotos, Diplome, Preise, Auszeichnungen, Manuskripte, Bücher und Zeitungen gezeigt werden. Die Ausstellung illustriert verschiedene Lebensabschnitte des am 18. Januar 1848 in Hellburg geborenen Schriftstellers: sein Heimatsort, die Studienorte - Arad, Temeswar/Timişoara, Pest und Wien -, seine Freundschaft mit Mihai Eminescu und die Tätigkeit bei „România Jună“. Letzterer ist ein Wiener Studentenverein, den Ioan Slavici gegründet und geleitet hat. Die Ausstellung enthält auch Briefe aus der mit den rumänischen Studierenden in Wien geführten Korrespondenz. Seine journalistische Tätigkeit bei der Hermannstädter Zeitung „Tribuna“ ist von Prozessen und der Inhaftierung bei Vacz gefolgt. „Slavici war Pro-Deutscher und ein Anhänger der Monarchie. Seine journalistischen und politischen Erwägungen führten zu seiner Inhaftierung“, so Laura Mateş, Museologin am Hellburger Gedenkmuseum.
Nach der Entlassung siedelt Ioan Slavici nach Bukarest um und wird 1892 rumänischer Staatsbürger. Er hat auch einige Lehrämter am „Elena Doamna“-Asyl und am Deutschen Gymnasium in Bukarest/Bucureşti bekleidet sowie die Leiterfunktion am Oteteleşteanu-Institut in Măgurele - eine Zeit, in der er auch viele pädagogische Schriften verfasste. Ein bedeutenden Teil der Ausstellung nimmt sein literarisches Werk ein: die Novellen, Erzählungen und sein in mehrere Sprachen übersetzter Roman „Mara“. Eine Besonderheit unter den Ausstellungsgegenständen ist das von Ioan Slavici in deutscher Sprache verfasste 258 Seiten starke Buch „Die Rumänen in Ungarn, Siebenbürgen und der Bukowina“, das 1881 beim Wien und Teschen Verlag von Karl Prochaska veröffentlicht und bisher noch nicht ins Rumänische übersetzt wurde. Zu den Exponaten gehören ebenso einige persönliche Gegenstände des Schriftstellers, darunter der Schreibtisch und der Stuhl aus seinem Arbeitszimmer und die Möbelstücke aus dem Tageszimmer seiner Bukarester Wohnung. Für seine literarische, journalistische und pädagogische Tätigkeit erhielt Slavici mehrere Auszeichnungen und Preise, darunter auch der Orden „Coroana României“, 1891 die Medaille „Bene Merenti“ für die Veröffentlichung der Hurmuzaki-Dokumente und 1903 den Preis der Rumänischen Akademie für den historischen Roman „Din bătrâni“ („Aus alten Zeiten“).