Als er 2008 nach Temeswar/Timisoara kam, hat er noch keine Ahnung, welche berufliche Laufbahn er später einschlagen wird. Andrei Firus konnte damals überhaupt kein Deutsch, die Sprache gefiel ihm aber so sehr, dass er sich – mehr oder weniger spontan – dazu entschied, die deutschsprachige Abteilung für Bauingenieurwesen an der TU Politehnica zu besuchen. Heute durchläuft Andrei Firus einen Masterstudiengang in Konstanz, Deutschland. Mit Erfolg: Denn in dem zweiten Semester schaffte es der junge Mann, die beste Abschlussnote aus der Gruppe zu erzielen – ein Ergebnis, auf das nicht nur er selbst, sondern auch Prof. Dr. Radu Bancila von der Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache an der TU Politehnica in Temeswar besonders stolz ist.
Professor Radu Bancila war es, der Andrei Firus im Jahr 2008 riet, sich an die deutschsprachigen Abteilung einzuschreiben. Ursprünglich hatte sich der aus Petrila bei Petroschen/Petro{ani stammende Lyzeumsabsolvent in die rumänischsprachige Abteilung eingeschrieben, er erfuhr jedoch darüber, dass man das deutschsprachige Studium trotzdem beginnen kann, wenn man nebenbei einen Deutschkurs belegt. „Am Anfang hatte ich fast keine Deutschkenntnisse, aber ich gab mir Mühe und besuchte die Deutschkurse des Deutschen Kulturzentrums in Temeswar. Nach drei Semestern ging es schon“, erinnert sich Andrei Firus. Die Vorteile der deutschen Sprache waren Andrei Firus von Anfang an klar gewesen. „Ich habe die spontane Entscheidung getroffen, mich an die deutschsprachige Abteilung einzuschreiben, denn ich wusste, dass Englisch nicht genug war. Englisch kann heute fast jeder, deswegen ist eine zweite Fremdsprache unbedingt notwendig. Auf technischem Gebiet ist Deutschland führend, deswegen kam Deutsch für mich in Frage“, sagt Andrei Firus.
Als er 2008 er mit seinem Studium anfing, wusste man noch nichts über die Wirtschaftskrise. Seine Entscheidung, Bauingenieurwesen zu studieren, bereut der junge Mann trotzdem nicht. „Der Arbeitsmarkt auf dem Gebiet des Bauingenieurwesens stellt weiterhin genügend Arbeitsplätze zur Verfügung“, sagt Andrei Firus. Ans Auswandern hatte der Masterstudent zu Beginn seines Studiums nicht gedacht. Eher hegte er den Wunsch, eine gute Arbeitsstelle in einem deutschen Unternehmen in Rumänien zu erhalten. Seine Pläne wandelten sich allerdings, als das vierte Studienjahr an der TU Politehnica anfing. Er erhielt ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für einen Masterstudiengang in Deutschland. Er entschied sich für die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung – kurz: HTWG Konstanz.
Hier besucht er aktuell die Abteilung für konstruktivem Ingenieurbau. An das Leben in Deutschland gewöhnte er sich recht schnell. „Ich war im ersten Monat der einzige Ausländer in meiner Gruppe. Sowohl die Professoren, als auch die Studierenden nahmen mich sehr gut auf“, erinnert sich Andrei Firus. Was den Unterricht angeht, so findet der Bauingenieur, dass sowohl an der TU Politehnica, als auch an der HTWG Konstanz gute Arbeit geleistet wird. Der Unterschied sei jedoch, dass die Studierenden in Deutschland deutlich mehr selbst recherchieren müssen als das in Rumänien der Fall ist. Auch was die technische Ausstattung der Universität angeht, sind die Unterschiede groß. „Vor einigen Wochen sind neue Geräte erworben worden, die ich für meine Masterthesis im Bereich Baudynamik verwenden werde“, freut sich Andrei Firus, der im zweiten Semester eine besonders gute studentische Leistung erbrachte. Er erzielte die Mittelnote 1,64 – die beste von allen zwölf Studierenden der Abteilung „Konstruktiver Ingenieurbau“. Zur Zeit ist Andrei Firus als wissenschaftlicher Hilfsassistent an der HTWG tätig.
Ob er denn nach dem Masterstudium wieder nach Rumänien zurückkehren werde? Andrei Firus überlegt nicht lange: „Die Situation sieht zur Zeit in Rumänien nicht so gut aus. Ich würde natürlich gerne in mein Heimatland zurückkehren, aber erstmal warte ich ab, bis sich die Situation dort wieder verbessert“. Einige Jahre wird er nach dem Abschluss sicherlich noch in Deutschland verbringen wollen, um Erfahrung zu sammeln. Jedoch könnte der akute Fachkräftemangel da seinen Deutschland-Aufenthalt erheblich verlängern.