Reschitza – Dass der Baugrund in der ins Bersau-/Bârzava-Tal eingezwängten Stadt Reschitza knapp ist, das ist nichts Neues. Auch der Wunsch der Stadtführung, Baugrund anzukaufen, ist nicht neu. Doch dieser Tage gab es den ersten konkreten Vorstoß von Bürgermeister Mihai Stepanescu, seinen Stadtrat von der Notwendigkeit des Ankaufs von Baugrund „für die Errichtung sozial-kultureller Objekte“ zu überzeugen.
Stepanescu blitzte jedoch ab und zog seine Beschlussvorlage im Stadtrat zurück. Aufgegeben hat er aber, laut eigenen Aussagen, noch nicht.
Die Grundstücke, die Reschitza/Reşiţa sich aneignen möchte zwecks Ausbau der Stadt liegen in der Oberstadt, am Bersau-Ufer, und gehören dem Stahlwerk TMK. Hier, am rechten Bersau-Ufer, war einmal die Schrottwirtschaft des Hüttenwerks. Das Stahlwerk nutzt das gegenwärtig (aus Serbien und aus Westrumänien) angekarrte Alteisen so zügig, dass zum Lagern kein Bedarf mehr besteht und die dafür reservierten Flächen frei gemacht werden konnten.
Erst unlängst berichtete die ADZ von einem tödlichen Unfall, dem dort Restschrott suchende Zigeunerinnen zum Opfer fielen, als ein Überhang, an dessen Fuß sie buddelten, sie zusammenstürzend unter sich begrub.
Das Stahlwerk TMK hat schon vor längerer Zeit seine Bereitschaft erklärt, das 85.508 Quadratmeter große Grundstück nach seiner Säuberung verkaufen zu wollen. Zwar müsste die Industriebrache anschließend wahrscheinlich gründlich saniert und möglicherweise auch dekontaminiert werden – man erinnert sich in Reschitza noch gelegentlich daran, dass mit dem Schrott auch manchmal, wissentlich oder unfreiwillig, kontaminiertes verstrahltes Material zum Schmelzen angeliefert worden ist, was zu oft erheblichen Problemen geführt hat - aber wo der Baugrund knapp ist, darf man wohl nicht allzu zimperlich in der Wahl sein.
Seit der Industriepark der Stadt im Ţerova-Tal Pächter gefunden hat und voll ausgepachtet ist– pikanterweise befindet sich unter ihnen einer der Ex-Direktoren des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR, gegen den im Falle des Syriers Saad Baaklini und der getürkten Mehrwertsteuer-Rückgabeforderungen an den Fiskus rund um den Export einer seit Jahrzehnten auf Halde befindlichen Maschine aus Reschitza nach Afrika staatsanwältliche Untersuchungen laufen – sucht die Stadt nach weiteren Grundstücken für Investitionen.
Sie bot für die nur oberflächlich sanierten 85,5 Hektar am Oberlauf der Bersau einen Quadratmeterpreis von drei Euro. Dem stellte das Stahlwerk TMK eine Schätzung/Gegenexpertise gegenüber, die von acht Euro/Quadratmeter ausging. Viel zu viel, reagierten die Ratsherren der Stadt, angesichts der möglichen nachträglichen Sanierungsbedürfnisse in hohem Maß zu recht, und Bürgermeister Stepanescu zog seine Beschlussvorlage zurück, ohne noch darüber abstimmen zu lassen.
Trotzdem waren einige seiner Argumente ausreichend solide, um von den Ratsherrn nicht umgestoßen werden zu können: die Stadt hat nicht genug Geld, um sich selber an Abrisse und Grundstückssanierungen sowie Aufschlußarbeiten zu machen – deren Kosten kennt man inzwischen ziemlich genau aus der Erschließung des Gewerbeparks im }erova-Tal, ebenfalls eine vormalige Industriebrache – aber sie könnte sich auch vorerst mit einem kleineren Grundstück vorliebnehmen, „Die Decke reicht gegenwärtig für 16.588 Quadratmeter“, war im Stadtrat bezüglich der der Stadt zur Verfügung stehenden Kaufsumme zu hören.
Aber das Stahlwerk möchte das freigemachte Grundstück zwischen der Stawillaer Brücke-Chamottefabrik (das alte Industriedenkmal vom Ende des 19. Jahrhunderts wurde leider abgerissen)-und Schrottwirtschaft bis zur Bersaubrücke in Richtung Sekuler Stadtsee nicht so gern zerstückeln sondern am liebsten als Ganzes, in einem Stück verkaufen.
Stepanescu: „Ich sah mich auf Druck der Ratsherrn genötigt, die Beschlussvorlage zurückzuziehen und neue Verhandlungen mit TMK aufzunehmen.
Trotzdem: Grundstücke in unmittelbarer Stadtnähe zu kaufen, das sind Schnäppchen, die nicht jeder Stadt allzu oft angeboten werden. Und das hat eben seinen Preis, ist aber natürlich auf keinen Fall preislich zu vergleichen mit kilometerweit von der Stadt entfernten, erheblich billigeren Grundstücken. Aber mit vielen anschließenden Nutzungsanforderungen.“