Traditionen sind eine schöne Sache, können aber auch recht kontraproduktiv sein. Wenn stets darauf beharrt wird, immer wieder das Gleiche zu machen ohne jemals etwas neues zu wagen, dann wird es irgendwann öde und eintönig. Besonders traditionelle Feste können darunter leiden. Was einfach für die Organisatoren ist, die es schon zig mal gemacht haben, wirkt auf die Zuschauer nur noch langweilig.
Das Opern- und Operettenfest wird in diesem Jahr zum neunten Mal veranstaltet. Und auch wenn in den vorherigen Jahren die Veranstaltung stets gut besucht war, so muss man sich doch unfreiwillig die Frage stellen, besonders nachdem man einen Blick auf das diesjährige Programm wirft, wann dieses inzwischen traditionelle Fest rundum erneuert wird. Denn die Nationaloper Temeswar setzt erneut auf die gleichen Vorstellungen, die schon in den letzten vier Jahren im Temeswarer Rosengarten gespielt wurden. Mit einer Ausnahme: Joseph Steins „Anatevka“ wird in diesem Jahr das Opern- und Operettenfest am Freitag Abend ab 20.30 Uhr eröffnen.
Dagegen wirkt das restliche erste Wochenende eher unspektakulär: Am Samstag können sich Temeswarer auf Traviata freuen. Giuseppe Verdis Oper in drei Akten ist zwar zweifellos ein Publikumsliebling, jedoch für Temeswarer inzwischen ein viel zu bekanntes. Das gleiche gilt für „Der Zigeunerbaron“ von Franz Lehar. Die Operette in zwei Akten wird am Sonntag Abend ab 20.30 Uhr aufgeführt.
Auch das zweite Festivalwochenende wirkt vertraut. Zuschauer werden deja vu schreien, wenn sie am Freitag Abend (30. August) ab 20.30 Uhr erneut „Die lustige Witwe“ zu Gesicht bekommen. Lehars zeitlose Operette gehört seit Jahren zum festen Programm des Festivals. Genau wie Bizets Carmen, das am Samstag Abend ab 20.30 Uhr aufgeführt wird. Am Sonntag Vormittag wird für Kinder Dan Ardeleans „Glasstern“ gespielt. Mit Arien und Gesängen für Chor endet die diesjährige inzwischen neunte Auflage am Sonntag, dem ersten September, im Rosengarten.
Spannend kann man das Programm nicht nennen, doch es wird wahrscheinlich die Zuschauer nicht ärgern. Viele, die das Opern- und Operettenfestival jährlich besuchen, gehen sonst sowieso nicht in die Oper. Aber was man nicht vergessen kann und darf, ist die Tatsache, dass 2013 Wagnerjahr ist. Da scheint es unverzeihlich, dass die Nationaloper Temeswar neben den Standardwerken, die seit etlichen Jahren im Rosengarten Ende des Sommers gespielt werden, sich kein einziges musikdramatisches Werk von Richard Wagner verirrt hat. Da muss man sich erneut die Frage stellen, ob Temeswar wirklich bereit ist, europäische Kulturhauptstadt zu werden.