„Die Smaragdinsel Sardinien“ schien der 17-Jährigen Oana Irimie, Schülerin der 11. Klasse in der Lenau-Schule, wie „ein anderes Universum”: Die Einwohner – gut gelaunt und nicht gestresst, das Essen – schmackhaft und frisch. Außerdem waren die Teilnehmer an der Europäischen Jugend- und Kulturwoche 2014 freundlich und gesprächsbereit, erzählt Oana Irimie nach ihrer Rückkehr. Das Festival, das alle zwei Jahre veranstaltet wird und eine Woche lang dauert, ist Anlass für Tanzgruppen aus verschiedenen europäischen Ländern ihre Traditionen vorzustellen und sich miteinander auszutauschen. Fünf Tage lang führen sie dabei ihre Tänze vor und singen die Lieder ihrer Heimat.
Banatschwäbische Tänze in Sardinien
26 Stunden mit dem Bus von Rumänien nach Italien und danach weitere sechs Stunden mit der Fähre vom Festland bis auf die Insel Sardinien; doch die lange Anreise konnte die 24 Jugendlichen der Tanzgruppe „Banater Rosmarein“, nicht entmutigen: Schon am zweiten Tag nach ihrer Ankunft, standen sie in Tracht auf der Freilicht-Bühne. Mit dabei waren sieben andere Tanzgruppen: Elsässer aus Frankreich, Deutsche aus Ungarn, Südtiroler aus Italien, Spanier aus Alicante, Iren aus der Stadt Ennis, Litauer aus Klaipeda und natürlich auch die Sarden, deren Tanzgruppe dieses Jahr ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum feierte. Seit 28 Jahren nehmen viele dieser Gruppen an der Europäischen Jugend- und Kulturwoche teil. „Es sind ständig dieselben Länder und in den letzten Jahren fast immer dieselben Leute“, erzählt Sorana Beica, Leiterin der Tanzgruppe Banater Rosmarein. Deshalb ist es kein Wunder, dass zwischen den Jugendlichen Freundschaften entstehen und diese das Festival kaum erwarten können. „Es war die größte Freude, zusammen mit zweihundert Leuten in vielen Sprachen zu kommunizieren und zu verstehen, dass die konventionellen Grenzen und die politischen sowie wirtschaftlichen Missverständnisse nur eine künstliche Barriere sind, die mit Vertrauen weggelassen werden können“, erzählt Oana Irimie ihr Erlebnis.
Seit 1996, als die „Rosmareiner“ zum ersten Mal bei der Europäischen Jugend- und Kulturwoche inFünfkirchen/ Pécs dabei waren, hat der Jugendtrachtenverein ununterbrochen an diesem Festival teilgenommen und dieses 2004 in Temeswar sogar selbst veranstaltet. Schon heute ist bekannt, dass 2016 das Festival erneut in Temeswar stattfinden wird.
Ein bisschen Spaß muss sein
Fünf Tage lang, vom 6. – 11. August, hatten die Gruppen Auftritte in vier Ortschaften auf der Insel mit smaragdblauem Wasser. Dadurch, dass es in Sardinien tagsüber sehr heiß ist, waren die Auftritte und das offizielle Programm nur am Abend geplant. Dies hat den Jugendlichen erlaubt, sich tagsüber am Meer zu entspannen. Das sei auch notwendig, besonders wenn man noch spät in der Nacht die Beine nach den Rhythmen der Musik bewegen muss und wenn man ein solches Programm nicht gewohnt ist. Dazu kamen noch die selbstverständlichen Gespräche nach den Auftritten. Kurz gesagt: viel Programm, wenig Schlaf, resümiert Sorana Beica.
Einen Nachmittag lang wurden „Spiele ohne Grenzen“ gespielt. Thema war Wasser: Wasserballons und Wassereimer mussten dabei verwendet werden, was dem Spaßfaktor zugute kam. „Am Ende waren alle nass“, erzählt Sorana Beica lachend. Die Banater Rosmarein-Gruppe ist dabei sogar auf dem zweiten Platz gekommen. Gewonnen haben die Südtiroler. „Wir haben uns gut mit allen verstanden, aber die Spanier, die sind besonders nett. Sie sprechen kein Deutsch, kein Englisch, aber sie kommen zu dir und wollen mit dir reden“, erzählt die Leiterin der Gruppe. So lernten die Jugendlichen, dass auch die Zeichensprache ganz gut funktionieren kann, wenn man es nur wirklich will.
Der Galaabend am letzten Tag brachte alle Gruppen zusammen, um sich noch einmal zu präsentieren und um die europäische Fahne weiter zu geben. Das Land, das das kommende Festival veranstaltet, nimmt die vier Meter lange Fahne mit. Diese liegt jetzt in Temeswar, dort wo 2016 die nächste Europäische Jugend- und Kulturwoche, zu ihrem 30-jährigen Jubiläum stattfinden wird.
Die Anwesenheit des Jugendtrachtenvereins Banater Rosmarein in Italien wurde durch die Unterstützung von Sponsoren und Institutionen möglich: Genannt sei in diesem Kontext das Departement für Interethnische Beziehungen im Rahmen der Rumänischen Regierung und das Bundesministerium des Innern der Bundesrepublik Deutschland.