Aus Sicht der ausgewanderten Deutschen schaut das Banat anders aus. Die alte Heimat lebt für sie in den Erinnerungen weiter und darum ist auch das Bild Vergangenheitsgebunden und durch und durch romantisch. Das wird auch aus den Malereien von Dr. Alfred Zawadzki ersichtlich. Seine „Temeswarer Seelenpastelle“, die im Generalkonsulat von Rumänien in München seit dem 17. April ausgestellt sind, stellen die Stadt an der Bega, einst Heimat des ausgewanderten Zahnarztes, so vor, wie er sie als Kind in Erinnerung hatte, obwohl er von Fotografien ausgeht, die meist heute geschossen wurden. Mit der Vernissage eröffnete die Landsmannschaft der Banater Schwaben, die Heimatortsgemeinschaft Temeswar, das Rumänische Generlakonsulat München, das Demokratische Forum der Deutschen in Temeswar sowie die Städtische Sing- und Musikschule München die „Temeswarer Tage in München“.
Viele Veranstalter für ein ambitioniertes Projekt, nämlich die Hauptstadt des Banats in der Landeshauptstadt des Freistaates Bayern vorzustellen. Schließlich leben heute in München und Umgebung nicht nur viele Banater Schwaben sondern auch über 100.000 Rumänen. Viele von ihnen stammen aus Temeswar, darunter auch einer der Hauptinitiatoren der „Temeswarer Tage“, Karl-Wilhelm Agatsy.
Vom 17. bis zum 19. April fanden an verschiedenen Orten in München Veranstaltungen statt, die Temeswar vorstellen sollten. Am Samstag, dem 18. April, hielt die Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft der Banater Schwaben einen Tag der offenen Tür. Der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber enthüllte am Vormittag die neuen Ehrentafeln mit den Namen der Spendern, die dazu beigetragen haben, dass die Bundesgeschäftsstelle Büroräume aufkaufen konnte, um so monatliche Kosten zu sparen, die früher aufgrund von Mietzahlungen fielen.
Am Nachmittag fand im Generalkonsulat für Rumänien ein Symposium statt. Halrun Reinholz aus Augsburg stellte in einem über einstündigen Vortrag die Geschichte der Schulen in Temeswar vor. Die Schulleiterin der deutschsprachigen Nikolaus-Lenau-Schule, Helene Wolf, ging auf die aktuellen Problem der Bildungseinrichtung ein, sowie ihre Entwicklung seit der Wende. Auch der Vorsitzende des Vereins der „Freunde der Lenauschule“, Franz Quint, präsentierte die Projekte und Fördermaßnahmen der gemeinnützigen Organisation vor, die, so wie es der Name andeutet, mit dem Ziel gegründet wurde, die Lenau-Schule finanziell und materiell zu unterstützen. Auch der Ehrenvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Günter Kappler war anwesend. Seit 2009 vergibt der Verein den „Elsa-Lucia-Kappler-Preis“, der von Günter Kappler zu Ehren seiner Mutter gespendet wird. Der Preis wird an SchülerInnen vergeben, für herausragende Leistungen im Fach Deutsch.
Auch der Musikwissenschaftler Dr. Franz Metz hielt einen Vortrag zum Thema „Bedeutende Musikpädagogen der multiethnischen Kulturmetropole Temeswar“.
Auf Einladung von Karl-Wilhelm Agatsy stellte auch die Gründerin der Kindersprachschule in München, Despina Leonhard, ihr Projekt vor. Die junge Rumänin ist mit einem Deutschen verheiratet und suchte nach einer Möglichkeit ihrem Sohn auch die rumänische Sprache und Kultur zu vermitteln. Als arbeitende Mutter war sie damit überfordert und schaute sich deswegen nach einer Sprachschule für ihr Kind um. Weil es ein solches Angebot in München nicht gab, hat sie es selber in die Hand genommen und eine Wochenendschule gegründet. Mit Unterstützung des Vereins Apozi]ia und dem Generalkonsulat wird ihr Projekt inzwischen finanziert. Mehrere Kinder sowie ihre Eltern treffen sich an Wochenenden um gemeinsam Rumänisch zu lernen und zu üben. Gleichzeitig werden den Kindern auch Bräuche vermittelt und Traditionen. So hat Despina Leonhard auch ein Kinderbuch herausgebracht, das sich mit dem Märzchen-Brauchtum beschäftigt. Ein Exemplar überreichte sie auch dem rumänischen Staatspräsidenten Klaus Johannis bei seinem Besuch in Berlin Anfang des Jahres.
Am Samstagabend fand in der St. Pius-Kirche ein klassisches Konzert statt. Der Vorsitzende des Banater Forums und ehemaliger Intendant der Banater Philharmonie, Hans Fernbach (Geige), spielte zusammen mit Franz Metz (Orgel) und Karl Agatsy (Geige). Es wirkten auch Schüler von der Musikschule „Ion Vidu“ und Studenten von der Musikhochschule mit.
Am Sonntag wurden die Temeswarer Tage in München mit einem Volkstumsnachmittag abgeschlossen. Der Trachtenverein „Banater Rosmarein“ und die Banater Trachtengruppe München traten gemeinsam auf. Auch die Gruppe „Südwind“ der städtischen Sing- und Musikschule München traten auf. In den kommen Wochen erfahren Sie im einzelnen mehr über die Veranstaltungen, die im Rahmen der Temeswarer Tage in München stattgefunden haben.