Temeswar - Die archäologische Ausgrabungsstätte am Sankt-Georgs-Platz wurde nach zwei Monaten geschlossen. Die Archäologen brachten die verborgene Geschichte mehrerer Temeswarer Zeitalter ans Licht und da soll sie auch bleiben. Die Temeswarer sollen die Stadtgeschichte hautnah und fast ertastbar erleben können, denn die Architekten, die sich um den Plan der Neugestaltung der Innenstadt kümmern, suchen nun nach Möglichkeiten, die archäologischen Funde des 16.-17. Jahrhunderts ins Sanierungsprojekt einzuschließen.
Die Aushubarbeiten sorgten in den vergangenen Wochen für Sensationen, aber auch für Aufklärung. Sogar die Temeswarer Historiker waren von den Ausgrabungen überrascht. Laut zahlreichen Dokumenten wusste man schon ungefähr, was unter den übereinandergelagerten Asphaltschichten der Stadt verborgen ist, doch was genau darunter steckte, das durften die Archäologen erst jetzt entdecken.
Am Sankt-Georgs-Platz dachte man zuerst, dass neben den Mauerresten der Alten Moschee auch die Überreste der Mauer der alten Sankt-Georgs-Kirche ans Licht gekommen seien. Infolge der archäologischen Forschungen entdeckte man aber, dass diese Kirche, die vor dem Ersten Weltkrieg abgerissen wurde, irgendwo weiter entfernt vom heutigen Sankt-Georgs-Platz gewesen ist. Die Mauerreste der hier ausgegrabenen Bauten werden demnächst konserviert und nach der Sanierung in die Architektur des Platzes eingegliedert. Die Mauern der alten Moschee sollen laut neuem Projekt in einem Amphitheater inmitten des Platzes sichtbar gemacht werden.
Auch osmanische Häuser wurden am Sankt-Georgs-Platz ausgegraben. Die Holzstrukturen derselben sind aber von einem Holzpilz angegriffen, so dass diese Strukturen nicht konserviert werden können. Sie werden laut Archäologen mit Erde bedeckt und erneut vergraben.
Blickfangende Entdeckungen wurden auch am Freiheitsplatz gemacht. Hier wurden türkische Bäder ausgegraben. Die Architekten suchen nun nach Möglichkeiten, die Ausgrabungen in der Architektur des Platzes wieder einbringen zu können, zumindest die Moschee und die Bäder, die wichtigsten Orte für die türkische Gemeinschaft. Als 1717 Eugen von Savoyen die Burg von den Türken eroberte, wurden alle osmanischen Bauten abgerissen, darunter auch die türkischen Bäder. An deren Stelle entstanden barocke Bauten. „Das Niveau der Gehwege in der ganzen Stadt stieg dann um einen Meter an, wegen des Schuttes und des Schlammes“, sagt Dorel Micle, Leiter der Archäologengruppe am Freiheitsplatz. „Es wäre schön, wenn hier eine Art urbanes Freiluftmuseum eingerichtet wird“, sagt der Archäologe.
Aushubarbeiten starteten vor Kurzem auch an der Eugen von Savoyen-Straße. Laut Angaben der Historiker war hier der Eingang in die alte Temeswarer Festung gewesen. Dass auch hier interessante Funde ans Licht kommen könnten, das überrascht nun niemanden mehr.