Allerhand Sorge und Mühe um das Vergängliche und Sterbliche aber auch viel Seele, Herzensleid und Hoffnung um seine Jahrhunderte, Geschichte und ganze Welten überdauernde Heimat Siebenbürgen, von gestern, heute und morgen, hat der Autor, der bekannte Bildhauer Peter Jacobi, in diesen Bildband (424 Seiten in Hochglanzdruck), im Schiller-Verlag 2017 erschienen, in Wort und Bild eingebettet. Der 1935 in Ploiești geborene Bildhauer mit Siebenbürger Wurzeln (seit 1971 lebt und wirkt er in Wurmberg bei Pforzheim) brachte nun, zehn Jahre nach dem ersten Buch „Bilder einer Reise“ 2007 (dazu gab es auch eine beeindruckende Ausstellung in Hermannstadt, im Programm der Kulturhauptstadt) einen zweiten Fotoband über dieses Herzstück Siebenbürgens heraus. Wie schon im Titel angekündigt, geht dieses Buch weit über den gewöhnlichen Bildband einer Siebenbürgenreise hinaus: Der Autor hat 2004-2005, nicht in der bekannten touristischen Manier anderer zeitweiligen Heimkehrer, zwei lange Siebenbürgen-Reisen unternommen, um die vom Verfall bedrohten Wehr- und Kirchenburgen zu dokumentieren. Daraus wurde jedoch weder die gewöhnliche Bilderfolge, von Ort zu Ort, noch die erwartete Landschaft von Stillleben, also, was von Siebenbürgen nach dem großen Exodus der Siebenbürger Sachsen Anfang der 90ger an Land und Leute übriggeblieben schien. Wie Peter Jacobi in seiner Einführung selbst bekennt, sollten hier mit dem Blick des Bildhauers „eine Vielzahl von Motiven und Situationen“ aufgespürt werden, andererseits ging es ihm „um eine konkrete Dokumentation des Zustands der siebenbürgischen Kirchenensembles“. Der Künstler (der Urgroßvater Emilian Porsche aus Böhmen ließ sich 1860 in Freck nieder), dem diese wahrhaft existentielle Reise durch Vergangenheit und Gegenwart der alten Heimat starke Gefühle, Gedanken und eine überraschende Betroffenheit brachten, schenkte uns letztlich über diese Radiografie des heutigen Standes nach der Massenauswanderung hinaus eine wahre siebenbürgische Elegie in Wort und Bild. Dorothee Bauerle-Willert spricht dazu treffend in ihrem Beitrag „Memorials“ über „die Kunst als soziales Erinnerungsorgan“. Die eindrucksvollen Bilder der Ruinen haben ihre eigene, starke Symbolik, der Blick des Künstlers entdeckt ungewöhnliche Innenräume, Raumfragmente, Motive und Dinge, die seit Jahrhunderten ihr Eigenleben zu haben scheinen. Dazu bietet Jacobi Bilder von etlichen gepflegten und sanierten Kirchen und Kirchenburgen aber auch beeindruckende Aufnahmen vom Leben zwischen der Ruinenlandschaft, von unbekannten Burghütern und Kirchenbesuchern. Als Bildinfo zu lesen sind stimmungsvolle Kurzberichte, sehr persönlich und subjektiv gehaltene Eindrücke, über das wundersame Leben des Vergänglichen. So u.a. über das „Bett des Dorfhirten“ im alten Schulhaus von Petersdorf oder über den Koffer der Aussiedler im Pfarrhaus von Rätsch. Kleine narrative Perlen mit spätem Bild. Im Anhang veröffentlicht Peter Jacobi seinen persönlichen „Aufruf zur Rettung der Baudenkmäler in Siebenbürgen“. Der monumental gehaltene Bildband ist jedoch als Gesamtes als ein glaubwürdiges wissenschaftliches wie menschliches Plädoyer für eine Erinnerungskultur, für einen praktischen Einsatz aller Faktoren, der Hiergebliebenen und Ausgewanderten, für die Sanierung und Pflege dieses einmaligen Kulturerbes zu verstehen.