„In Mraconia gibt es Wasser, Gebirge, Himmel, man lebt durch die Linie, die Farbe, das Licht, das sich in der Bucht reflektiert. Die Boote, die von einer Überschwemmung geblieben sind, verleihen den Eindruck eines von der sterilen Zivilisation unbetroffenen Ortes. Es gibt hier keine Touristen mit Wassertretern. Hier ist noch ein kleiner Zipfel reiner Luft, auch wegen des beschwerlichen Zugangs. Es gibt eine Kontamination des Himmels mit dem Wasser, so habe ich auch mit Texturen und Nuancen gespielt. Ich hatte eine fixe Idee mit dem Indischgelb, habe dann auch Erde, Schlick in die Werke einverleibt. Das Schilf gab auch besondere Texturen ab, da es sich zu einem Pflanzennetzwerk verbunden hat,“ so schilderte uns Carmen Ioana Anutza, eine in Rumänien geborene und in Linz lebende Malerin, ihre Erfahrungen im Rahmen des ersten „Dunare ART“-Symposiums.
Carmen Ioana Anutza war die Repräsentantin Österreichs an dem Symposium, das im Herbst fünfzehn Künstler, die außerdem aus Lettland, Litauen, Bulgarien und Rumänien stammten, innerhalb von elf Tagen nach Mraconia an der Donau zusammengebracht hat. Die Schönheit der Bucht, das Licht, das Wasser und die Berge wurden von den Künstlern in Farben und Formen festgehalten. Jetzt werden ihre Werke in der Temeswar Helios-Galerie ausgestellt. Das erste „Dunare ART“ Symposium trat mit der Vernissage der Ausstellung am vergangenen Donnerstag in eine neue Etappe: das Treffen mit dem Publikum.
Die im Stil und im Temperament sowie in der Technik äußerst verschiedenen Künstler bieten verschiedene Verarbeitungen eines Naturerlebnisses. Ieva Liepina aus Lettland entschied sich für farbenfrohe Kompositionen, für die sie Titel aus der Musik entnahm: in „Summertime“ und „Wonderful world“ stehen die Nuancen dem Fauvismus nahe, man fragt sich wegen der Chromatik fast, ob Mraconia nicht ein Teil Südfrankreichs ist. Für die Debütantin Adina Orboi waren das Blau der Donau sowie die Geometrie und frühlingshafte Farbenfreude (Hellgrün und Rosa) von Feuerwerken ausschlaggebend, sie ließ diese in zwei Gemälde eingehen. Sorin Nicodim entschied sich für Erdtöne in „Komposition“ und „Weide bei Mraconia“. Für Andrei Rosetti wiederum waren die Wiederholungen und das starke Rot in „Rhythmus in Rot“ und „Das Wasser kommt/Bootsanleger II“ wichtig.
Künstlercamp in Mraconia
Das Symposium wurde von Hora]iu Rada, dem Direktor der Firma „Cons Electrificarea Instal“, der Journalistin und Projektmanagerin Amalia Matei und dem Maler und künstlerischen Koordinator des Projektes Sorin Nicodim in die Wege geleitet. Unterstützung fanden sie auch seitens des Verbandes bildender Künstler aus Temeswar, des Vereins „Temeswar – Kulturhauptstadt Europas 2021“ und der West-Universität Temeswar. János Szekernyés, der Vorsitzende des Verbandes bildender Künstler, unterstrich in seiner Rede die guten Beziehungen, die das Symposium geschaffen hat, und sprach die Hoffnung aus, dass beim zweiten Symposium, das in diesem Jahr stattfinden wird, mehr Teilnehmer aus dem Donauraum den Weg nach Mraconia finden werden. Schließlich gab man dem Kunstkritiker Dr. Gabriel Kelemen das Wort, der die Symphonie der Farben in Mraconia in den ausgestellten Werken wiederfand.
Carmen Ioana Anutza will das Projekt in Zukunft ebenfalls unterstützen: „Ich stand dem Experiment anfangs skeptisch gegenüber, aber es entpuppte sich als meine bisher beste Erfahrung mit einem Künstlercamp. Eine solch gute Art von Verbindung zwischen den Künstlern habe ich noch nie erlebt. Deshalb setze ich mich jetzt auch ein, dass diese Ausstellung in Wien und vielleicht auch in anderen Städten an der Donau gezeigt wird, denn die Donaukultur verbindet Mitteleuropa“, meinte sie der BZ gegenüber.