Auf der Leinwand im Festsaal des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses laufen Bilder über die Buchverbrennung im Nazideutschland des Jahres 1933. Schüler, darunter auch die des Nikolaus-Lenau-Lyzeums, sitzen im Saal und verfolgen die Abbilder. Heute sollen sie Informationen über die Zensur in totalitären politischen Systemen erfahren, darunter auch über die Zensur in Rumänien.
Ausgang des Projektes waren die 80 Jahre seit der Bücherverbrennung im Dritten Reich, die im Mai dieses Jahres begangen wurden. „Verbrannt - Zensur durch Bücherverbrennung - Freiheit von Meinung, Presse und Kunst - Rassismus damals und heute“, heißt das europäische Projekt, das vom deutschen gemeinnützigen Verein „Miteinander in Europa“ e.V. ins Leben gerufen wurde. In Rumänien wird das Projekt in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Rumänischen Stiftung durchgeführt. Bulgarien und Slowenien sind ebenfalls Partner in diesem EU-Projekt.
Dies darf in der heutigen Welt nicht wieder passieren! Sagt der Initiator des Projektes Jens Uwe Thümer. Der gemeinnützige Verein „Miteinander in Europa“ e.V. in Lüneburg möchte durch dieses europäische Projekt auf das Thema der Zensur aller Art hinweisen. „Die Meinungsfreiheit von Menschen darf nie und nirgendwo eingeschränkt werden“, sagt Thümer. Mit Hilfe der Erinnerung an die Bücherverbrennung im Nationalsozialismus wird das Projekt „Verbrannt“ an einer geschichtsbezogenen Identität Europas mitwirken und nachhaltig arbeiten. Zeitzeugen werden junge Menschen aufklären und Verständnis für die gemeinsame Verantwortung in Europa fördern. Die gemeinsamen Werte von Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Freiheit der Kunst haben Geschichte und Kultur in Europa geprägt. „Die Erinnerung an das Nazi-Verbrechen der Bücherverbrennung gehört zur Gründungsgeschichte Europas“, sagt Jens Uwe Thümer.
Auch der deutsche Vizekonsul in Temeswar wohnte dem Ereignis im AMG-Festsaal bei. „Beim Verbrennen oder der Vernichtung von Büchern denke ich als Deutscher vor allem an die Geschehnisse während der Schreckensherrschaft der Nazis im letzten Jahrhundert, aber dies war kein Einzelfall in der Geschichte“, sagt Siegfried Geilhausen. „Jedes totalitäre politische System hat von dieser Art der Vernichtung von freiheitlichem Gedankengut Gebrauch gemacht. Auch hier in Rumänien konnten Schriftsteller zur Zeit Ceau{escus nur unter größten Gefahren um das eigene Leben intellektuell arbeiten. Es war sogar nicht möglich, oder zumindest nicht gestattet, Bücher zu lesen, die den Menschen demokratische oder freiheitliche Gedanken in die Köpfe setzten“, sagt der deutsche Vizekonsul.
Das Projekt analysiert aber nicht nur die Geschichte, sondern auch die Zensur heute. Eine Forderung, in Zusammenhang mit den elektronischen Medien, zu Themen über die Freiheit des Netzes und den freien Zugang zum Internet in den jeweiligen Ländern der Welt. Innerhalb des Projektes finden Diskussionen, Lesungen und Vorträge in den Partnerländern statt. Alles wird auch auf der Webseite www.burned-europe.eu veröffentlicht und zur weiteren Verwendung genutzt. Dieses Projekt wird von der EU durch das Programm „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ gefördert.
„Für das kommende Jahr ist ein weiteres Projekt genehmigt worden. Da geht es um das Thema StaSi – Geheimdienste, ausgehen vom NSA-Thema und Datenschutz. Auch da werden wir mit unserem Partner aus Rumänien zusammenarbeiten“, schließt Jens Uwe Thümer.