Pseudonym- Das richtige grammatikalische Geschlecht ist neutral- also das Pseudonym: Wortwörtlich wird man darüber direkt aus dem Griechischen aufgeklärt: Es ist einfach, wenn jemand unter falschem Namen schreibt. Die Franzosen, die in ihrer reichen Geschichte und Kultur viel damit zu tun hatten, nennen das eher mit gewisser Eleganz, wie es ihre Art ist „Nom de plume“ (Name der Feder). Es gibt Decknamen, erfundene Namen, die dem Namensträger zur Verschleierung seiner Identität dienen sollen. Es geht zumal wie in den Krimis zu. Der Klarname bzw. der bürgerliche Name bleibt in etlichen Fällen unbekannt, in vielen Fällen kann er jedoch leicht enttarnt werden. Neugierige Leute gab es schon immer genug. In vielen Fällen gehen die Pseudonyme, die fingierten Namen allein in die Geschichte ein.
Das Pseudonym, als Schutz, als Maske oder als Tarnung, erfuhr im Laufe der Geschichte eine starke Anwendung und Verbreitung, von Epoche zu Epoche aus den verschiedensten objektiven oder subjektiven Gründen. Persönlichkeiten, vor allem Künstler, Schauspieler und Schriftsteller griffen gern zu den falschen Namen, wenn sie irgendwie öffentlich werden wollten. Und das, nicht unter ihrem bürgerlichen Namen. Der absolute „Weltrekordler“ soll der berühmte französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire, einer der bedeutendsten und meist gelesensten Schriftsteller der Aufklärung (Das 18.Jahrhundert wird noch mit Recht das Jahrhundert Voltaires genannt), gewesen sein: Francois Marie Arout soll außer dem Pseudonym Voltaire noch weitere 159 Pseudonyme gehabt haben!
Der Figaro stammt aus Guttenbrunn
Es ist demnach eine Selbstverständlichkeit, dass die rumäniendeutsche Kultur und Literatur von diesem Phänomen der Tarnung nicht verschont blieb: Paul Celan, der 1920 als Paul Antschel in Czernowitz (heute Ukraine) geborene Schriftsteller, debütierte 1947 in der Bukarester Zeitschrift „Contemporanul“ unter dem Anagramm Paul Celan. Unter diesem Namen sollte er weltberühmt und als einen der größten Lyriker der Weltliteratur anerkannt werden. Auch die Banater deutsche Literatur hat ihre berühmten Pseudonyme: Der Schwabendichter, Lyriker, Psosaautor, Wiener Theaterdirektor Adam Müller-Guttenbrunn wurde 1852 in Guttenbrunn, Z²brani, Kreis Arad als Adam Müller geboren. Er starb als Identitätsfigur der Banater Schwaben 1923 und ging mit dem leicht zu enttarnenden Namen Adam Müller- Guttenbrunn in die Geschichte der deutschen Literatur des Banats ein. Weitere Pseudonyme: Franz Josef Gerhold, Ignotus, Michl Vetter, Figaro.
Der aus Temeswar gebürtige Franz Liebhard (1899-1989), Lyriker, Prosaautor, DSTT-Intendant, Leiter des Temeswarer deutschen AMG-Literaturkreises, wurde mit dem bürgerlichen Namen Reiter Robert geboren und veröffentlichte unter diesem Namen seine ersten expressionistischen Werke in ungarischer Sprache. Er nahm später das deutsche Schriftstellerpseudonym Franz Liebhard an. Der Temeswarer Autor (Lyrik, Prosa, Kinderliteratur) und Sänger Hans Mokka (1912-1999) hatte mehrere Pseudonyme: Peter Andres, Christian Schwärmer oder Adalbert Rautscheck. Nikolaus Berwanger, Lyriker. Prosaautor, Mundartautor, Publizist und Kulturpolitiker (1935-1989) wurde in der Temeswarer Randgemeinde Freidorf als Banater Schwabe geboren. Er debütierte mit Dialektprosa 1971 und Mundartgedichten 1976 und unterzeichnete mit verschiedenen Pseudonymen: So Sepp Zorneck aus Umseck, Willi Frombach, m Berwanger sei Niklos, Sepp Zornich oder… Nicolae Bergovan. Seine Mitstreiter und Kollegen in Sachen Banater Mundartliteratur Ludwig Schwarz (1925-1981) und Hans Kehrer veröffentlichten ihre Mundartliteratur ebenfalls meist unter Pseudonym. So Schwarz unter dem Namen Michl Gradaus und der mit dem bürgerlichen Namen geborene Stefan Heinz als Vetter Matz von Hopsenitz oder Hans Kehrer.
Berühmte Pseudonyme gab es übrigens auch bei Banater Schauspielern: Das wohl berühmteste war das von Bela Lugosi (1882-1956). Der spätere Dracula- Darsteller und Hollywoodstar wurde in Lugosch als Bela Ferenc Dezsö Blasko getauft. In den Anfangsjahren seiner Schauspielerlaufbahn legte er sich in Ungarn auch das Pseudonym Arisztid Olt zu. Hollywood machte ihn als Bela Lugosi zur Filmlegende.
Dokumentation: Balthasar Waitz