Die Temeswarer Filiale des Rumänischen Künstlerverbandes (UAPT) ist die drittgrößte im Land. Janos Szekernyés, Kunstkritiker und Vorsitzender der UAPT, rühmte sich damit, bei der Eröffnung der jüngsten Gruppenausstellung des Verbandes. Sechs neue Künstler wurden aufgenommen, darunter auch der international erfolgreiche Maler Valeriu Sepi. Zu diesem Anlass stellt er und seine fünf Kollegen in der Helios Galerie aus. Thematisch liegen Welten zwischen den ausstellenden Künstlern. Das betrifft auch die Gattungen: Sandra Chira, die jüngste Ausstellerin, beschäftigt sich mit Modedesign, Ana Hoble mit der Bildwirkerei, Cristina Gaurean und Tiberiu Giuca sind in der Ausstellung mit Grafiken vertreten, Ioan Perciun und Valeriu Sepi mit Malereien. Giuca stellt auch zwei Installationen aus.
Bei der Eröffnung widmete der Künstler einen musikalischen Moment seinem verstorbenen Mentor, dem Künstler Mihai Olos. Dieser starb Ende Februar im Alter von 75 Jahren. Der aus der Maramusch stammende Olos war vielseitig begabt: Er war Maler, Bildhauer, Grafiker, Architekt, Dichter, Philosoph und Sänger. Darum sang Giuca auch das bekannte Volkslied „Vita verde, iadara“, um so an seinen verblichenen Lehrmeister zu erinnern.
Sechs neue Mitglieder
Die Kunsthistorikerinnen Dr. Sabina Pârvulescu und Iulia Sur stellten die Werke der ausstellenden Künstler vor. Pârvulescu unterrichtet an der Kunsthochschule der West-Universität Temeswar. Sie arbeitete viele Jahre lang als Museologin für das Banater Museum in der Kunstabteilung. Pârvulescu hat als Kuratorin die Dauerausstellung des Kunstmuseums zur alten rumänischen Malerei konzipiert. Die ausgestellten Werke sah die Historikerin erst kurz vor der Eröffnung und darum äußerte sie sich auch nur knapp zu den Werken. Ihre junge Kollegin, Iulia Sur, die auch jüngst in den Künstlerverband aufgenommen wurde, füllte die Lücken.
Valeriu Sepis Triptychon „Schmerz“ handelt, so wie es der Titel eben andeutet, von physischem und seelischem Schmerz. Er möchte zu den Grenzen dieser Empfindung stoßen. Iulia Sur vergleicht die Arbeit mit den Gravuren des spanischen Malers Francisco de Goya, der in seinen Bildern das Grauen des Krieges zeigt. Sepi gehörte zu den Mitgliedern der bekannten Folk-Rockband Phoenix. 1986 wanderte er nach Deutschland aus. Er lebte und arbeitete dort in Heidelberg. Heute lebt der Künstler in Singapur. Der Insel- und Stadtstaat in Südostasien ist Valeriu Sepis Wahlheimat seit Anfang der 1990er Jahre.
Interessant sind auch die Tapisserien von Ana Hoble. Sie geht von traditionellen Techniken der Bildwirkerei aus und bringt sie in die Moderne.
Sandra Chiras ausgestellten Kleidungsstücke sind nicht zum tragen. Stattdessen ergänzen sie die Skizzen der Modedesignerin. Was an Skizzen, an Entwürfen aus der Modebranche erinnern, entpuppen sich durch die Beifügung abstrakter Elemente, als eine Charakterstudie. Ein Gebrauchsgegenstand wird zum Ausdrucksmittel des menschlichen Körpers.
Ioan Perciun stellt zwei abstrakte Malereien aus. Iulia Sur zitierte den Künstler: „Ich habe stets zwischen Zweifeln und der Suche nach Wahrheit gependelt, die mehr oder weniger vergänglich ist.“
Cristina Gaurean befasst sich ebenfalls mit dem Schmerz. In einem ihrer Selbstporträts, der „Verbreitung der Gefühle“ (oder „Der Kampf“), schaut sie sich unterdrückte Gefühle an, die man viel zu lange versteckt hielt, aufgrund von Zensur oder Selbstzensur und die endlich ausbrechen, so wie eine Revolte gegen herrschende Konventionen und gesellschaftliche Zwänge.
Die Temeswarer Filiale des Rumänischen Künstlerverbandes besitzt zur Zeit, laut Janos Szekernyés, 250 Mitglieder. Vor vier Jahren waren es 238. Mehr Mitglieder hat die Klausenburger Filiale und Bukarest.