Temeswar - Laut Projekt soll die Sanierung und Umgestaltung des Temeswarer Freiheitsplatzes im Sommer fertiggestellt werden, doch über künftiges Image und Nutzung rätseln nicht nur die Einwohner sondern auch die Fachleute, die Herren aus dem Rathaus und scheinbar gar der verunsicherte Bauausführer Romprest. Was man schon mit bloßem Auge sieht: Der Freiheitsplatz, früher Paradeplatz und auch Prinz-Eugen-Platz, mit der Maria-Nepomuk-Pestsäule, eine der Symbole der Altstadt, umrahmt von wertvollen, für die Stadtgeschichte bedeutenden Altbauten, wird zu einem modernen, nach dem Muster westlicher Metropolen, heißt es, Stadtplatz umfunktioniert. Ein Teil der Temeswarer haben für den in konzentrischen Kreisen mit roten Steinplatten ausgelegten Platz, aus der Vogelperspektive einem riesigen Ziel oder gar einem Heliport gleichend, schon den Beinamen "Roter Platz" gefunden. Eher unzufrieden mit dieser Lösung für einen historischen Stadtplatz sind nicht nur die Architekten ("Improvisationen! Das Sanierungsprojekt wurde nicht eingehalten!") sondern auch die Landschaftsgestalter. Diese wie auch die Umweltschützer wettern über die Abschaffung jeglichen Grüns, von Grasflächen, Blumenbeeten aber vor allem der schattigen Bäume mit ihren Bänken. Die Stadtverwaltung, allen voran Bürgermeister Nicolae Robu, sammelt derzeit Vorschläge von allen Seiten, auch von der Bevölkerung, hat jedoch klar andere Pläne betreffend die zukünftige Nutzung dieses historischen Platzes. Das Projekt stamme von dem bekannten Temeswarer Architekten [erban Sturdza, an einem EU-Projekt könnte man sowieso nicht herumbasteln, und Bäume würden nur die teuren aus Österreich gebrachten roten Steinplatten zerstören usw. Aus dem Platz soll eine riesige Freilichtbühne für allerhand Kulturevents im Freien mit Musik, Tanz, Ausstellungen und eventuell gar einem Zeremoniell des Ehrengardewechsels a la Buckingham Palace (!?),vor der alten Kommandatur in Zusammenarbeit mit der Militärgarnison, sowie mit Konzerten der Militärmusik werden. Für diese Kulturveranstaltungen sollen übrigens die Studenten der Kunstfakultät aber auch die Banater Philharmoniker herangezogen werden. Apropos Kunstfakultät: Die Stadtverwaltung plant, das Gebäude des alten Rathauses, das derzeit Sitz der Kunstfakultät ist, zur Gänze der Uni zu überlassen. Auch das Gebäude, das derzeit Sitz der Kreisbibliothek ist, soll geräumt werden, die Bibliothek würde in das Gebäude der ehemaligen Garnison umsiedeln. Mit etlichen dieser Plänen verärgert man jedoch wiederum andere Kategorien der Bevölkerung: So ältere Semester, für die der alte Freiheitsplatz ein beliebtes Stelldichein war mit seinen Bänken, unter den schattigen Bäumen war. Die Leute müssen künftig in die Parks ausweichen. So auch die immer größere Zahl der Radfahrer, denen man, wie schon angekündigt, den Zugang auf den Platz verbieten wird.
Verunsichert und besorgt sind auch die Archäologen: Was wird nun doch aus den ausgegrabenen türkischen Bädern?
Das Sanierungsprojekt der Altstadt (zehn Straßen, zwei Plätze, darunter auch der barocke Domplatz, Gesamtwert des EU-Projekts- 15 Millionen Euro) sieht aber u.a. auch die Einrichtung von insgesamt sieben modernen Kunstdenkmäler vor. In dieser Sache ist noch gar nichts endgültig. Für den Freiheitsplatz gibt es jedoch schon einen konkreten Vorschlag: Man könnte hier, so Vertreter aus dem Rathaus, wiederum in Anlehnung an das Muster westlicher Metropolen, eine Statue von Johanna von Greth aufstellen. Johanna von Honrath (geb. 1770 in Köln- gest. 1823 in Temeswar), war Beethovens erste Liebe und spätere Frau des österreichischen Generals Carl von Greth, 1923-1927 auch Kommandant von Temeswar. Beide wurden in der Temeswarer Piaristenkirche beigesetzt, heute ist ihr Grab im Heldenfriedhof zu besuchen.
Abschließend: Wäre es anstatt "Roter Platz" nicht doch ratsamer gewesen, durch die Sanierung den alten historischen Paradeplatz zu neuem Glanz zu erwecken und vorrangig die wertvolle Bausubstanz (u.a. Stadthaus, Agrarpalast, Kommandatur und Haus mit Atlanten) zur Geltung zu bringen?