Ich gestehe: auch ich war entsetzt, als Bukarester Zeitungen über die erste Begegnung zwischen den B²sescu-Beratern sowie ersten fünf Johannis-Beratern zwecks Einleitung der „Übergabephase“ in Cotroceni berichteten und Dan Mihalache als „Chef der Präsidialkanzlei von Klaus Johannis“ vorstellten. Dieser notorische Wendehals und Übersteher allen Scheiterns, der als Absolvent der Rechtsfakultät der Universität Bukarest als Journalist begann, mag seine Verdienste haben um den Wahlsieg von Johannis (Strategie, Meinungsumfragen, Marktforschung, politische Botschaften), aber er hat einen viel zu schlechten Ruf, um das anstandslos tun zu können, was er den Medien als sein Vorrangsvorhaben erklärte: „die Rekonstruktion der Präsidialadministration“.
Zuerst war er Berater von Adrian Nastase – was an sich schon keine unbedingte Empfehlung ist. Dann schickte ihn dieser als PSD-Chef und Aufbauorganisator ins Banater Bergland, um die dortige PSD-Oganisation, die sich nach 2000 erbarmungslos zerfleischte, zu befrieden und neuzuordnen. Mihalache scheiterte jämmerlich. 2004 kandidierte er im Banater Bergland und wurde auf der PSD-Liste Parlamentsmitglied. 2006, dem Vor-EU-Beitrittsjahr Rumäniens, wechselte er auf den besser dotierten Sessel eines Beobachters im EU-Parlament und 2007 für neun Monate auf den eines EU-Parlamentariers. Als PSD-EU-Parlamentskandidat versank er. 2009 taucht er plötzlich als PNL-Mitglied wieder hoch und als Berater des Vorsitzenden Crin Antonescu, damals noch Präsidentschaftskandidat in spe. 2011 wird er stellvertretender PNL-Generalsekretär und Chef des Departements für politische Analyse und Kommunikation, zwischendurch auch stellvertretender Generalsekretär der Regierung, von wo ihn die Integritätsagentur ANI hinwegfegt. ANI-Chef Horia Georgescu nannte ihn damals öffentlich einen „frustrierten Köter“, weshalb Mihalache mit einem Prozess drohte. Ponta schmiss Mihalache aus dem Regierungs-Generalsekretariat raus, letztendlich „wegen antiamerikanischer Äußerungen“.
Mihalache als Chef der Präsidialkanzlei von Johannis provozierte die Zivilgesellschaft (u.a. Andrei Plesu, Gabriel Liiceanu) zu einem Mahnbrief an Johannis auf, den dieser auch umgehend auf seiner Sozialisierungsseite besänftigend beantwortete. So weit, so gut. Aber trotzdem ist das Zusammenstellen des Beraterteams (laut Cristian Diaconescu: „der intellektuellen Tagelöhner“, und der muss es ja wissen, nach so vielen Jahren mit Basescu) von Johannis ein Vorgang, der durch seine Bedeutung polarisiert. Denn mit den Beratern werden die Weichen für „die Schlacht von Johannis zur Veränderung Rumäniens“ (Tom Gallagher in der Zeitschrift „22“) gestellt. Johannis darf sich vom byzantisch-balkanischen System Bukarest weder schlucken, noch integrieren oder unterkriegen lassen. Deshalb ist die gegenwärtige Weichenstellung durch Beraterwahl so wichtig (ich hätte an seiner Stelle auch Vorbehalte gegen Alina Mungiu-Pippidi, die es geschafft hat, sich mit nahezu der gesamten Zivilgesellschaft zu überwerfen...).
Es beginnen die „Mühen der Ebenen“.