Als gebürtige Dresdnerin, die den Besuch des dortigen „Striezelmarktes“ zum festen Bestandteil des weihnachtlichen Kulturprogramms zählt, blickte ich in den letzten Tagen des Novembers skeptisch auf die Metallskelette der Weihnachtsbeleuchtung am Temeswarer Opernplatz. Zuhause sind die Hütten gefüllt mit erzgebirgischer Volkskunst, Pulsnitzer Pfefferkuchen, Christstollen – daneben dreht sich eine monumentale Stufenpyramide und am Nachthimmel erstrahlen Herrnhuter Sterne. Kurzum: Es gehört zum guten Ton als Dresdner, der Weihnachtsnostalgie zu frönen. Rumäniens Weihnachtmarkthistorie ist kurz, dennoch haben die Veranstalter ein Händchen für Stimmung. Seit dem ersten Advent ist das Zentrum in ein Labyrinth aus eisigen Lichtern getaucht. Am Freiheitsplatz erstrahlt eine Hausfassade in winterlichem Lila, Schneeflocken taumeln umher. An den Dresdner Fressbuden trifft pöbelndes Machogehabe auf besoffene Besinnlichkeit, die Straßen verstopft mit hetzenden Menschenmassen – eine Mischung aus Glühweinduft und Fett bildet Nebel in den Gassen. Hier dagegen - keine eng an eng gedrängten Häuschen, keine hetzenden Menschenmassen, keine Touristen, die mir mit ihren Selfiestangen die Augen auszustechen drohen und keine Eskalation unserer Esskultur in Form von Ein-Meter-Bratwürsten. Das Zu-Viel deutscher Konsumtradition fehlt. Stattdessen geht es gesittet zu. “Plăcintă”, “Langoș“ oder Pfannkuchen gibt es – höchstens mal ein Tässchen Glühwein. An einem Stand lümmeln vier mutmaßliche Studenten. Während drei sich genüsslich einen Kalács teilen, füllt der Unglückspilz der Truppe den Kunden gemächlich warmes Zuckerwasser ein. Von Ungeduld keine Spur, man lässt sich nicht stressen. Vor der Oper thront eine zeltartige Kuppel aus Lichterketten, sogar das Gebüsch ist mit Glitzer verziert. Eingerahmt wird das Geschehen von den Umrissen der Altstadt.
Ein bisschen kitschig wird es dann doch, als ich an einem überdimensionalen LED-Weihnachtsmann vorbeikomme, der es sich auf seinem Schlitten gemütlich macht. Ho-ho-ho.
Es ist kurz vor zehn, bald schließen die Häuschen ihre Türen. Als der Moderator zum Schluss erwartungsfroh „Feliz Navidad“ brüllt, sein Mikro in die Menschenmenge hält und mit peinlichem Schweigen abgestraft wird, bekommt die Dresdnerin in mir das Gefühl, dass man noch etwas Übung bedarf.