Fast jede Firma, Universität oder Institution rund um die Welt besitzt eine Webseite. Das Internet ist schon seit langem ein elektronisches Lexikon, das uns nahe steht. Unsere täglichen Informationen nicht im Internet zu suchen, ist für viele von uns heutzutage fast unerdenklich. Webseiten müssen bunt, leserlich und vor allem informationsreich sein, doch hören sie sich auch gut an? Das ist eine Frage, die vor allem Blinde und Sehbehinderte beantworten können, denn diese Gruppe von Menschen gehört zu den intensivsten Nutzern des Internets.
„Das Internet erleichtert die selbst bestimmte Teilnahme am sozialen, kulturellen und beruflichen Leben und bedeutet für diese Menschen ein wesentlich erhöhtes Maß an Selbstständigkeit“, sagt Gabriela Barna, Managerin des Projektes „Un web accesibil pentru toţi“ (Ein allen zugängliches Web), das sich vornimmt, Menschen mit Sehbehinderung zu helfen, besser mit dem Internet umzugehen.
„Um einen Computer überhaupt nutzen zu können, verwenden Blinde einen Screenreader. Dieses Programm gibt visuelle Inhalte wie Menüs oder Texte als Sprache oder als Blindenschrift auf einem Braille-Display wider. Die Zugänglichkeit der Programme ist sehr unterschiedlich, manche Programme lassen sich sehr gut über Tastatur und Screenreader bedienen, andere überhaupt nicht“, sagt die Projektmanagerin. „Das Internet gehört zu den wichtigsten Bereichen der Computernutzung und ist über Screenreader generell gut zu erreichen. Dieser orientiert sich nicht am optischen Erscheinungsbild, sondern an der Struktur einer Website. Während der Sehende mit nur einem Blick wichtige Elemente wie Navigation und Text von Schmuckelementen wie Bannern oder Werbung unterscheiden kann, gilt es für den Blinden, zunächst alle Elemente der Website einmal zu erfassen, um sich auf der Website zurechtfinden zu können. Der Inhalt von Bildern, Grafiken und Animationen bleibt für Blinde unsichtbar“, erklärt Projektmanagerin Barna.
Damit das Internetsurfen auch effizient ist, sollen die Webseiten speziell für diese Zielgruppe konzipiert werden. Dafür hat sich die EOS-Stiftung zusammen mit dem Verein für Integration der Menschen mit Behinderung und dem Verein der Blinden in Rumänien zusammengesetzt. Seit Monaten arbeiten die drei Akteure an einem barrierefreien Internet.
Der Weg zur Barrierefreiheit
Das Projekt wird in den Kreisen Arad und Temesch/ Timiş umgesetzt und soll eine landesweite Wirkung haben. Die Kosten dafür betragen knapp über 72.000 Euro und werden mit sogenannten „SEE 2009-2014“-Fonds für NGOs in Rumänien gedeckt. Web-Fachleute und Menschen mit Sehbehinderung bilden das Team, das an einem neuen Service für mehr Web-Zugänglichkeit arbeitet. Insgesamt 30 Webseiten von öffentlichen Institutionen aus den beiden Verwaltungskreisen werden geprüft und die Einhaltung der Richtlinien zur Barrierefreiheit WCAG 2.0 beurteilt.
Auch eine „Einführung in die Erreichbarkeit des Webs“ wurde erstellt. Ein blinder Internet-Benutzer hat daran gearbeitet und Schritt für Schritt den Weg zur Barrierefreiheit im Web beschrieben. Dieser Führer sollen bei der Erstellung von zugänglichen Webseiten nützlich sein. „Die beschriebenen Elemente werden keinen Einfluss auf die Design-Gestaltung der Webseite haben“, heißt es in der Einführung, die von der Webseite ww.e-accesibilitate.ro abgerufen werden kann.
Unter dem Motto „Helfen Sie den Blinden, das Internet fließend zu hören!“ wird in diesem Monat auch die Öffentlichkeit in dieser Hinsicht informiert, damit künftig alle Webseiten für Leute mit Sehbehinderung zugänglich gemacht und effizient erstellt werden. Vor allem die Webseiten der öffentlichen Einrichtungen aus den Kreisen Arad und Temesch sollen in der kommenden Zeitspanne „hörbar“ gestaltet werden. Gleich vier Workshops stehen für November an, wobei IT-Fachleute aus den öffentlichen Einrichtungen geschult werden, um Webseiten zu erstellen, die auch von Blinden gelesen werden können. „Auf diese Weise erfahren die direkt für die Webseiten verantwortlichen Mitarbeitern aus den öffentlichen Einrichtungen, was sie tun können, damit ihre Webseiten auch von Leuten mit Sehbehinderung gelesen werden“, sagt Projektmanagerin Gabriela Barna.