Hunderte Firmen und zig-Tausende Arbeitsplätze vertreten die neun deutschsprachigen Wirtschaftsclubs in Rumänien. Zu ihrem Jahrestreffen waren Vorstände und Vertreter der Clubs aus Hermanstadt/Sibiu, Neumarkt/Târgu Mureş, Temeswar/Timişoara und Klausenburg/Cluj-Napoca angereist – Gastgeber war der Arader Deutsch-Rumänische Wirtschaftsverein (DRW). Eine Eröffnungsveranstaltung in Anwesenheit des Arader Bürgermeisters Gheorghe Falcă, Pressekonferenz, Debatten, Sitzungen, ein Kulturprogramm mit Musik, Tänzen und ad-hoc-aufgeführtem Theaterstück, sowie eine wirtschaftsorientierte Ausfahrt gehörten mit zur zweitägigen Veranstaltung im Milenium-Restaurant im Arader Stadtzentrum. Das Thema Fachkräfte für die Wirtschaft kam auch in Arad zu Debatte. Es sei nicht allein eine Frage der Entlohnung, wenn es darum ginge, gut ausgebildetes Personal vor Ort zu behalten, sagte Waldemar Steimer, Vorstandsmitglied des DRW.
Ihre Teilnahme an der Veranstaltung hatte die Ministerin für Tourismus und KMU, Maria Grapini, wegen anderweitiger terminlicher Verpflichtungen abgesagt, doch, wie der DRW-Vorsitzende Manfred Enghelmann, sagte, versprochen, einen Besuch beim Arader Wirtschaftsverein nachzuholen. Gerade in gegenwärtiger Konstellation wäre ihre Präsenz nicht schlecht gewesen, da „mittelständische Unternehmen aus Westeuroapa wieder ihren Blick in Richtung Rumänien gerichtet haben“. Für den Clubpräsidenten aus Temeswar, Peter Hochmuth, sind solche Treffen allein schon deshalb wichtig, weil man so erfährt, „was in der jeweils anderen Region geschieht“. Den Aussagen der Vorstände nach sind die Clubs von der Größe her verschieden und auch, was die Gewichtigkeit der Mitgliedsfirmen angeht, gibt es regionale Unterschiede. Bei den Gesprächen wurden auch viele Gemeinsamkeiten (wieder)erkannt, aber auch Probleme angerissen, die Unternehmer haben – uneingeschränkt von der Region oder von der Größe des Unternehmens. Angesprochen wurden in diesem Kontext Aspekte der Staatsbeihilfen, eine noch immer existierende und erhebliche Bürokratie, sowie die Frage des Schengen-Beitritts. Dazu meinte Peter Hochmuth, man müsse nicht so sehr Lobby in Brüssel, sondern eher in Bukarest machen.
Es sei zwar wichtig, Autobahnen zu bauen, oder Facharbeiter auszubilden, doch in der Perspektive gesehen, sei das Wichtigste, dass man das Personal auch im Land behalten kann, „doch das liegt nicht nur am Gehalt“, sagt der in Arad tätige Waldemar Steimer. Seiner Ansicht nach müsse man, zusammen mit der Politik versuchen, „Rumänien generell attraktiver zu machen. Dabei bezog er sich auch auf das Angebot in Sachen Krankenfürsorge, Bildung und Freizeitgestaltung. Seiner Meinung nach ist es nämlich keine dauerhafte Lösung für einen Absolventen, ins Ausland zu gehen, vielleicht Arbeiten verrichten zu müssen, die nicht seiner Qualifikation entsprechen und dabei aus seinem sozialen Umfeld herausgerissen zu werden. Dies geschehe vor allem deshalb, weil viele Jugendliche „in Rumänien keine Zukunft sehen“, sagte Steimer. Und gerade das müsse sich seiner Meinung nach ändern. Generell sehen die deutschsprachigen Unternehmer und Werksleiter weiterhin Investitionspotenzial in Rumänien, obwohl man gelegentlich „an Grenzen gestoßen“ sei, was den Arbeitsmarkt betrifft.