„Ein kraftvoller Modellierer, auf Volumen bestehend, hat sich Han schon recht früh der Monumentalkunst gewidmet“, schrieb einer der bedeutendsten rumänischen Ästhetiker und Literaturkritiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Tudor Vianu. Als Beweis dafür stehen die zahlreichen Monumentalwerke des Plastikers Oscar Han, die landesweit den öffentlichen Raum schmücken.
Vier Jahrzehnte sind seit dem Ableben des Bildhauers verstrichen: Oscar Han (1891-1976) wurde in Bukarest als Sohn eines deutschen Vaters und einer rumänischen Mutter geboren. Er studierte Bildhauerei mit Dimitrie Paciurea und Zeichnen mit Frederic Storck an der Nationalen Schule der Schönen Künste, wo er später selbst ein Lehreramt bekleidete.
Oscar Han debütierte, bevor er das 20. Lebensjahr erreichte. 1911 stellte er einen „Mädchenkopf“ aus. Im Ersten Weltkrieg wurde er zusammen mit anderen Künstlern vom Generalhauptquartier der Armee zur Bilddokumentation an die Front geschickt und die während dieser Zeit entstandenen Arbeiten anschließend in einer Malerei- und Bildhauereiausstellung präsentiert. Zusammen mit den Malern Nicolae Tonitza, Francisc Şirato und Ştefan Dimitrescu war der Plastiker Mitbegründer des Künstlervereins „Gruppe der Vier“.
Die menschliche Gestalt gehörte schon immer zur Hauptbeschäftigung der Plastiker. Auch im Falle Oscar Hans. In seinen Bronzestandbildern verewigte er Persönlichkeiten der rumänischen Geschichte, wie Constantin Brâncoveanu (1936) in Bukarest, Mircea cel Bătrân (1967) in Turnu Măgurele, Ştefan cel Mare (1974) in Piatra Neamţ oder Mihai Viteazul (1968), eine Reiterstatue in Alba Iulia. Seine Bronzebüsten hingegen zeigen Vertreter des rumänischen Kulturlebens: Nicolae Iorga, Vasile Pârvan, die von Fachleuten zu seinen gelungensten Werken gezählt werden.
Den bedeutendsten rumänischen Dichter, Mihai Eminescu, hat der Bildhauer mehrmals dargestellt. Eine seiner „Eminescu“-Büsten ist in Temeswar anzutreffen. Werke von Oscar Han, die Bronzekleinplastiken „Frauenakt“, „Zwei Soldaten“, „Sitzender männlicher Akt“ und „Bäuerin“, können in der Dauerausstellung rumänischer moderner Kunst im Temeswarer Kunstmuseum gesehen werden.
Oscar Han pflegte einen vereinfachten Stil, fern der Normen des Klassizismus, so der Kunsthistoriker George Oprescu. Vianu vermerkt die übertriebene Vereinfachung und Stilisierung sowie eine Neigung zur impressionistisch-realistischen Bearbeitung des Sujets. Andere Fachleute weisen auf den Einfluss Antoine Bourdelles.
Oscar Han gehört zu den Künstlern, die ihre Theorien auch schriftlich festgehalten haben, und ist bekannt für die Monografie über Dimitrie Paciurea (1932). Seit den 1920er Jahren veröffentlichte er Kunstbeiträge und zwischen 1933-1935 regelmäßig in der Zeitschrift „Curentul“ unter dem Pseudonym Ion Darie. Seine Beiträge sind 1970 unter dem Titel „Meißel und Pinsel“ erschienen.