Die Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Holocausts begann mit einem Gebet auf hebräisch und rumänisch für die sechs Millionen ermordeten Juden - Opfer des nationalsozialistischen Regimes. Sechs Kerzen brannten symbolisch während der mehr als zweistündigen Veranstaltung, die das Deutsche Kulturzentrum und die Jüdische Gemeinde in Temeswar organisierten. Ideenstifterin ist Elke Sabiel gewesen, Vorsitzende der Rumänisch-Deutschen Kulturgesellschaft und ehemalige Leiterin des Auslandsbüros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien.
An der Veranstaltung beteiligten sich neben Angehörigen der jüdischen Minderheit auch der Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Klaus Christian Olasz, dessen Stellvertreter Siegfried Geilhausen sowie der Abgeordnete des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Ovidiu Gan]. Die Leiterin des Kulturzentrums, Alina Baciu, und die Leiterin der Jüdischen Gemeinde in Temeswar, Luciana Friedmann, moderierten die Veranstaltung.
Schülerinnen und Schüler vom Pädagogischen Lyzeum “Carmen Silva” und vom deutschen “Nikolaus Lenau”-Lyzeum stellten den Anwesenden die Ergebnisse ihrer Arbeit zum Thema “Reichskristallnacht” vor. Im November veranstaltete das Deutsche Kulturzentrum Temeswar in Zusammenarbeit mit den beiden Einrichtungen sowie der Waldorfschule ein Projekt zur Aufklärung über die organisierten und gelenkten Gewaltmaßnahmen des nationalsozialistischen Regimes gegen Juden im damaligen Deutschen Reich.
Zwischen dem 7. - 13. November 1938 wurden rund 400 Juden ermordet, Tausende in Konzentrationslager inhaftiert, zahlreiche Synagogen, jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe zerstört. Die Jugendlichen recherchierten zusammen mit ihren Geschichtslehrerinnen über die Hintergründe, Abläufe und Folgen der sogenannten “Novemberpogrome”.
Im Anschluss stellte Dr. Victor Neumann die Geschichte der Judenverfolgung und Deportation in Transnistrien während des Zweiten Weltkriegs vor. Aus Nordsiebenbürgen wurden in nur 21 Tagen rund 131.000 Menschen deportiert. Aus Städten wie Klausenburg/Cluj-Napoca und Sathmar/Satu Mare fuhren täglich mehrere Züge mit Menschen ab, die nach Ausschwitz-Birkenau verschleppt wurden. Der Großteil starb in Konzentrationslagern.
Dieser Teil der Geschichte werde in Rumänien nicht genug behandelt, betonte Geschichtsprofessor Neumann. Besonders die Mehrheitsbevölkerung müsste, genauso wie im Westen, stärker über die Beteiligung Rumäniens und der Nachbarländer am Holocaust aufgeklärt werden. Weiterhin zeigte das Deutsche Kulturzentrum einen zwölfminütigen Dokumentarfilm über das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das in der historischen Mitte Berlins steht.
Die Veranstaltung schloss der deutsche Konsul Klaus Christian Olasz mit einer Ansprache ab. Er verwies auf das Lied von Daliah Lavi “Meine Art, Liebe zu zeigen” hin. Die israelische Filmschauspielerin und Sängerin meinte in dem bekannten Lied der 1970er Jahre: “Meine Art Liebe zu zeigen, das ist ganz einfach Schweigen/ Worte zerstören, wo sie nicht hingehören”. Man müsse Lavi Recht geben, so Olasz. Jedoch sollte man beim Thema Holocaust immer das Schweigen brechen, denn nur durch Aufklärung und Aufarbeitung könne man verhindern, dass sich ein derartiges Verbrechen noch einmal wiederholt.