Bukarest (ADZ) - Wer dieser Tage die Treppen zum Nationalen Geschichtsmuseum emporsteigt, begegnet nicht nur der würdevollen Seite der rumänischen Geschichte. Noch vor dem Eingang wird der Blick von einem Gebilde angezogen, das derzeit heftige Diskussionen unter Kunstexperten, der Museumsleitung, vor allem aber unter den Bukarester Passanten auslöst. Es ist die Statue des pudelnackten Kaisers Traian, der in den Armen eine erstarrte römische Wölfin hält, die vom Halsende her auch noch nahtlos in eine waagrecht abstehende Dakerstandarte in Schlangenform übergeht.
Das von Kunstexperten als wertvoll bezeichnete Werk des Bildhauers Vasile Gorduz soll die beiden Ursprünge der rumänischen Geschichte – Römer und Daker – symbolisieren. Vielleicht ist es ja nur die erhöhte Positionierung, die der Statue die Aura des Peinlichen verleiht: am Fuß der Treppe stehend fällt der erste Blick jedenfalls unwillkürlich auf das entblößte Gemächt des Imperators, das sich dem Gesäuge der Wölfin aufdringlich entgegenreckt.
„Die Statue entspricht keinesfalls unserer Institution“, empört sich auch Museumsdirektor Ernest Oberländer-Târnoveanu.