Bukarest (ADZ) - Der erste Wahlgang der Präsidentschaftswahl ist am Sonntag in zahlreichen Wahllokalen außerhalb des Landes in Chaos ausgeartet, wo Abertausende Wähler ihre Stimme trotz langer Schlangen und geduldigen Wartens vor rumänischen Botschaften oder Konsulaten letztlich doch nicht abgeben konnten.
In München, Stuttgart, Paris, London, Wien, Brüssel, Turin, Mailand, New York u. a. westlichen Großstädten erwies sich die Zahl der eingerichteten Wahllokale oder vorhandenen Wahlstempel als völlig unzureichend, sodass die Wähler oft sechs bis acht Stunden ausharren mussten, um ihr Wahlrecht auszuüben. Vielerorts nutzte jedoch selbst das lange Warten nichts – das Zentrale Wahlbüro beschloss nämlich, die Wahllokale im Ausland trotz des Wählerandrangs pünktlich schließen zu lassen, was zur Folge hatte, dass sich Türen und Tore vor den Nasen Tausender Menschen schlossen. In Paris und London kam es zu wütenden Protesten, die Wähler riefen in Sprechchören „Wir wollen wählen“ und „Diebe“. In Paris stürmten die Ausgesperrten sogar die rumänische Botschaft, worauf das Botschaftspersonal die französische Polizei zu Hilfe rief.
Organisatorische Probleme gab es jedoch auch im Inland: Auf dem Bukarester Universitätscampus stand den rund 15.000 Studenten bloß ein einziges Wahllokal zur Verfügung; zur Qual wurde die Wahl auch für zahllose Durchreisende: In vielen hauptstädtischen Wahllokalen gingen die Formulare für die Eigenerklärung der Wähler mit Wohnsitz außerhalb des Wahlorts schon am frühen Nachmittag aus, bis Nachschub eintraf, verging kostbare Zeit.
Angesichts des Wahlchaos im Ausland forderte Staatschef Traian Băsescu wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale den umgehenden Rücktritt von Außenminister Titus Corlăţean und des für die Diaspora zuständigen Ministers Bogdan Stanoevici. In Bukarest und Klausenburg kam es am Abend zu Solidaritätsprotesten mit den Auslandsrumänen – in der Hauptstadt etwa zogen Hunderte Menschen vors Auswärtige Amt. Außenministerium und Zentrales Wahlbüro verlauteten am Montag, die Mängel des gestiegenen Wahlgangs heute erörtern zu wollen.