Einen besonders ansprechenden Kalender veröffentlichte die Kronstädter Honterusgemeinde unter dem Titel: „Mit der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt durch das Reformationsjahr 2017“. In dem Begleittext, gezeichnet von der Kirchengemeinde A.B. Kronstadt, wird vermerkt: „Die Kunstwerke, die dieser Kalender versammelt, sind nicht bloß bedeutende Denkmäler aus dem Bestand unserer Kirchengemeinde, sondern Künder jener evangelischen Glaubensüberzeugung, die unsere Gemeinde zu ihrer Entstehungszeit beseelte. Wir dürfen uns fragen: Sind unsere Herzen heute noch von diesen Gewissheiten erfüllt? Was eint uns mit, was trennt uns zu jener Zeit? Anderseits ruft uns die Losung für das Jahr 2017 auf, über die Zukunft nachzudenken: ‘Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch’ (Hesekiel 36, 26). Was verändert diese Verheißung in meinem Alltag? Am Kronstädter Kirchentag zum Reformationsjubiläum wollen wir Gemeinschaft erleben, uns dabei aber auch diesen bewegenden Zeit- und Zukunftsfragen stellen. Deshalb laden wir Sie hiermit sehr herzlich zu dem großen Festtag am 30. September 2017 nach Kronstadt ein“.
Die insgesamt 13 Bildtafeln umfassen erklärende Texte von Dr. Agnes Ziegler zu den jeweiligen Kunstwerken, dargestellt auf den Monatsbildern. Das Titelblatt bietet Blick auf den Chorraum und den Altar. Es folgt der Engel mit Posaune auf der Kanzel der Schwarzen Kirche (1695), der in der Hand ein Buch hält, auf dessen Seiten der Text „Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune“ zu lesen ist. Damit wird auf die Kraft der Predigt hingewiesen. Die Kanzel wurde wenige Jahre nach dem großen Stadtbrand (1689) in der Mitte des Langhauses errichtet. Die Bildtafel für den Februar umfasst die Reproduktion einer Hostiendose aus dem Jahr 1690, gestiftet von Michael Deubels Witwe und stammt aus dem Jahr nach dem großen Brand. Es folgen das Tafelbild von Christus am Ölberg (1661), das voraussichtlich ursprünglich als Epitaph diente. Die Reproduktion des Gemäldes von Hans Eder „Kreuzigung“ (1911), bietet auf der Rückseite einige Daten über das Schaffen dieses Kronstädter Malers, der eine ganze Reihe von Gemälden geschaffen hat, die dem Thema der Kreuzigung gewidmet sind.
Bekanntlich ist die Schwarze Kirche auch in Besitz einer Sammlung zahlreicher Messgewänder, zum Teil auch aus vorreformatorischer Zeit, die auch nach der Reformation weiter benutzt wurden. Eine diesbezügliche Darstellung wurde für den Monat Mai ausgesucht. Ebenfalls ein Werk von Hans Eder „Hochzeit zu Kana“ (1933) baut auf die Erzählung aus dem Johannesevangelium. Der gemeinsame Gesang wird im evangelischen Gottesdienst vom Orgelspiel begleitet. Außer der berühmten Buchholzorgel befinden sich in der Schwarzen Kirche weitere restaurierte Orgeln, die gelegentlich gespielt werden. Abgebildet ist diesbezüglich die aus der evangelischen Kirche von Reps stammende Schwalbennestorgel, die hier im Chorraum eine vorübergehende Bleibe nach deren Restaurierung in der Honigberger Orgelbau- und Lehrwerkstatt gefunden hat.
Eine nächste Bildtafel bietet einen Blick auf das Taufbecken, das übrigens das älteste überlieferte Ausstattungsstück der Schwarzen Kirche darstellt. Aus dem Kirchenschatz wird der vorreformatorische Messkelch, der sogenannte Honteruskelch (1526) abgebildet. Bei den Konfirmationsfeiern in der Schwarzen Kirche wird aus diesem der Wein gespendet. Sicher ist jedem Gemeindeglied das Gemälde von Fritz Schullerus „Ratsschwur“ (1898) bekannt. Darauf sind der Stadtrichter Johannes Fuchs und Johannes Honterus zu sehen. Eine Abbildung des Grabsteines von Marcus Fronius, dem gelehrten Geistlichen der Kronstädter evangelischen Kirche um die Wende des 18. Jahrhundert, wird als Bildtafel (November) dargestellt. Und schließlich wird ein Bildnis der Familie Mederus als Reproduktion im letzten Monat des Jahres geboten. Der unbekannt gebliebene Maler stellt auf dem Familienbild Stadtpfarrer Petrus Mederus, seine Gattin und die kleine Tochter Asnath dar. Die zu allen Bildtafeln gebotenen Erklärungen, bilden Aufschluss zu jeweiligen Kunstgegenständen, zu den dargestellten geistlichen Persönlichkeiten und stellen somit eine weitere bedeutende Dokumentation zu der Schwarzen Kirche. Die Bilder und Reproduktionen hat Fotograf Arpad Udvardi geliefert. Der Druck wurde unter sehr guten qualitativen Voraussetzungen in der Druckerei Condor Concept Consulting SRL vorgenommen. Koordiniert wurde das Projekt dieses Kunstkalenders von Dr. Frank Thomas Ziegler, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit des Kronstädter Stadtpfarramtes, der betonte, der Kalender reproduziert Objekte, die von unserem Glaubensbekenntnis künden.
Der aufliegende Kunstkalender stellt eine schöne Einladung zu dem Kirchentag 2017 dar, und stellt vermittels eines Auszuges aus dem Leitbild der Honterusgemeinde, diese als Gastgeber vor: „Wir sind eine christliche Gemeinde und gehören zur Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Rumänien. Grundlage unseres Glaubens ist die Bibel im Verständnis der lutherischen Reformation, so wie sie Johannes Honterus in Siebenbürgen eingeführt hat. Unsere Aufgabe ist die Verkündigung des Evangeliums in allen Lebensräumen der Gemeinde, die insbesondere von Pfarrern, Haupt- und Ehrenamtlichen wahrgenommen wird. In der Verkündigung wissen wir uns mit allen christlichen Kirchen verbunden. Wir stehen in der Tradition deutscher Kultur siebenbürgisch-sächsischer Prägung. Als Teil des öffentlichen Gemeinwesens beteiligen wir uns aktiv an dessen Gestaltung. Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten bilden die Grundlage für ein Zusammenleben in Toleranz und Respekt. Die Honterusgemeinde lädt damit zu Begegnung und christlicher Gemeinschaft ein.“