„Ich habe schon immer gebrauchte Kleider getragen. Als Kind kriegte ich immer die Kleider, die meine älteren Cousinen getragen haben und danach hat mir meine Mutter in Second-Hand-Läden (SH) Klamotten gekauft“, erklärt eine junge Frau, die am Wochenende im Titulescu-Zentralpark einige ihrer gebrauchten Kleidungsstücke zum Verkauf stellte. Am vergangenen Samstag, dem 13. Juli, wurde nämlich ein Markt für SH-Kleider organisiert, bei dem den Textilien ein neues Leben geschenkt wurde. Zahlreiche Interessenten kauften für erschwingliche Preise Blusen, Röcke, Hosen und Mäntel, aber auch Taschen, Schuhe oder Halsketten. Auch Kinder hatten ihre Freude am Markt, sie konnten von ihrem Taschengeld T-Shirts mit Fußball-Thematik oder glitzernden Einhörnern kaufen, die Jugendliche los haben wollten.
Der Markt ist Teil der Culmea-Kinemathek, einem Projekt des Festivals CULMEA zum Thema Umwelt, das Kindern und Jugendlichen gewidmet ist und auf den Umweltschutz aufmerksam machen will. Das Festival organisiert diesen Sommer monatlich Aktionen, wo bereits die Allerkleinsten lernen, auf die Natur zu achten. Im Mai standen Tiere im Mittelpunkt und im Juni gab es konkrete Tipps und Tricks gegen Lebensmittelverschwendung. Diesen Monat hat man die Umweltauswirkungen der Textilproduktion und -abfälle unter die Lupe genommen. CULMEA macht das durch leicht verständliche Tätigkeiten, wie Spiele, Treffen, Filmvorführungen, Wanderungen oder eben dem Markt für gebrauchte Kleidungsstücke.
2500 Liter Wasser für ein T-Shirt
„Das ständige Angebot der neuen Mode zu niedrigen Preisen wirkt sich negativ auf die Umwelt aus und wir wollten dazu beitragen, dass die Leute diese Verschmutzung wahrnehmen und auch selbst den Konsum von Textilien reduzieren und Kleider recyceln, nicht etwa wegwerfen“, erklärt Sabina Baciu, Vorsitzende des Festivals. Denn die Herstellung von Kleidungsstücken beansprucht einen immensen Verbrauch von natürlichen Ressourcen, wie Wasser und Anbaufläche von Baumwolle und anderen Fasern. Das Süßwasser, das ein Mensch in zweieinhalb Jahren trinkt, ist nötig, um ein einziges Baumwoll-T-Shirt herzustellen, so das Europäische Parlament (europarl.europa.eu). Die Textil- und Modeindustrie verbraucht rund 20 Prozent des weltweiten Wassers und ist somit der zweitgrößte Umweltverschmutzer. Die Mikroplastikfasern, die bei der Wäsche von Polyesterkleidung freigesetzt werden, führen jährlich dazu, dass mehr als eine halbe Million Tonnen Mikroplastik auf dem Grund der Ozeane landen und somit auch in die Nahrungskette geraten. Dagegen hat die EU eine Strategie für nachhaltige Textilien aufgebaut, um bis 2050 eine Kreislaufwirtschaft zu verwirklichen.
Jeder Beitrag zählt
Durch seine Aktionen trägt auch das Festival in Kronstadt seinen eigenen kleinen, aber bedeutenden Anteil zum Schutz der Natur bei. Textilien wiederzuverwenden sei sehr einfach und sehr effizient, wissen die Käufer und Verkäufer am Kleider-Markt im Zentralpark. Viele von ihnen schätzen Second-Hand-Kleider, weil sie teils qualitativer sind als jene in den großen Klamottengeschäften und Muster, Schnitt sowie Farben sind anders, als bei den Kleidungsstücken, die gerade in Mode sind. „Man sucht neue Geschäftsmodelle für den Verleih von Kleidung, die Gestaltung von Produkten, die die Wiederverwendung und das Recycling erleichtern“, sagt Baciu. In diesem Sinne gab es am Samstag eine Ecke für Schneiderei im Park, bei dem die gekauften Kleider angepasst werden konnten und wo Interessenten mit der Nähmaschine arbeiten lernten, sodass sie selbst ihre ungebrauchten Kleider zu neuen Modeartikeln umwandeln können. Am Freitag und Samstag gab es zum Thema auch Filme unter freiem Himmel zu sehen. Im Herbst organisiert Culmea ein Festival, bei dem auf alle diese Themen tiefer eingegangen werden wird.