„Heute war ich für ein paar Minuten ein Meteorit“, schreibt Ramona, sieben Jahre alt, ins Gästebuch des „Casa Mureşenilor“-Museums. Es ist keine Erfindung, das Mädchen hat anhand einer interaktiven Installation experimentiert, wie man durchs Weltall fällt. Bis zum 13. Juli kann es jeder Kronstädter ausprobieren. Außerdem gibt es die Möglichkeit, planetarische Nebel zu zeichnen, mit Konstellationen zu musizieren, in einer hölzernen Rakete an Hunderten von bunten Planeten in hoher Geschwindigkeit vorbeizuzischen. Was noch spannender ist: die sechs Installationen, die zur Ausstellung „Celest“ gehören, wurden von Kronstädtern entwickelt. Entstanden ist die Ausstellung unter dem Impuls von „Laborazon“, einem jungen Verein, der an neuen Kunstformen interessiert ist.
Die Faszination des Universums
Das Weltall hat die Menschen schon immer fasziniert. Die eigene Welt haben sie schon erforscht, und der Weltraum ist der nächste Horizont. Seit Januar dieses Jahres hat sich auch eine Gruppe von Kronstädter Künstlern mit diesem Thema beschäftigt. So wurden sechs interaktive Installationen geschaffen. Physische Elemente, wie Skulpturen oder textile Oberflächen, Sensoren oder Knöpfe werden zusammengefügt, zur selben Zeit werden Multimedia-Elemente auf Bildschirme projiziert. Die Installationen werden von Computern oder Mini-Controllern gesteuert. Durch die Interaktion mit den Installationen werden die Besucher selbst Teil der Ausstellung. Laborazon, der Verein, der hinter dieser Idee steckt, ist eine kreative Gemeinschaft, die eine Zeit lang einen Makerspace in Kronstadt koordiniert hat. Seit 2015 organisiert der Verein Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst und Workshops. Wichtig bei einem Makerspace ist die Gemeinschaft, die sich hier bildet. Zu der Zielgruppe von Laborazon gehören Holzindustrie, IT-, Robotik- oder Produktdesign-Studierende, Elektronikbegeisterte, Künstler und Designer jeden Alters.
„Viele meinen, in Kronstadt würde nichts passieren. Aber langsam fängt dieses an, sich zu ändern. Wir sind ein Beweis dafür, dass die Stadt beginnt, sich kreativ zu entwickeln“, meint Alina Floroi, Mitbegründerin von Laborazon. „Wir wollten etwas Neues für Kronstadt. So sind wir auf die Idee gekommen, eine Ausstellung über das Weltall zu zeigen. Wir haben eine Finanzierung von den Kronstädter Lokalbehörden erhalten und konnten uns an die Arbeit machen. Parallel dazu haben wir einen Ausstellungsraum gesucht und gefunden: das Museum „Casa Mureşenilor“. Die Institution ist offen für Experimente und ist besonders an den neuen Technologien interessiert, auch die Räume hier eignen sich perfekt für unsere Ausstellung“, meint Alina, die auch Kuratorin von „Celest“ ist. Die Künstler, die sich an der Ausstellung beteiligt haben, sind: Silvestru Munteanu (Skulptur), Sergiu Neagu (Programmierung), Bogdan Runceanu (Visuals), Ovidiu Chihaia (Toneffekte und Musik), Neo Sense (Szenotechnik).
Sei ein Meterorit!
Es ist dunkel in den Räumen des Casa-Mureşenilor-Museums. Eine Musik, so wie wir sie aus den Science-Fiction Filmen kennen, tönt aus den Lautsprechern. Im ersten Raum befindet sich eine Konsole in Raketenform. Damit kann man planetarische Nebel in allen möglichen Farben zeichnen. Man muss nur die bunten Knöpfe der Konsole drücken und die faszinierenden Nebel werden auf einen Bildschirm projiziert. Wer Geduld hat, kann wahre Kunstwerke produzieren.
Gleich daneben können die Besucher die Empfindungen experimentieren, die die ersten Menschen auf dem Mond erlebt haben. Wenn man auf den „Interaktiven Boden“ tritt, wird man direkt auf den Mars oder auf den Mond projiziert. Man bewegt sich auf der Oberfläche und mit jedem Schritt bildet man einen Krater. Die Installation funktioniert auf Basis eines Sensors, der die Lage der Füße detektiert. Wenn man einen neuen Schritt macht schickt das Programm, das im Computer läuft, den Befehl, ein Bild von einem Krater auf die Oberfläche zu projizieren. In der „Holografischen Galaxie“ laufen im Inneren einer Pyramide zwei Filme- der eine über das Weltall, der andere über das Sonnensystem. Man muss die Pyramide umkreisen und die Bilder aus verschiedenen Ecken betrachten. Der 3D-Eindruck, den wir erhalten, lommt von den drei Spiegeln, die an den Wänden der Pyramide angebracht sind. Im nächsten Zimmer kann man als Meteorit durchs Weltall fallen. Man muss sich vor einem Bildschirm aufstellen und hineinblicken. Ein Sensor, der in eine Kamera eingebaut ist, erkennt den Körper. Das Programm schneidet den Körper aus und legt das Bild mit einem Weltraumbild übereinander, das auf den Bildschirm projiziert wird.
Die Musik der Konstellationen
„Berühre das Weltall“ heißt die vielleicht schönste Installation der Aussellung. Der Besucher hat die Möglichkeit, an den Konstellationen des Juni-Himmels Musik zu erzeugen. Dabei muss er ein Armband tragen und die Linien, die die Konstellationen formen, berühren. Gleich danach hört er verschiedene Töne. Es funktioniert einfach: die Formen der Konstellationen wurden mit einem Faden genäht, der Elektrizität leitet. Die Stromimpulse gehen in einen Kontroller. Ein Programm, das sich in einem anderen Kontroller befindet, erhält den Befehl, verschiedene Töne in den Lautsprecher weiterzuleiten. In einem anderen Zimmer kann man in einem Raumschiff durchs Weltall fliegen. Mit einem Hebel kann man beschleunigen oder Bremse ziehen. Im letzten Raum kann man den Tönen aus dem Universum lauschen und sich entspannen. An den Wänden kleben bunte Post-its mit Zeichnungen von Kindern. Ein UFO, ein Raumschiff, mehrere Außerirdische sind darauf abgebildet.
Vor zwei Wochen wurde in den Ausstellungsräumen ein Workshop organisiert, bei dem auch die Künstler anwesend waren. Den Teilnehmern wurde ausführlich der Mechanismus erklärt, der hinter jeder Installation steckt. Nicht nur Kinder waren davon fasziniert, meinen die Organisatoren, sondern auch viele Erwachsene. In nur zwei Wochen nach der Eröffnung hatte die Ausstellung schon über 700 Besucher.Volontäre erklären den Besuchern, wie sie die Installationen verwenden können und an Infotafeln stehen zusätzliche Informationen. Bis Mitte Juli kann die Ausstellung noch besucht werden. Zurzeit suchen die Organisatoren nach Möglichkeiten, die Exponate auch in anderen Städten zu zeigen. „Celest“ kann montags bis samstags zwischen 9 und 17 Uhr besucht werden. Mehr Informationen auf www. muzeulmuresenilor.ro, www.laborazon.ro und facebook.com/laborazon.