Überall wird über Frieden gesprochen. Der größte Wunsch der Menschheit ist es, Frieden auf Erden zu erleben. In der heutigen politischen Situation in unseren Nachbarländern und nicht nur ist Frieden der größte Wunsch der Menschheit geworden.
Die Nachrichten erzählen über Versuche der Politiker in Konfliktsituationen zwischen den Staaten, Frieden zu bringen. Eltern wünschen sich Frieden zwischen den Geschwistern, die Lehrer sorgen in der Schule auch dafür, dass Frieden zwischen den Schülern herrscht. Wenn alle über den Frieden erzählen, soll oder muss auch in der Kirche davon gesprochen werden? Soll sich die Kirche anpassen?
Die Kirche soll darüber reden, aber nicht weil die Welt darüber redet, sondern weil es ein Charakteristikum der Gemeinde Jesu Christi ist. Kaum ein anderes Wort kommt im Gottesdienst so oft wie das Wort Frieden vor: im Kanzelgruß, im Friedensgruß, in manchen Kirchen, im Gebet, beim Segen usw.: Frieden auf Erden, Friede sei mit euch, und der Friede Gottes welcher höher ist als alle Vernunft. Dabei wird keine Idee oder eine Wunschvorstellung beschrieben und auch keine abstrakte Vorstellung von Frieden, welche nichts mit der Realität zu tun hat. Sondern ganz im Gegenteil, es geht um ein Anspruch der Wirklichkeit.
Über diese Wirklichkeit erzählt uns Petrus in seiner Rede aus der Apostelgeschichte. Eine Wirklichkeit, die als Grundlage für Jesu Leben gesetzt wird. Petrus erzählt uns in Kürze das Leben Jesu und seine Bedeutung. Ihm gelingt es mit wenigen Worten, die Wichtigkeit des Lebens Jesu hervorzuheben. Er schafft esseiner Lebensgeschichte eine einmalige Stellung unter den anderen Lebensgeschichten zu geben: Gott hat ihn auf diese Erde gesandt, um Frieden zu stiften. Sein Leben sollte Frieden ausstrahlen. Überraschenderweise aber hat sein Wirken anfangs alles andere als Frieden gestiftet. Es hat eher Unruhe gebracht und Konflikte ausgelöst.
Er hat in den Augen mancher gegen das Gesetz verstoßen und dafür musste er sterben. Andere haben sich von seiner Botschaft verunsichert gefühlt und deswegen musste er beseitigt werden. Die Hilfe, die er Außenstehenden angeboten hat, sein Kampf gegen lebensfeindliche Gewalten, trägt ihm gerade nicht Liebe und Dankbarkeit, sondern Hass und Ablehnung ein. Er saß am Tisch mit Sündern, er hat die Gebote umgedeutet. Dies alles kam in der Gesellschaft seiner Zeit nicht gut an. Daran erkennen wir, dass die Behauptung, die ich am Anfang gemacht habe, dass wir selbst und im Grunde alle Menschen, nur den Frieden wollen, nicht ganz zutrifft. Welchen Frieden wünschen wir uns? Den, den wir uns bauen oder den, der Gott für uns vorbereitet hat? Der Friede, den Jesus im Namen Gottes anbot, war verbunden mit dem Aufruf, Gott allein Recht zu geben, danach zu trachten, was Gott will, sich seinem Willen zu unterstellen. Und darum wurde er abgelehnt. Die Ablehnung wurde in jener Zeit durch die Kreuzigung gezeigt. Man wollte nicht erkennen, dass der Wille Gottes, der durch Jesus Christus bekannt geworden ist, ein anderer war wie der eigene.
Dass wir nach so vielen Jahren noch Ostern feiern, ist schon beeindruckend ,aber die Tatsache an sich, dass wir Ostern feiern, ist die endgültige Durchsetzung des Friedens. Gott hat seinen Sohn zwar sterben lassen, aber Er hat ihn auch von den Toten auferweckt. Der Wille Gottes hat sich durch die Auferstehung Jesu Christi durchgesetzt. Er hat seinen Friedensplan nicht einfach aufgegeben und als gescheitert erklärt. Er hat uns nicht unserer Friedenslosigkeit und Friedensfeindschaft überlassen. Vielmehr hat er uns dadurch noch eine Chance gegeben, seinen Willen zu verstehen. Er hat zu Ostern seine neue Schöpfung begonnen, die ein Reich des Friedens sein ,wird. In dieser neuen Schöpfung wird das Getrennte zusammengeführt, Konflikte werden gelöst, das Zerstörte geheilt. Genau dieses Heilwerden und Zusammenkommen ist das, was das biblische Wort „Frieden“ meint. Ostern sollte das in Menschen bewirken, dass sie wieder Frieden in ihrem Leben finden, dass sie ,loslassen können und Platz für Gott machen sollen. Wir sollten nicht festhalten so wie die Menschen zur Zeit Jesu an das Gesetz, sondern jeden Tag danach fragen, was Gott in diesem Moment meines Lebens für mich vorbereitet hat. Die Gebote bleiben dieselben, Gott ist auch unveränderbar, aber unser Leben ändert sich, wir entwickeln uns. Und in jeder Phase unserer Lebens werden wir anders von ihm angesprochen und nehmen anders seine Botschaft auf.
Die Botschaft der Auferstehung ist keine statische, die nicht weitergeht. Ganz im Gegenteil, sie zieht viele Kreise. Der dem im Namen Jesu Christi der Friede Gottes zugesprochen ist, der wird nicht mehr Frieden als etwas verstehen, was er zunächst vom andern zu fordern hat, sondern als etwas was von ihm selbst ausgeht, nicht als etwas, was damit beginnt, dass ich anderen meinen Willen aufzwinge, sondern damit, dass ich mich selbst dem Willen Jesu Christi unterstelle und von ihm meine Aggressionen überwinden lasse. Wenn wir das schaffen würden, dann wären nicht nur wir zufrieden, dann würde der von allen ersehnte Frieden herrschen und wir müssten nicht mehr von Konflikten und Verletzungen reden. Die Geschichte Jesu Christi muss deswegen immer weiter erzählt werden. An der Grundlage seines Lebens muss immer wieder erinnert werden: Gott hat ihn auf diese Erde gesandt, um Frieden zu stiften. So wie Petrus haben wir auch einen Auftrag – nicht, weil wir Zeugen der Auferstehung sind, so wie Petrus, sondern weil wir die Auferstehung glauben. Auch unser Auftrag ist der der Verkündigung.
Ich wünsche mir, dass Frieden nicht nur ein Wort bleibt jedes mal, wenn wir es hören. Sondern, dass wir uns jedes mal bewusst werden, wozu wir aufgefordert sind. Es soll ein Wort sein, das uns erinnern soll, was eigentlich damit gemeint ist. Was Jesus Christus mit seinem Leben bezeugen will. Es soll ab jetzt nicht mehr ein Wort dahingestellt sein, das wir oft nur hören, sondern ein Wort, das uns an die Botschaft des Osterfestes erinnert und jedes mal neu zu uns spricht. Amen