Leider ist es hierzulande noch immer eine Ausnahme, dass junge Menschen aus Eigeninitiative ihre Freizeit, ihre Energie und ihr Wissen einbringen, um beispielsweise für ihre Kommilitonen an der Uni eine „nationale Konferenz“ zu organisieren. Genau das geschah aber als Pilotprojekt am 30. und 31. Oktober in Kronstadt.
Den Studenten und Lehrkräften der Fakultät für Rechtswissenschaften gelang es gemeinsam mit ihren Unterstützern, eine „etwas andere“ Jura-Konferenz zu organisieren: von gehobenem, akademischem Niveau und zugleich dynamisch, „jung“, entspannt. Thematisch ging es um „Die Gerechtigkeit aus juristischer, politischer, sozialer und theologischer Perspektive“.
Rund 700 Studenten aus Bukarest, Klausenburg, Jassy, Hermannstadt, Großwardein und Kronstadt sowie Dozenten der Gastgeberfakultät wohnten der Eröffnungsveranstaltung in der Aula der Transilvania-Universität bei. Überraschend oder nicht: die Teilnehmer waren nicht nur Jura-Studierende, sondern vertraten die unterschiedlichsten Studienrichtungen – von Wirtschafts- und Sprachwissenschaften bis Soziologie, Philosophie oder Musik. Sehr professionell war die Betreuung durch das Organisationsteam: im Foyer der Aula wurden die Gäste von jungen (ehrenamtlichen) Mitarbeitern empfangen und gegebe-nenfalls zum Anmeldebüro oder zu einem reservierten Platz im Saal begleitet. Konferenz-Kleiderordnung und die dazugehörende höfliche Haltung waren selbstverständlich.
„Wir wollen nach dieser Konferenz verwandelt sein“, wünschte sich einleitend die Koordinatorin und Masterstudentin Laura David. Zu den Rednern gehörten die Dozentin Carmen Gheorghe und der Dekan der Fakultät für Rechtswissenschaften Cristinel Murzea, sowie Vertreter der Politik und verschiedener Nichtregierungsorganisationen. Referiert wurde über „Moral und Justiz“ und über „Politik und Recht“.
Dass „Gesetze nicht vollkommen, sondern vervollkommnungsfähig“ sind, dass „Gerechtigkeit nicht verhandelt werden kann“ und dass die „juristischen Standards in einer relativierenden, zusammenwachsenden Welt umso notwendiger sind“ – all das erfuhren die Teilnehmer in einer für Konferenzen eher ungewöhnlichen, sehr direkten und simplen Formulierung. Es gab Fragen, die absichtlich offen gelassen wurden: „Was machst du, wenn du recht hast, doch niemand dir recht gibt?“
Auch Gesetzesartikel und „trockene“ Fachsprache mischten sich in die Referate, doch die Botschaft, die zum Abschluss des ersten Abends feststand, war: „Wir selbst sind diejenigen, die Zivilisationsmodelle schaffen“ und „Wir alle tragen dazu bei, in der Gesellschaft ein Klima der Gerechtigkeit zu etablieren.“
Vielleicht etwas zu präsent für eine „Jura-Konferenz“ war in den Plenarsitzungen die theologische Perspektive. Es bleibt unbestritten, dass juristische und theologische Normen eng verbunden sind, doch liegt es im Aufgabenbereich der Wissenschaft, die feine Trennung zu ergründen. Das Interesse der jungen Teilnehmer war groß – auch wenn sich hie und da ein diskretes Tippen am Smartphone scheinbar nicht (mehr) vermeiden lässt.
Praxisbezogene Seminare – mal mit einem Rechtsanwalt, mal mit dem ehemaligen Leiter einer Justizvollzugsanstalt –, Wettbewerbe, Buchvorstellungen, Präsentationen der Kronstädter Studentenvereinigungen, sogar Partys und ein Stadtrundgang ergänzten das Programm. Für die erste Auflage, ein Erfolg.